Politik

USA bereit für Impfung von 28 Millionen Kindern im Alter von 5 bis 11 Jahren

Lesezeit: 4 min
22.10.2021 10:18
Noch sind die Covid-Impfstoffe für jüngere Kinder nicht zugelassen. Doch die US-Regierung steht schon bereit für eine schnelle landesweite Impfung aller Kinder.
USA bereit für Impfung von 28 Millionen Kindern im Alter von 5 bis 11 Jahren
Im Eiltempo will die US-Regierung von Joe Biden die jüngeren Kinder impfen. (Foto: dpa)

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Die US-Regierung hat nach eigenen Angaben die nötigen Vorbereitungen für die Corona-Impfung von Kindern im Alter von fünf bis einschließlich elf Jahren getroffen. Mit den Impfungen solle begonnen werden, sobald in den kommenden Wochen die Zulassung des Impfstoffs von Biontech/Pfizer für diese Altersgruppe vorliege, sagte der Corona-Koordinator des Weißen Hauses, Jeff Zients, am Mittwoch. Es gehe dabei um rund 28 Millionen Kinder in den USA.

Ein Gremium der Lebens- und Arzneimittelbehörde FDA soll am kommenden Dienstag über eine mögliche Zulassung beraten und die Experten der Gesundheitsbehörde CDC dann in der Folgewoche. Damit könnte die Impfung der Kinder dieser Altersgruppe womöglich schon im kommenden Monat beginnen. Die Fünf- bis Elfjährigen bekämen im Fall der Zulassung einen spezifischen Impfstoff, der unter anderem eine geringere Dosis des Wirkstoffs aufweist als jener für Ältere.

Die Regierung werde innerhalb weniger Tage nach der Zulassung 15 Millionen Dosen Impfstoff an Kinderärzte, Kliniken und Apotheken ausliefern, um die Impfkampagne zu starten, erklärte das Weiße Haus. Auch das nötige Zubehör, etwa kleinere Spritzen, würden direkt mit ausgeliefert. Der Impfstoff könne bis zu zehn Wochen bei normaler Kühlschranktemperatur gelagert werden, hieß es. Zients betonte: "Wir werden genügend Nachschub haben."

Der Impfstoff von Pfizer erfordert zwei Dosen im Abstand von drei Wochen und eine zweiwöchige Wartezeit, bis der volle Schutz einsetzt, was bedeutet, dass die ersten Kinder bis Weihnachten vollständig geschützt sein werden. Einige Eltern können es offenbar kaum erwarten, wie die Nachrichtenagentur AP berichtet. Justin Shady, ein Film- und Fernsehautor aus Chicago, sagte, dass seine 6-jährige Tochter Grey nervös wurde, als er ihr sagte, dass sie die Impfung bald bekommen würde. Aber er hat sie mit einer Reise nach Disney World bestochen, und "sie ist voll dabei".

Der Impfstoff der Hersteller Biontech und Pfizer ist in den USA bereits für Kinder ab zwölf Jahren und für Erwachsene zugelassen. Die Wirkstoffe von Moderna sowie von Johnson & Johnson sind bislang nur für den Einsatz bei Erwachsenen zugelassen. Was Kinder unter 5 Jahren betrifft, so untersuchen Pfizer und Moderna ihre Impfstoffe derzeit an Kindern ab einem Alter von 6 Monaten. Die Ergebnisse werden noch im Laufe des Jahres erwartet.

Die Regierung von US-Präsident Joe Biden wies darauf hin, dass die Ausweitung der Impfungen auf Kinder unter 12 Jahren nicht mit dem Beginn der Einführung des Impfstoffs vor 10 Monaten vergleichbar sein wird, als viele Amerikaner wegen begrenzter Kapazitäten lange warten mussten. Das Land verfügt jetzt über ausreichende Vorräte des Pfizer-Impfstoffs, um die Kinder zu impfen.

Mehr als 25.000 Kinderärzte und Grundversorger hätten sich schon bereit erklärt, den Impfstoff an Grundschulkinder abzugeben, zusätzlich zu den Zehntausenden von Drogerien, die bereits Impfungen an Erwachsene verabreichen. Hunderte Kliniken werden ebenfalls von der Federal Emergency Management Agency finanziert und unterstützt, um den Prozess zu beschleunigen. Neben den Arztpraxen werden wahrscheinlich auch viele Impfungen an den Schulen stattfinden.

