Deutschland

Teure „Klima-Politik“: Kommunen erhöhen Steuern und Abgaben auf breiter Front

Kaum ein anderes Volk auf der Welt zahlt so hohe Steuern und Abgaben wie die Deutschen. Die Klima-Politik wird die Lebenshaltungskosten weiter massiv verteuern.
07.12.2021 10:00
Aktualisiert: 07.12.2021 10:23
Lesezeit: 3 min
Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..
Teure „Klima-Politik“: Kommunen erhöhen Steuern und Abgaben auf breiter Front
Eine Euro-Münze. (Foto: dpa) Foto: Arno Burgi

Eine deutliche Mehrheit der deutschen Kommunen will einer Umfrage zufolge wegen der angespannten Finanzlage infolge der Corona-Krise die Bürger stärker zur Kasse bitten. 70 Prozent planen eine Erhöhung von Steuern und Abgaben, wie die Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY am Dienstag zu ihrer Umfrage unter 300 Kommunen mit mindestens 20.000 Einwohnern mitteilte. 2020 lag der Anteil noch bei 64 Prozent. "Viele deutsche Kommunen stehen heute mit dem Rücken an der Wand", sagte EY-Partner Mattias Schneider. Bund und Länder hätten zwar mit erheblichen Mitteln eine Schuldenexplosion verhindert. "Aber auch im laufenden Jahr fehlt viel Geld in den Kassen der Städte und Gemeinden", sagte Schneider.

Teurer werden sollen insbesondere die Wasserversorgung sowie die Müllabfuhr: Das planen jeweils etwa 40 Prozent der Kommunen. Eine Anhebung der Grundsteuer haben 32 Prozent auf dem Schirm, die Gewerbesteuer soll in 29 Prozent der Kommunen nach oben gehen. Auch die Straßenreinigung (28 Prozent) sowie die Friedhofs- und Parkgebühren (18 bzw. 17 Prozent) sollen angehoben werden.

Bei den kommunalen Leistungen ist mit Einsparungen zu rechnen: Nur 26 Prozent der Städte und Gemeinden wollen neue Einschränkungen ihres Angebots. 2020 waren es 23 Prozent. "Viele Kommunen haben ihre freiwilligen Leistungen bereits stark reduziert, so dass an dieser Stelle kaum noch Einsparpotenziale bestehen", sagte Schneider dazu. "Besonders in strukturschwachen Gegenden bieten viele Kommunen inzwischen wenige Leistungen, die über das gesetzlich vorgeschriebene Maß hinaus gehen."

Klima-Politik wird Steuern und Abgaben weiter nach oben treiben

Kaum ein anderes Volk auf der Welt zahlt so viele Steuern und Abgaben wie die Deutschen. Rund die Hälfte des Brutto-Einkommens fließen in der ein oder anderen Form an den Staat oder in die sozialen Vorsorgesysteme, wie aus Daten der Industriestaatenorganisation OECD hervorgeht.

Die außer von der AfD von allen anderen im Bundestag vertretenen Parteien verfolgte Klima-Politik wird die Abgabenlast hierzulande in den kommenden Jahren noch weiter massiv erhöhen. Beispielsweise wurde zu Jahresbeginn eine CO2-Sondersteuer eingeführt, die seitdem die Preise im Verkehrs- und Wohnungsbereich in die Höhe treibt. Die Grünen wollen diese rasch anheben.

Stark preistreibend wirkt sich zudem der europaweite Handel mit Emissionszertifikaten aus. Die Aktivität von Spekulanten an diesem Markt sowie die schrittweise Verknappung der Zertifikate haben dazu geführt, dass sich die Preise innerhalb von nur elf Monaten mehr als verdoppelt haben. So kosteten die Papiere im Januar noch 33 Euro, jetzt müssen über 81 Euro dafür bezahlt werden.

Die von der neuen Bundesregierung geplante Erhöhung der CO2-Sondersteuer um 20 Prozent zum Jahreswechsel wird angesichts der ausufernden Energiepreise inzwischen kritisiert. Zuletzt hatten sich sowohl der bayerische Ministerpräsident Markus Söder, Linken-Fraktionsvorsitzender Dietmar Bartsch als auch der Deutsche Städte- und Gemeindebund für einen Stopp der geplanten Erhöhungen ausgesprochen. Angesichts der ausufernden Energiepreise und der hohen Inflation müssten hunderttausende Haushalte vom Staat finanziell unterstützt werden, um im Winter nicht in eiskalten Wohnungen zu sitzen, warnte der Städtebund.

