Politik

AfD-Abgeordneter Alexander Gauland als Alterspräsident abgelehnt

Die AfD ist mit dem Versuch gescheitert, Alexander Gauland als Alterspräsident des Bundestags durchzusetzen, der mit 80 Jahren der älteste Abgeordnete ist.
26.10.2021 12:03
Aktualisiert: 26.10.2021 12:03
Lesezeit: 2 min

Die AfD ist mit dem Versuch gescheitert, ihren Abgeordneten Alexander Gauland als Alterspräsident des Bundestags durchzusetzen. Ein Antrag der Fraktion zur Änderung der Geschäftsordnung fand am Dienstag bei der konstituierenden Sitzung des Bundestags in Berlin keine Mehrheit.

Gauland ist mit 80 Jahren der älteste Abgeordnete. Die Geschäftsordnung wurde vor der Bundestagswahl 2017 allerdings geändert, so dass der Alterspräsident nun der Abgeordnete mit den meisten Parlamentsjahren ist. Ohne eine Reform wäre damals voraussichtlich der AfD-Politiker Wilhelm von Gottberg Alterspräsident geworden. In dieser Legislaturperiode führte die Regelung nun dazu, dass der bisherige Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble (CDU) der Alterspräsident ist.

In der Geschichte des deutschen Parlamentarismus hätte es bis zuletzt nur ein Parlament gewagt, mit der Tradition zu brechen, dass der Posten an den ältesten Abgeordneten ging, erklärte der Parlamentarische Geschäftsführer der AfD, Bernd Baumann. Das sei der Reichstag 1933 nach der Machtergreifung der Nazis unter Reichstagspräsident Hermann Göring gewesen. «Soll das Ihr Vorbild sein?», fragte Baumann. «Das ist keine gute Tradition. Kommen Sie wieder zurück auf den seit Jahrhunderten bewährten Weg aller deutschen Demokraten.»

Der Parlamentarische Geschäftsführer der SPD-Fraktion, Carsten Schneider, sagte, die SPD weise den Antrag der AfD strikt ab. Die AfD habe bei der Wahl an Zustimmung verloren. Der Verweis Baumanns auf 1933 sei eine Frechheit, sagte Schneider. Er könne sich keinen besseren Alterspräsidenten vorstellen als Schäuble.

Der Parlamentarische Geschäftsführer der CDU/CSU-Fraktion, Michael Grosse-Brömer, sagte mit Blick auf Gauland, wer das dunkelste Kapitel der deutschen Geschichte als «Fliegenschiss» bezeichne, habe sich schon dadurch disqualifiziert. Grosse-Brömer kritisierte zugleich Bestrebungen der FDP, die Sitzordnung im Bundestag «mit der Brechstange» zu ändern. Dies sei kein guter Stil: «Ich spüre einen Hauch von Arroganz der Macht.»

Die FDP-Fraktion möchte im Plenarsaal mit der Union den Platz tauschen. Bisher sitzt die AfD - vom Platz des Bundestagspräsidenten aus gesehen - ganz rechts, daneben die FDP, dann die Union, die Grünen, die SPD und am linken Rand die Linksfraktion.

Jeder Vierte im neuen Bundestag ist jünger als 40

Der neue Bundestag ist im Schnitt zwei Jahre jünger als der alte. Der Frauenanteil ist zudem von 30,7 auf 34,8 Prozent gestiegen. Das geht aus der Statistik des Bundeswahlleiters nach Vorlage des endgültigen Wahlergebnisses hervor. Demnach liegt das Durchschnittsalter der Abgeordneten jetzt bei 47,3 Jahren. Nach der Bundestagswahl 2017 lag es bei 49,4 Jahren. Mit 50 Abgeordneten ist die Gruppe der unter 30-Jährigen jetzt deutlich stärker vertreten. Nach der Wahl 2017 waren es zwölf. Auch mehr 30- bis 39-Jährige haben ein Mandat bekommen: Ihre Zahl stieg von 115 auf 143.

Gemessen an der Größe des Parlaments, das von 709 auf 736 Abgeordnete angewachsen ist, ist damit jeder vierte Bundestagspolitiker noch unter 40 (26,2 Prozent). Nach der Wahl 2017 war es nicht mal jeder Fünfte (17,9 Prozent). Die jüngste Abgeordnete ist die 23-jährige Grünen-Politikerin Emilia Fester aus Hamburg. Alexander Gauland von der AfD ist mit 80 Jahren der älteste Abgeordnete. Die Zahl der weiblichen Abgeordneten stieg von 218 auf 256.

Bei der Verteilung der Berufe hat sich nicht viel geändert: Die meisten Abgeordneten kommen aus dem Bereich «Unternehmensorganisation, Recht, Verwaltung»: 532 der 736 Bundestagsabgeordneten sind entweder Rechtsanwälte, Steuerberater, kommen aus dem Rechnungs- oder Finanzwesen, der Verwaltung oder Unternehmensführung (2017: 511). Dahinter folgen Geisteswissenschaftler, Werbe- und Marketing-Fachleute und Kultur- und Medienschaffende (65, 2017: 53) vor Gesundheits- und Sozialberufen, Lehrkräften und Erziehern (59, 2017: 54). Handwerker, Landwirte (8) oder Kaufleute (16) sind kaum vertreten.

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