Deutschland

Logistikbranche warnt vor drohendem „Versorgungskollaps“

Lesezeit: 1 min
08.11.2021 15:56  Aktualisiert: 08.11.2021 15:56
Die Logistikbranche warnt in einem Schreiben an das Wirtschaftsministerium davor, dass die Versorgung der Bevölkerung künftig möglicherweise nicht mehr vollumfänglich aufrechterhalten werden könnte.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

In einem Schreiben an Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) hat die Logistikbranche vor einem „drohenden Versorgungskollaps“ angesichts des Mangels an dem für viele Lkw und Busse benötigten Abgasreinigungsmittel AdBlue gewarnt. Ein flächendeckender Engpass hätte „dramatische Folgen für ca. 90 Prozent der Lkw-Verkehre in Deutschland, aber auch für Busse, die auf AdBlue angewiesen sind“, heißt es in dem Schreiben vom Bundesverband Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung (BGL) und dem Bundesverband Deutscher Omnibusunternehmer (bdo). „Die Fahrzeuge müssten faktisch stehen bleiben, da sie ohne AdBlue nicht mehr betrieben werden dürfen.“ Die Lieferketten wären dann akut gefährdet, die Versorgung der Bevölkerung mit Waren und Dienstleistungen nicht mehr sicher. Auch der Personennahverkehr, die Bustouristik und der Fernlinienbusverkehr stünde infrage.

Der Mangel an AdBlue treibt auch das Bundeswirtschaftsministerium um. „Aktuell gibt es dort steigende Preise, die auch im Zusammenhang stehen mit der Energie-Preisdebatte insgesamt“, sagte eine Sprecherin am Freitag in Berlin. Das Ministerium beobachte diese Entwicklung sehr genau. „Wir nehmen die Warnungen und Befürchtungen der Branche natürlich sehr ernst.“

„Wir haben hier einen kontinuierlichen Austausch mit der Wirtschaft, da das Thema Lieferengpässe ja an verschiedenen Fronten weiter aktuell ist“, sagte die Ministeriumssprecherin, Gemeinsam mit den betroffenen Ressorts Verkehr und Umwelt sowie den Verbänden werde man das Gespräch suchen.

Die Logistikbranche führt die Probleme unter anderem auf die weltweit stark gestiegenen Erdgas-Preise zurück. Dadurch sei die Produktion von Ammoniak als einem der Ausgangsstoffe zur Düngemittel- und AdBlue-Produktion von den Herstellern stark reduziert worden, weil es sich nicht mehr rechnet. Seit einigen Wochen sei daher ein Preisanstieg bei AdBlue von 19 Cent pro Liter Anfang 2020 auf inzwischen 69 Cent zu beobachten. Zunehmend mehr Transportlogistik- und Omnibusunternehmen hätten berichtet, dass die Lieferung eingestellt worden sei.

Schon vor Wochen war die Düngemittel- beziehungsweise Ammoniakproduktion in Großbritannien aufgrund der extrem gestiegenen Erdgaspreise nahezu zum Erliegen gekommen - mit weitreichenden Folgen. So brach beispielsweise auch die Produktion von Kohlenstoffdioxid, welches als Nebenprodukt der Düngemittelproduktion anfällt, ein. Marktbeobachter warnten schon damals, dass das Problem auch auf Kontinentaleuropa übergreifen werde.

Zuletzt hatten auch Logistiker aus der Lebensmittelbranche vor Engpässen bei der Lebensmittelversorgung gewarnt.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Bildung für die Zukunft SOS-Kinderdorf Thüringen im Einsatz für die Demokratie

In einer Zeit, in der die Unzufriedenheit mit der Politik wächst, engagiert sich das SOS-Kinderdorf Thüringen mit einem Demokratieprojekt...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Clean Industrial Deal: Warum die EU jetzt handeln muss
26.12.2024

Vor fünf Jahren setzte die EU mit dem Europäischen Green Deal neue Maßstäbe im globalen Klimaschutz. Heute, angesichts wachsender...

DWN
Politik
Politik „Atomkraft? Nein Danke“: Habeck-Ministerium manipulierte wohl AKW-Studie für Atomausstieg
26.12.2024

Manipulation im Wirtschaftsministerium? Wie interne Unterlagen jetzt aufdecken, soll das Wirtschaftsministerium unter Robert Habeck gezielt...

DWN
Politik
Politik Papst eröffnet Heiliges Jahr mit Hoffnungsbotschaft
26.12.2024

Ein strammes Programm hatte der gesundheitlich angeschlagene Papst an Weihnachten zu stemmen: Er eröffnete das Heilige Jahr der...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Deutschland schafft Gasspeicherumlage ab: Entlastung für Nachbarländer, Mehrkosten für Verbraucher
26.12.2024

Deutschland verabschiedet sich von der umstrittenen Gasspeicherumlage an Grenzübergangspunkten zu Nachbarländern. Mit einer Änderung des...

DWN
Immobilien
Immobilien Sechs Jahre Mietenstopp: Können Mietpreiserhöhungen gesetzlich verboten werden?
26.12.2024

Der aktuelle Wohnmarkt bereitet Volk wie Bundesregierung Kopfzerbrechen. Laut Umfragen glauben immer weniger Deutsche daran, sich den Traum...

DWN
Finanzen
Finanzen Teure Ampel-Geschenke: 2025 – das Jahr, in dem Sie von Vater Staat geschröpft werden
26.12.2024

Die Konsumstimmung ist nicht die Beste in Deutschland: Der Gabentisch wird auch dieses Weihnachten bei Vielen eher mau aussehen. Vater...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Kann Automatisierung die deutsche Industrie retten?
26.12.2024

Die deutsche Wirtschaft kämpft mit Fachkräftemangel und explodierenden Kosten. Wie können Automatisierung und Robotik diese...

DWN
Politik
Politik Wahlforscher Jung: Die Union hat ein "Merz-Problem" - und Habeck eine gute Chance
26.12.2024

Es sei sehr wahrscheinlich, dass Unionskandidat Merz der nächste deutsche Bundeskanzler wird, sagt Wahlforscher Matthias Jung. Doch er...