Die Bundesbank rechnet zum Jahresauftakt mit einem weiterhin extrem hohen Preisdruck. Die Inflationsrate dürfte "weiterhin außerordentlich hoch bleiben", warnt die deutsche Zentralbank in ihrem am Montag vorgelegten Monatsbericht. Dies zeichne sich ab, obwohl mehrere Sondereffekte entfielen, die voriges Jahr mit zum Preisauftrieb beitrugen.
Die Klima-Inflation kommt
Dazu zählt die Bundesbank unter anderem die Einführung des "Klimapakets" und die Rücknahme der vorübergehenden Senkung der Mehrwertsteuersätze. Hinzu kam demnach, dass sich Dienstleistungen und Industriegüter ohne Energie 2021 vor allem wegen Lieferengpässen und Preisanhebungen zum Ausgleich zuvor erlittener Gewinneinbußen zeitweise überaus kräftig verteuerten: Diese Faktoren würden nun auch "ins neue Jahr hineinwirken", so die Bundesbank-Volkswirte: "Hinzu kommt, dass aufgrund der erheblich angestiegenen Marktnotierungen für Erdgas die entsprechenden Endkundentarife kräftig angehoben werden."
Erdgas wie auch alle anderen Formen fossiler Energieträger werden inzwischen massiv durch Sondersteuern auf europäischer und nationaler Ebene verteuert - etwa die Anfang 2021 in Deutschland eingeführte CO2-Sondersteuer. Zudem treiben Preisexzesse im europaweiten Markt für Emissionszertifikate die Preise für Gas-, Kohle- und Erdölprodukte nach oben.
Lesen Sie dazu: Klima-Inflation führt zu „ungewöhnlich starken Reallohnverlusten“ der Deutschen
Im Dezember 2021 waren die Verbraucherpreise um 5,3 Prozent gestiegen und damit so stark wie seit 1992 nicht mehr. Und Entwarnung ist nicht in Sicht: Die Inflationsrate wird nach Einschätzung der Bundesregierung in diesem Jahr nicht sinken. Im Schnitt dürfte sie bei 3,3 Prozent liegen, heißt es im Entwurf des Jahreswirtschaftsberichts, der Reuters vorliegt. Er soll am Mittwoch im Kabinett verabschiedet werden. 2021 war die Inflation sprunghaft gestiegen auf 3,1 Prozent. Eine höhere Jahresrate wurde zuletzt vor fast 30 Jahren ermittelt - 1993 mit damals 4,5 Prozent. In den kommenden Monaten dürfte die Teuerungsrate laut Prognose des Münchner Ifo-Instituts über vier Prozent liegen und sich erst gegen Ende 2022 allmählich der Zwei-Prozent-Marke nähern.