Politik

Die diplomatische Front des Westens gegen Syrien bricht zusammen

Die vom Westen gegen Syrien aufgebaute diplomatische Front bricht zusammen, immer mehr Staaten der Region nehmen Kontakt zu Damaskus auf.
10.11.2021 12:00
Lesezeit: 2 min
Die diplomatische Front des Westens gegen Syrien bricht zusammen
Mai 2021, Libanon: Syrer winken mit Bildern des syrischen Präsidenten al-Assad aus einem Fahrzeug, während sie sich auf den Weg machen, um ihre Stimmen bei der ersten Phase der syrischen Präsidentschaftswahlen in der syrischen Botschaft abzugeben. (Foto: dpa) Foto: Marwan Naamani

Die US-Regierung hat den jüngsten Besuch des Außenministers der Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) bei Syriens Präsidenten Baschar al-Assad scharf kritisiert. Die Regierung in Washington sei besorgt angesichts der Berichte über das Treffen und des Signals, das davon ausgehe, sagte ein Sprecher des US-Außenministeriums am Dienstag. Die USA unterstützten keine Bemühungen, die Kontakte zu Syrien zu normalisieren oder Assad zu rehabilitieren. Dieser sei ein „brutaler Diktator“, der Gräueltaten gegen das syrische Volk begehe, behauptete der Sprecher.

Washingtons Front gegen Damaskus bröckelt

Die Emirate gelten in der Golfregion als wichtiger Verbündeter der USA. VAE-Außenminister Abdullah bin Sajid hatte sich am Dienstag in Damaskus mit Assad getroffen. Es war der erste Besuch eines derartig hochrangigen Vertreters des Golfstaates in Syrien seit dem Ausbruch des vom Ausland gesteuerten Stellvertreterkrieges in Syrien im Jahr 2011.

Das Treffen gilt als Signal, dass die Isolation des Landes in der arabischen Welt bald enden und Syrien in die Arabische Liga zurückkehren könnte. Die Mitgliedschaft war wenige Monate nach Beginn des Syrien-Konfliktes ausgesetzt worden. Die Vereinigten Arabischen Emirate und Bahrain hatten bereits vor rund drei Jahren ihre Botschaften in Damaskus wiedereröffnet.

Neben den Emiraten und Bahrain verfolgen derzeit noch andere Staaten der Region eine Annäherung an Damaskus:

So schickte Saudi-Arabien im Mai seinen Geheimdienstchef zu Gesprächen nach Syrien. Der Schritt war bedeutsam, weil es der erste direkte Kontakt von Repräsentanten beider Staaten war, nachdem Saudi-Arabien im Jahr 2012 seine Botschaft in Syrien geschlossen hatte.

Im Juli berichteten die DWN, dass die Vereinigten Arabischen Emirate im März die Rückkehr Syriens in die Arabische Liga forderten - ebenso wie der Irak dies schon im Januar des laufenden Jahres getan hatte.

Syriens Nachbarland Jordanien öffnete Ende September zudem erstmals seit Jahren einen wichtigen Grenzübergang zwischen beiden Ländern. „Ziel dieser Vereinbarungen ist es, den Handelsaustausch zwischen den beiden Ländern zu fördern, um den Interessen aller Beteiligten gerecht zu werden“, zitierte Russia Today damals den jordanischen Handelsminister. Die Öffnung war möglich geworden, nachdem die syrische Armee ab dem Jahr 2018 Söldner-Milizen vertrieben hatte, die den äußersten Süden des Landes kontrollierten.

Im Zuge der Treibstoffkrise hatte die Regierung des Libanon Anfang September zudem erstmals seit zehn Jahren eine hochrangige Delegation ins Nachbarland geschickt. Ziel des Besuchs seien mögliche Gas- und Stromlieferungen regionaler Nachbarn, wie die staatliche libanesische Nachrichtenagentur NNA berichtete. Es war der erste Besuch einer hochrangigen Delegation aus dem Libanon seit 2011. Die syrische Regierung stimmte dem libanesischen Gesuch der Strom- und Gaslieferungen zu, wie die syrische Staatsagentur Sana berichtete.

Die wohl bedeutendste diplomatische Aufwertung erfuhr Syrien aber im Juli, als China das Land offiziell in sein Generationenprojekt der Neuen Seidenstraße aufgenommen hatte.

Darüber hinaus gelten Ägypten und Algerien als Länder, deren Regierungen für eine Normalisierung der Beziehungen zu Syrien eintreten.

Russland und der Iran sind jene Staaten, welche Syrien nicht nur offen diplomatisch, sondern insbesondere auch militärisch unterstützen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen Steuererklärung: Wann Verspätungszuschläge unzulässig sind
19.07.2025

Viele Steuerzahler ärgern sich über Verspätungszuschläge, wenn sie ihre Steuererklärung zu spät abgeben. Doch nicht immer ist die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Arbeiten nach der Schule: Warum viele keine Ausbildung beginnen
19.07.2025

Schnell Geld verdienen statt jahrelang pauken – das klingt für viele junge Menschen verlockend. Doch wer direkt nach der Schule in den...

DWN
Politik
Politik Militär statt Frieden? Was das EU-Weißbuch 2030 wirklich bedeutet
19.07.2025

Mit dem Weißbuch „Bereitschaft 2030“ gibt die EU ihrer Sicherheitspolitik eine neue Richtung. Doch Kritiker warnen: Statt...

DWN
Politik
Politik Nordkoreas Kronprinzessin: Kim Ju-Ae rückt ins Zentrum der Macht
18.07.2025

Kim Jong-Un präsentiert die Zukunft Nordkoreas – und sie trägt Handtasche. Seine Tochter Kim Ju-Ae tritt als neue Machtfigur auf. Was...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Birkenstock: Von der Orthopädie-Sandale zur globalen Luxusmarke
18.07.2025

Birkenstock hat sich vom Hersteller orthopädischer Sandalen zum weltweit gefragten Lifestyle-Unternehmen gewandelt. Basis dieses Wandels...

DWN
Politik
Politik 18. Sanktionspaket verabschiedet: EU verschärft Sanktionsdruck mit neuen Preisobergrenzen für russisches Öl
18.07.2025

Die EU verschärft ihren wirtschaftlichen Druck auf Russland: Mit einem neuen Sanktionspaket und einer Preisobergrenze für Öl trifft...

DWN
Politik
Politik China investiert Milliarden – Trump isoliert die USA
18.07.2025

China bricht alle Investitionsrekorde – und gewinnt Freunde in aller Welt. Trump setzt derweil auf Isolation durch Zölle. Wer dominiert...

DWN
Finanzen
Finanzen Energie wird unbezahlbar: Hohe Strom- und Gaskosten überfordern deutsche Haushalte
18.07.2025

Trotz sinkender Großhandelspreise für Energie bleiben die Kosten für Menschen in Deutschland hoch: Strom, Gas und Benzin reißen tiefe...