Finanzen

Lindner: Erholung der Wirtschaft wichtiger als EU-Schuldenregeln

Lesezeit: 1 min
10.01.2022 12:32
Bundesfinanzminister Christian Lindner deutet offen an, das die EU-Schuldenregeln nicht so wichtig sind wie die Erholung der Wirtschaft.
Lindner: Erholung der Wirtschaft wichtiger als EU-Schuldenregeln
Christian Lindner (FDP), Bundesminister der Finanzen. (Foto: dpa)

Mehr zum Thema:  
Europa >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Europa  

Impulse zur Erholung der Wirtschaft von der Corona-Krise sind laut Bundesfinanzminister Christian Lindner das Top-Thema für die Euro-Länder in diesem Jahr. Europa könne mit dem Wiederaufbaufonds 750 Milliarden Euro investieren. „Wir stehen in der Verantwortung, daraus einen Erfolg zu machen“, sagte der FDP-Vorsitzende am Montag in Berlin vor Gesprächen mit Eurogruppenchef Paschal Donohoe, der zugleich irischer Finanzminister ist. Dies sei auch wichtiger als eine Reform der europäischen Schuldenregeln. Der Stabilitätspakt, der Schuldenobergrenzen setzt, in der Pandemie aber ausgesetzt wurde, habe seine Flexibilität bewiesen.

Donohoe sagte, momentan sehe es so aus, als ob die Wirtschaft der Euro-Zone etwa acht Quartale brauche, um ihr Vorkrisenniveau wieder zu erreichen. Nach der globalen Finanzkrise seien dies 29 Quartale gewesen. Donohoe ist der erste ausländische Besucher beim neuen Bundesfinanzminister. Es werde bei den Gesprächen mit Lindner auch um die deutsche G7-Präsidentschaft 2022 gehen, also den Vorsitz bei den Beratungen der sieben führenden Industrienationen. Auch über einen digitalen Euro werde gesprochen.

Lindner zeigte sich offen, die europäische Bankenunion weiterzuentwickeln. Nach der Finanz- und Staatsschuldenkrise hat Europa bereits die Aufsicht über die großen Banken verstärkt und Möglichkeiten zur Abwicklung maroder Institute geschaffen. Im Konzept eines einheitlichen Bankenmarktes fehlt aber noch eine gemeinsame Einlagensicherung. Als strittig gilt in diesem Zusammenhang der Umgang mit hohen Anteilen von Staatsanleihen in den Bilanzen bestimmter Banken. Das ist vor allem in Italien ein Problem.

Die Ampel-Koalition im Bund kann sich vorstellen, eine europäische Rückversicherung für nationale Einlagensicherungssysteme von Banken zu schaffen. Es dürfe aber keine übermäßige Konzentration von Staatsanleihen in den Bankbilanzen geben. Es gebe hier viel zu diskutieren. „Wir werden keine Krise verschwenden“, so Lindner in Anspielung auf ein berühmtes Zitat des früheren britischen Premierministers Winston Churchill, man dürfe eine Krise nicht ungenutzt verstreichen lassen.


Mehr zum Thema:  
Europa >

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Die Edelmetallmärkte

Wegen der unkontrollierten Staats- und Unternehmensfinanzierung durch die Zentralbanken im Schatten der Corona-Krise sind derzeitig...

DWN
Finanzen
Finanzen Deutschland im Investitionstief: Rückgang setzt Wirtschaft unter Druck
02.05.2024

Deutschlands Attraktivität für ausländische Investitionen schwindet weiter: 2023 markiert den niedrigsten Stand seit 2013. Manche...

DWN
Politik
Politik 1.-Mai-Demonstrationen: Gewerkschaften fordern dringend Gerechtigkeit
02.05.2024

Am Tag der Arbeit kämpfen Gewerkschaften für bessere Arbeitsbedingungen. Ihre Spitzenvertreter betonten die Notwendigkeit von...

DWN
Politik
Politik Militärhistoriker Dr. Lothar Schröter im DWN-Interview: Die Folgen des Massenmords von Odessa 2014
02.05.2024

Der Militärhistoriker Dr. Lothar Schröter ordnet im DWN-Interview den Massenmord in Odessa vom 2. Mai 2014 ein. Dabei geht er auch auf...

DWN
Politik
Politik DWN-Interview: Ukraine-Krieg - Zehn Jahre nach dem Massenmord von Odessa
02.05.2024

Am 2. Mai 2014 ist es in der ukrainischen Stadt Odessa zu einem Massenmord gekommen, bei dem fast fünfzig Menschen qualvoll ums Leben...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin als Geldanlage: „Das ist gleichzusetzen mit einem Besuch im Casino“
02.05.2024

Bitcoin entzweit trotz neuer Kursrekorde die Anlegergemeinschaft. Die einen halten große Stücke auf den Coin, die anderen sind kritisch....

DWN
Politik
Politik Heimatschutz: Immer mehr Bürger dienen dem Land und leisten „Wehrdienst light"
01.05.2024

Ob Boris Pistorius (SPD) das große Ziel erreicht, die Truppe auf über 200.000 Soldaten aufzustocken bis 2031 ist noch nicht ausgemacht....

DWN
Immobilien
Immobilien Balkonkraftwerk mit Speicher: Solarpaket könnte Boom auslösen - lohnt sich der Einbau?
01.05.2024

Balkonkraftwerke aus Steckersolargeräten werden immer beliebter in Deutschland. Insgesamt gibt es aktuell über 400.000 dieser sogenannten...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Weltweite Aufrüstung verschärft Knappheit im Metallsektor
01.05.2024

Die geopolitischen Risiken sind derzeit so groß wie seit den Hochzeiten des Kalten Krieges nicht mehr. Gewaltige Investitionen fließen in...