Grafik: Entwicklung der Preise für CO2-Zertifikate im europäischen Handel:

Mehr Sparanstrengungen

Der Umfrage zufolge suchen die Kommunen darüber hinaus nach Wegen, Kosten einzusparen.Auf Sparlisten in Rathäusern stehe am häufigsten das örtliche Schwimmbad, hieß es weiter. 16 Prozent der befragten Städte und Gemeinden planen demnach, ein Bad zu schließen oder nur eingeschränkt zu betreiben. In 13 Prozent der Kommunen könnte es wegen des Sparkurses bei der Straßenbeleuchtung dunkler werden.

Die Kommunen beklagen wegen der Pandemie und ihrer wirtschaftlichen Folgen Einnahmeverluste. Ungeachtet der Unterstützung von Bund und Ländern komme es zu „einer sehr angespannten Haushaltslage“, heißt es in der Studie. Mattias Schneider, Leiter des EY-Bereichs Government & Public Sector in Deutschland, sagte, selbst in einer guten Konjunkturlage seien Schulden nur langsam vermindert worden. „Die aktuelle Krise zeigt, dass die finanzielle Ausstattung der deutschen Kommunen alles andere als nachhaltig ist - und dass die Schere zwischen armen und reichen Kommunen immer weiter auseinandergeht.“

Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) warnte vor einem kommunalen Sparkurs. Bund und Länder sollten Städte und Gemeinden zusätzlich unterstützen. „Die neue Bundesregierung muss dieses Thema rasch angehen und Kommunen mit hohen Altschulden entlasten“, forderte Vorstandsmitglied Stefan Körzell. Die Gewerbesteuer solle zudem zu einer sogenannten Gemeindewirtschaftssteuer umgebaut werden - auch Freiberufler wie beispielsweise Ärztinnen und Ärzte sollten zu dieser Steuer beitragen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Schnappen Sie sich den COME Mining Cloud-Mining-Vertrag und starten Sie Ihre Mining-Reise ganz einfach mit einem stabilen Tageseinkommen von über 7.000 $

Bei unseren Recherchen zum Bitcoin-Mining stellten wir fest, dass das traditionelle Mining-Modell für die meisten Nutzer ungeeignet ist....

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Überraschender Aufschwung: Chinas Exporte trotzen globalen Spannungen
14.10.2025

Chinas Außenhandel hat im September deutlich zugelegt und damit die Erwartungen der Analysten übertroffen. Trotz Handelskonflikten und...

DWN
Finanzen
Finanzen Goldpreis schlägt alle Anlageklassen: Warum Gold alles übertrifft
14.10.2025

Der Goldpreis hat in zwanzig Jahren alle Anlageklassen übertroffen. Inflation, Schulden und geopolitische Spannungen treiben die...

DWN
Politik
Politik Trump-Krise: Mit bizarrer Aussage offenbart der US-Präsident seine größte Schwäche
13.10.2025

Donald Trump gesteht erstmals einen historischen Fehler ein: Seine angebliche Freundschaft zu Wladimir Putin habe „nichts bedeutet“....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Arbeitsmarkt kippt: Mehr Arbeitslose, weniger Stellen - Stellenabbau statt Fachkräftemangel
13.10.2025

Wirtschaftskrise bremst Neueinstellungen: Die aktuellen Daten des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) zeigen, dass der...

DWN
Finanzen
Finanzen Broadcom-Aktie hebt ab: Neuer KI-Deal mit OpenAI beflügelt den Aktienkurs – Analysten warnen
13.10.2025

Ein neuer Milliarden-Deal mit OpenAI lässt die Broadcom-Aktie in die Höhe schnellen – doch Insiderverkäufe und Marktunsicherheiten...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Commerzbank-Aktie: Konzern kommt beim Stellenabbau schneller voran als geplant
13.10.2025

Die Commerzbank erzielt beim Abbau von rund 3.300 Arbeitsplätzen in Deutschland deutliche Fortschritte. Nach Angaben des Betriebsrats ist...

DWN
Panorama
Panorama Teure Lifte, volle Pisten: Skifahren bleibt trotz Preisplus beliebt
13.10.2025

Die Preise für Skipässe in den Alpen ziehen an – in Österreich um etwa vier Prozent, mancherorts noch mehr. Doch die Lust auf Schnee...

DWN
Politik
Politik Bundesnachrichtendienst warnt: Mögliche verschärfte Krise mit Russland
13.10.2025

BND-Präsident Martin Jäger zieht eine ernste Bilanz der Sicherheitslage: Eine „heiße Konfrontation“ mit Russland sei jederzeit...