Der Physik-Nobelpreis geht in diesem Jahr an den deutschen Klimaforscher Klaus Hasselmann und den Japaner Syukuro Manabe sowie den Italiener Giorgio Parisi. Sie werden für ihre "bahnbrechenden Beiträge zu unserem Verständnis komplexer physikalischer Systeme" ausgezeichnet, wie die Schwedische Akademie der Wissenschaften am Dienstag in Stockholm mitteilte. Der Preis geht zur Hälfte an Hasselmann und den Meteorologen und Klimatologen Manabe, die mit ihrer Forschung die Grundlage für das Wissen über das Erdklima und den Einfluss des Menschen gelegt hätten. Der italienische Physiker Parisi werde für seine revolutionären Beiträge zur Theorie ungeordneter Stoffe und zufälliger Prozesse geehrt.
"Ich bin noch ganz überrascht. Ich will gar nicht aufwachen, für mich ist das ein schöner Traum", sagte Hasselmann der Nachrichtenagentur Reuters. "Ich bin ja jetzt pensioniert und in letzter Zeit war ich ein bisschen faul. Ich freu' mich über die Ehre. Die Forschung geht weiter." Der 89-Jährige war von 1975 bis 1999 Direktor am Max-Planck-Institut für Meteorologie in Hamburg. Das Nobelkomittee hob hervor, dass Hasselmann ein Modell entwickelt habe, das Wetter und Klima miteinander verknüpft. So habe nachgewiesen werden können, dass der Temperaturanstieg in der Atmosphäre auf die Kohlendioxidemissionen des Menschen zurückzuführen ist.
Manabe habe nachgewiesen, wie ein erhöhter Kohlendioxidgehalt in der Atmosphäre zu einem Anstieg der Temperaturen an der Erdoberfläche führt. In den 1960er-Jahren habe der heute 90-Jährige die Entwicklung physikalischer Modelle des Erdklimas angeführt und als Erster die Wechselwirkung zwischen Strahlungsbilanz und dem vertikalem Transport von Luftmassen erforscht. Seine Arbeit habe den Grundstein für die Entwicklung der heutigen Klimamodelle gelegt.
Der Italiener Parisi habe gegen 1980 verborgene Muster in ungeordneten komplexen Stoffen entdeckt. Die Entdeckungen des 73-Jährigen zählten zu den wichtigsten Beiträgen zur Theorie komplexer Systeme. Sie ermöglichen es, viele verschiedene und scheinbar völlig zufällige Stoffe und Phänomene zu verstehen und zu beschreiben, nicht nur in der Physik, sondern auch in anderen Bereichen wie der Mathematik, Biologie, den Neurowissenschaften und im maschinellen Lernen.
Der mit umgerechnet rund 980.000 Euro dotierte Nobelpreis gilt als die höchste Auszeichnung auf dem Gebiet der Physik. Im vergangenen Jahr ging der Preis an den deutschen Astrophysiker Reinhard Genzel, die US-Amerikanerin Andrea Ghez und den Briten Roger Penrose für ihre Forschungen zu Schwarzen Löchern. Als bekanntester Träger des Physik-Nobelpreises gilt Albert Einstein, der ihn für seine Arbeit zum fotoelektrischen Effekt erhielt.