Politik

Wegen Kritik an mRNA-Impfstoffen: Türkei setzt auf eigenen Totimpfstoff „Turkovac“

Die Türkei will künftig auf den selbst entwickelten Impfstoff „Turkovac“ setzen. Es handelt sich dabei um einen Totimpfstoff. Bei einem Teil der türkischen Bevölkerung herrscht ein großes Misstrauen gegenüber mRNA-Impfstoffen und ausländischen Impfstoffen im Allgemeinen. Dies führt dazu, dass die Impfkampagne ins Stocken gerät.
29.12.2021 13:04
Aktualisiert: 29.12.2021 13:04
Lesezeit: 2 min

Die Türkei hat damit begonnen, ihren selbst entwickelten Totimpfstoff „Turkovac“ zu produzieren. Es handelt sich dabei um einen inaktivierten Impfstoff, der nur abgetötete Krankheitserreger, die sich nicht mehr vermehren können, beinhaltet. Erforscht wurde der Impfstoff an der Erciyes Universität in der Stadt Kayseri. Bisher hatte die Türkei mit dem deutsch-amerikanischen Impfstoff von „BionTech“ und dem chinesischen Impfstoff „Sinovac“ geimpft. In der vergangenen Woche wurde eine Notfallzulassung für den Einsatz von „Turkovac“ erteilt.

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan hatte zuvor erklärt, dass durch den Einsatz des türkischen Totimpfstoffs die Zurückhaltung gegenüber den mRNA-Impfstoffen und anderen Varianten von Impfstoffen beseitigt werden soll, um die Impfkampagne möglichst schnell voranzubringen. Bei Teilen der türkischen Bevölkerung herrscht ein großes Unbehagen gegenüber den mRNA-Impfstoffen.

„Ich weiß, dass es eine Gruppe unserer Bürger gibt, die – wenn auch in einem unbegründeten Gedanken – zögert, einen COVID-19-Impfstoff zu bekommen. Bei Turkovac, das von unseren eigenen Wissenschaftlern in der Türkei hergestellt wurde, fordere ich diese Bürger auf, ihre Impfungen so schnell wie möglich zu bekommen“, zitiert „The Daily Sabah“ Erdoğan.

Im Oktober 2021 dieses Jahres wurde „Turkovac“ als Auffrischimpfung verabreicht. Freiwillige, die zuvor zwei Dosen des chinesischen „Sinovac“-Impfstoffs erhalten hatten, erhielten je nach persönlicher Präferenz „Turkovac“ oder „Sinovac“. Bei „Sinovac“ handelt es sich ebenfalls um einen Totimpfstoff.

Türkei spendet Impfstoffe an afrikanische Staaten

Die Türkei plant, 15 Millionen Dosen ihres selbst entwickelten Corona-Impfstoffs „Turkovac“ an Afrika zu spenden, meldet die dpa. Es sei eine Schande für die Menschheit, dass lediglich sechs Prozent der afrikanischen Bevölkerung einen Covid-19-Impfstoff erhalten hätten, sagte Staatspräsident Recep Tayyip Erdoğan am Samstag auf einem Türkei-Afrika-Gipfel in Istanbul vor führenden Politikern des Kontinents. Die Türkei hat eine Notfallzulassung für „Turkovac“ beantragt. Sobald die Genehmigung erteilt sei, würden die Dosen an Afrika verteilt, sagte Erdoğan,

Zum Vergleich: Deutschland will in diesem Jahr mehr als 100 Millionen Dosen weltweit spenden. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) warnte diese Woche, dass die Zahl der Infektionen, insbesondere in Südafrika, schneller als je zuvor steige. Die Türkei werde sich dafür einsetzen, die „globale Ungerechtigkeit“ in Bezug auf die Impfstoffverteilung und die „ungerechte Behandlung“ Afrikas während der Pandemie zu überwinden, sagte Erdoğan ferner.

Ankara baut seine Beziehungen zu Ländern in Afrika seit Jahren aus und kooperiert mit vielen afrikanischen Staaten in Bereichen wie Sicherheit, Gesundheit und Bildung. Das Handelsvolumen hat sich in den vergangenen 20 Jahren verfünffacht und soll nach Erdogans Worten weiter ausgebaut werden. Seit 2005 hat Ankara außerdem einen Beobachterstatus bei der Afrikanischen Union. An dem Gipfel in Istanbul nehmen nach Angaben des türkischen Außenministers Mevlüt Çavuşoğlu, 16 Staats- und Regierungschefs sowie 102 Minister teil. Es findet zum dritten Mal statt.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Globale Wirtschaft: Fed-Zurückhaltung bremst Wachstum und Aktienmärkte weltweit
22.12.2025

Nach der starken Rally an den Aktienmärkten mehren sich die Zweifel, ob das globale Wachstum ohne neue geldpolitische Impulse tragfähig...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Bundeskartellamt verhängt zehn Millionen Euro Bußgeld
22.12.2025

Zehn Millionen Euro Bußgeld – das klingt nach wenig für Deutschlands oberste Wettbewerbshüter. Tatsächlich ist es ein deutlicher...

DWN
Finanzen
Finanzen Persönliche Daten bei Banken: Was Sie preisgeben müssen - und was nicht
22.12.2025

Bevor Banken Konten, Kredite oder Depots freigeben, sammeln sie umfangreiche Daten. Doch nicht jede Auskunft ist verpflichtend – viele...

DWN
Finanzen
Finanzen Schaeffler-Aktie vor dem Ausbruch: Zehn Prozent Umsatz aus neuen Geschäften
22.12.2025

Während andere Rüstungsaktien nach ihrer Rally ins Stocken geraten, schiebt sich ein Industriekonzern überraschend nach vorn. Die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Fallender Ölpreis hält Kraftstoffpreise vor den Feiertagen niedrig
22.12.2025

Der Ölpreis ist erstmals seit Beginn des Ukrainekriegs unter 60 US-Dollar gefallen. Für Verbraucher bedeutet das niedrige...

DWN
Technologie
Technologie Smart Cities: Fluch oder Segen?
22.12.2025

Smart Cities sind längst keine Zukunftsmusik mehr. In Städten wie Grevenbroich testen Sensoren, Kameras und KI das urbane Leben der...

DWN
Politik
Politik EU-Ukraine-Finanzierung: Milliardenkredit ohne Zugriff auf russisches Vermögen – die Hintergründe
22.12.2025

Die EU sucht nach Wegen, die Ukraine finanziell zu stützen, ohne neue politische Bruchlinien in der Union zu erzeugen. Doch welche Folgen...

DWN
Finanzen
Finanzen DroneShield-Aktie: Drohnenabwehr boomt durch steigende Bedrohungslage
22.12.2025

Die DroneShield-Aktie legt nach starken Zuwächsen weiter zu. Neue Governance-Regeln stärken das Vertrauen der Anleger, während der Markt...