Politik

Präsident Lukaschenko will Migranten helfen, zu Merkel zu gelangen

Der belarussische Präsident Lukaschenko hat die an der polnischen Grenze gestrandeten Migranten erstmals besucht. Er will sie dabei unterstützen, nach Deutschland zu gelangen.
26.11.2021 17:30
Aktualisiert: 26.11.2021 17:30
Lesezeit: 1 min
Präsident Lukaschenko will Migranten helfen, zu Merkel zu gelangen
Präsident Lukaschenko sprach am Freitag zu den Migranten an der polnisch-belarussischen Grenze. (Foto: dpa) Foto: Maxim Guchek

Bei einem Besuch an der polnischen Grenze hat der belarussische Machthaber Alexander Lukaschenko Deutschland mit Nachdruck zur Aufnahme Tausender Migranten aufgefordert. «2000 Menschen - das ist kein großes Problem für Deutschland», sagte Lukaschenko am Freitag in Brusgi in einer zur Notunterkunft gemachten Lagerhalle. «Kanzlerin Merkel ist damit einverstanden», behauptete er einmal mehr. Aus Berlin kam umgehend ein Dementi.

«Da möchte ich für die Bundeskanzlerin und für die Bundesregierung ganz klar sagen, dass diese Aussage falsch ist», sagte Regierungssprecher Steffen Seibert am Freitag in Berlin. Vor einigen Tagen hatte Lukaschenko nach zwei Telefonaten mit der geschäftsführenden Regierungschefin Angela Merkel (CDU) ähnliche Behauptungen gemacht - auch damals widersprach die Bundesregierung.

Die Menschen in der Notunterkunft in einer Logistikhalle wollten nach Deutschland zu ihren Familien und Nächsten, sagte Lukaschenko. «Nehmen Sie bitte diese Menschen bei sich auf. Das ist keine große Last.» Einige Migranten sprechen Deutsch und haben in Deutschland Verwandte, wie ein Reporter der Deutschen Presse-Agentur von dort nach Gesprächen mit den Menschen berichtet hatte.

Seit Wochen versuchen Tausende Migranten, von Belarus über die EU-Außengrenzen nach Polen oder Litauen zu gelangen. Die EU wirft dem autoritären Lukaschenko vor, er habe gezielt Menschen aus Krisenregionen nach Minsk einfliegen lassen, um sie dann in die EU zu schleusen und dort die Lage zu destabilisieren.

Der als «Europas letzter Diktator» kritisierte Lukaschenko beklagte die steigenden Kosten für den Unterhalt der Migranten; es seien bisher 12,6 Millionen US-Dollar (11,24 Millionen Euro) an Ausgaben angefallen. Trotzdem solle niemand gegen seinen Willen abgeschoben werden.

Der Irak holte unterdessen erneut Hunderte Menschen aus Belarus zurück. Am Freitag und Samstag sollten jeweils rund 430 Migranten ausgeflogen werden, wie das Außenministerium in Bagdad bekanntgab. Insgesamt werden den Angaben nach damit bis Samstag insgesamt knapp 1900 an der EU-Außengrenze gestrandete Iraker in ihre Heimat zurückgekehrt sein.

Derweil versuchte nach Angaben des polnischen Grenzschutzes einmal mehr eine Gruppe von etwa 200 Migranten vergeblich, von Belarus aus die Grenzsperren zu überwinden und in die EU zu gelangen. Der Vorfall habe sich am Donnerstag in der Nähe des Ortes Czeremsza ereignet, teilte die Behörde mit.

In Litauen setzen die Behörden weiter auf die Unterstützung der EU-Grenzschutzagentur Frontex, um einen Übertritt der Migranten aus Belarus zu verhindern. «Wir haben uns im Wesentlichen mit dem Frontex-Direktor und der Agentur selbst auf die Verlängerung der Operation geeinigt, jedoch in einem anderen Format», sagte Grenzschutz-Chef Rustamas Liubajevas am Freitag in Vilnius der Agentur BNS.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Immobilien
Immobilien Wohntraum wird Luxus: Preise schießen in Städten durch die Decke
13.05.2025

Die Preise für Häuser und Wohnungen in Deutschland ziehen wieder deutlich an – vor allem in den größten Städten. Im ersten Quartal...

DWN
Finanzen
Finanzen Wird die Grundsteuer erhöht? Zu viele Ausgaben, zu wenig Einnahmen: Deutsche Kommunen vorm finanziellen Kollaps
13.05.2025

Marode Straßen, Bäder und Schulen: Fast neun von zehn Städten und Gemeinden in Deutschland droht in absehbarer Zeit die Pleite. Bereits...

DWN
Politik
Politik EU im Abseits: Trump bevorzugt London und Peking – Brüssel droht der strategische Bedeutungsverlust
12.05.2025

Während Washington und London Handelsabkommen schließen und die USA gegenüber China überraschend Konzessionen zeigen, steht die EU ohne...

DWN
Panorama
Panorama Nach Corona nie wieder gesund? Die stille Epidemie der Erschöpfung
12.05.2025

Seit der Corona-Pandemie hat sich die Zahl der ME/CFS-Betroffenen in Deutschland nahezu verdoppelt. Rund 600.000 Menschen leiden inzwischen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Machtkampf der Tech-Eliten: Bill Gates attackiert Elon Musk – „Er tötet die ärmsten Kinder der Welt“
12.05.2025

Ein milliardenschwerer Konflikt zwischen zwei Symbolfiguren des globalen Technologiekapitalismus tritt offen zutage. Der frühere...

DWN
Politik
Politik Pflege am Limit? Ministerin fordert Reform für mehr Eigenverantwortung
12.05.2025

Pflegekräfte sollen mehr dürfen und besser arbeiten können – das fordert Gesundheitsministerin Nina Warken zum Tag der Pflegenden....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Milliarden ungenutzt: Irischer Top-Investor fordert Einsatz von Pensionsgeldern zur Stärkung europäischer Technologie
12.05.2025

Die europäische Technologiebranche droht im globalen Wettbewerb ins Hintertreffen zu geraten. Der Grund: Staatlich geförderte...

DWN
Politik
Politik Geheime Waffenlieferungen: Kritik an Intransparenz – Ukrainischer Botschafter lobt Merz’ Kurs
12.05.2025

Die neue Bundesregierung unter Friedrich Merz hat entschieden, Waffenlieferungen an die Ukraine künftig wieder geheim zu halten – ein...