Im Bundesstaat Maryland haben Beamte angeboten, Schulen bei der Einrichtung von Impfkliniken zu unterstützen. Die öffentlichen Schulen in Denver planen Massenimpfungen für Kleinkinder sowie kleinere Kliniken, die während des Schultages und am Abend Impfungen anbieten. Die Gesundheitsbehörde von Chicago arbeitet eng mit den Schulen zusammen, die bereits Impfveranstaltungen für Schüler ab 12 Jahren und deren Familien organisiert haben.

Das Weiße Haus bereitet außerdem eine verstärkte Kampagne vor, um Eltern und Kinder davon zu überzeugen, dass die Impfungen sicher und einfach seien. Wie schon bei den Impfungen für Erwachsene ist die Regierung der Ansicht, dass vertrauenswürdige Botschafter - Pädagogen, Ärzte und führende Persönlichkeiten - eine entscheidende Rolle bei der Werbung für die Impfungen spielen werden.

Dr. Lisa Reed, medizinische Leiterin für Familienmedizin bei MAHEC, einem Sicherheitsnetzanbieter im westlichen North Carolina, der Patienten aus den ländlichen Appalachen und aus städtischen Gemeinden wie der Touristenstadt Asheville versorgt, sagte, dass es einiger Anstrengungen bedarf, um einige Familien für die Impfung zu gewinnen.

Reed sagte, sie lebe in einer Gemeinde, in der es leider eine große Zurückhaltung bei Impfungen gebe. "Einige haben eine geringere Gesundheitskompetenz oder gehören ethnischen Gruppen an, die generell eher zögerlich sind", sagte sie. Und in Asheville gebe es eine beträchtliche Anzahl gut ausgebildeter Erwachsener, die seit langem Impfskeptiker seien.

Obwohl das Risiko, an COVID-19 ernsthaft zu erkranken, bei Kindern geringer ist als bei älteren Menschen, sind nach Angaben der CDC in den USA mindestens 637 Menschen unter 18 Jahren an dem Virus gestorben. Nach Angaben der American Academy of Pediatrics sind 6 Millionen Kinder in den USA infiziert, davon 1 Million seit Anfang September, als sich die ansteckendere Delta-Variante ausbreitete.

Die Gesundheitsbehörden sagen, dass eine Ausweitung der Impfkampagne nicht nur die Zahl der Infektionen bei Kindern eindämmen, sondern auch die Ausbreitung des Virus auf gefährdete Erwachsene verringern werde. Die Impfungen könnten auch dazu beitragen, dass die Schulen geöffnet bleiben und die Jugendlichen wieder auf den richtigen Weg gebracht werden.

"COVID hat auch das Leben unserer Kinder durcheinander gebracht. Die Schule ist schwieriger geworden, sie können sich nicht mehr mit Freunden und Familie treffen, und der Jugendsport ist schwieriger geworden", sagte Dr. Vivek Murthy, U.S. Surgeon General gegenüber NBC. "Wenn wir unsere Kinder impfen lassen, haben wir die Aussicht, sie zu schützen, aber auch all die Aktivitäten wieder zu ermöglichen, die für unsere Kinder so wichtig sind."

Murthy sagte, dass die Regierung die Impfungen für Millionen von Erwachsenen vorschreibt, es zugleich aber den Bundesstaaten und den lokalen Behörden überlässt zu entscheiden, ob Schulkinder geimpft werden müssen. Es sei aber "eine vernünftige Sache, die man in Betracht ziehen sollte", auch die Kinder gegen Covid zu impfen, so Murthy. "Es entspricht auch dem, was wir bei anderen Kinderimpfstoffen wie Masern, Mumps und Polio getan haben."

Die USA haben 65 Millionen Dosen des Pfizer-Impfstoffs für Kinder gekauft, die nach offiziellen Angaben ein Drittel der Dosis für Erwachsene und Jugendliche ausmachen sollen. Sie werden in kleineren Paketen mit jeweils etwa 100 Dosen verschickt, sodass sie von mehr Anbietern abgegeben werden können, und sie müssen nicht mehr so tiefgekühlt gelagert werden wie die Erwachsenenversion. Etwa 219 Millionen Amerikaner ab 12 Jahren, das sind 66 Prozent der Gesamtbevölkerung, haben mindestens eine Impfung erhalten, und fast 190 Millionen sind vollständig geimpft.


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