Finanzen

Aufstand gegen „Madame Inflation“: Klare Forderung nach Schutzschirm gegen Inflation

Lesezeit: 2 min
03.01.2022 10:59  Aktualisiert: 03.01.2022 10:59
Die Geldpolitik der EZB führt zur Zerstörung der hart erarbeiteten Ersparnisse der Deutschen und Europäer. Die Rufe nach einem „Schutzschirm gegen die Inflation“ werden lauter.
Aufstand gegen „Madame Inflation“: Klare Forderung nach Schutzschirm gegen Inflation
Christine Lagarde, Präsidentin der Europäischen Zentralbank (EZB), verlässt eine Pressekonferenz nach einer Sitzung des EZB-Rats zur Geldpolitik in der Eurozone. (Foto: dpa)

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„Christine Lagarde ist zur größten Geldschöpferin der Geschichte geworden. Die Bilanzsumme ihrer Europäischen Zentralbank (EZB) hat inzwischen die verblüffende Marke von acht Billionen Euro geknackt. Im November erreichte sie die Rekordsumme von 8,38 Billionen Euro. Seit Beginn der Coronakrise ist sie in nur 21 Monaten um 3,6 Billionen Euro emporgeschnellt. Das heißt: Die EZB schafft unter Lagarde (sie ist jetzt genau zwei Jahre im Amt) jeden Monat 171 Milliarden Euro neues Geld, an jedem einzelnen Tag sind es 5,7 Milliarden zusätzlich (…) In Frankfurt kursiert für Lagarde inzwischen der Spitzname ,Madame Inflation‘.“, heißt es in einem „Web.de“-Beitrag mit dem Titel „,Madame Inflation‘ schafft jeden Tag 5,7 Milliarden Euro neu“.

Ökonomen verteidigen Euro und geben Politik die Hauptschuld

Die höheren Inflationsraten der vergangenen Monate sollten „nicht dem Euro angelastet werden“, rät die Chefvolkswirtin der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba), Gertrud Traud. Vielmehr handele es sich um ein weltweites Phänomen beziehungsweise die Folge politischer Entscheidungen. „So wird sich unter anderem mehr Klimaschutz auch in steigenden Verbraucherpreisen zeigen. Nicht nur steigende CO2-Steuern, sondern auch neue Verfahren dürften zumindest temporär Konsumgüter verteuern.“ Zusätzlich seien die preisdämpfenden Effekte der Globalisierung in den vergangenen Jahren kleiner geworden, führt Traud aus. Denn viele Staaten schotten die heimische Volkswirtschaft zunehmend gegen ausländische Konkurrenz ab, zum Beispiel durch Zölle.

Der ehemalige Chefvolkswirt von Bundesbank und EZB, Otmar Issing, sagte der Deutschen Presse-Agentur: „Ich gehe davon aus, dass wir in eine neue Phase eintreten, in der nicht zuletzt vom internationalen Umfeld eher Preissteigerungstendenzen ausgehen als dämpfende Wirkungen.“ Die Globalisierung werde ihr Tempo verlangsamen. „In dieser neuen Situation ist zu erwarten, dass wir eher wieder mit höheren Inflationsraten rechnen müssen. Entscheidend kommt es auf die Notenbanken an, dass diese rechtzeitig einen Preisanstieg bekämpfen und nicht aus den Ufern geraten lassen“, betonte Issing.

Ein „Schutzschirm gegen die Inflation“ wird benötigt

Seit Jahren erwirbt die EZB in großem Stil Staatsanleihen und hält die Zinsen auf Rekordtief. Mittelfristig strebt die EZB für den Euroraum eine jährliche Teuerungsrate von zwei Prozent an - also mit ausreichend Abstand zur Nullmarke. Denn dauerhaft niedrige Preise gelten als Risiko für die Konjunktur: Unternehmen und Verbraucher könnten dann Investitionen aufschieben - in der Hoffnung, dass es bald noch billiger wird. Für den Umgang mit vergleichsweise hohen Inflationsraten haben sich Europas Währungshüter mehr Flexibilität verschafft: Die EZB ist zumindest zeitweise bereit zu akzeptieren, dass die Zwei-Prozent-Marke moderat über- oder unterschritten wird.

CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt sagt, dass die Niedrigzinsen der EZB „das Ersparte fressen“ würden. Die „Augsburger Allgemeine“ berichtet dazu: „Die CSU will ,einen Schutzschirm gegen die Inflation spannen, mit einer Inflationsbremse bei der Einkommensteuer und garantierten Zinsen für die Altersvorsorge‘, sagte Dobrindt. In dem Beschlussentwurf, der unserer Redaktion vorliegt, schlagen die Christsozialen vor, einen ,automatischen Inflationsausgleich dauerhaft gesetzlich‘ festzuschreiben. Inflationsbedingte Mehreinnahmen bei der Einkommensteuer müsse der Staat ,ohne Wenn und Aber an den Steuerzahler zurückgeben‘“.

meint, dass die Menschen „glücklicher“ sein sollten, wenn sie einen Arbeitsplatz haben, anstatt höhere Zinsen zu erwarten, berichtet die Financial Times. Auf die Frage nach den Auswirkungen von Negativzinsen auf die Sparer sagte Lagarde, sie (die Sparer, Anm. d. Red.) sollten darüber nachdenken, um wie viel schlimmer die Situation wäre, wenn die EZB die Zinssätze nicht so stark gesenkt hätte. „Würden wir uns heute nicht in einer Situation mit viel höherer Arbeitslosigkeit und einer weitaus geringeren Wachstumsrate befinden, und ist es nicht wahr, dass wir letztendlich das Richtige getan haben, um für Arbeitsplätze und Wachstum zu sorgen, anstatt Sparer zu schützen?“, fragt Lagarde.

Mehr zum Thema:

EZB-Schlag gegen Kleinsparer: Negativzinsen bei Banken ab 5.000 Euro

Financial Times: Die Zeit für ein „Great Reset“ des Finanzsystems ist gekommen


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