Deutschland

Klima-Inflation führt zu „ungewöhnlich starken Reallohnverlusten“ der Deutschen

Die Deutschen bekommen die von ihren Politikern betriebene „Klima-Politik“ finanziell massiv zu spüren.
10.12.2021 09:51
Aktualisiert: 10.12.2021 09:51
Lesezeit: 2 min
Klima-Inflation führt zu „ungewöhnlich starken Reallohnverlusten“ der Deutschen
Robert Habeck und Annalena Baerbock: Die Grünen wollen die sogenannte "Energiewende" massiv vorantreiben. (Foto: dpa) Foto: Britta Pedersen

Hohe Preise für das Tanken und Heizen haben die deutsche Inflationsrate im November erstmals seit fast drei Jahrzehnten über die Marke von fünf Prozent getrieben. Waren und Dienstleistungen kosteten 5,2 Prozent mehr als ein Jahr zuvor, wie das Statistische Bundesamt am Freitag bestätigte. "Eine höhere Inflationsrate gab es zuletzt vor fast 30 Jahren", sagte Statistikamt-Präsident Georg Thiel. Im Zuge des Wiedervereinigungsbooms waren die Preise im Juni 1992 sogar um 5,8 Prozent gestiegen. Im Oktober hatte die Inflationsrate noch bei 4,5 Prozent gelegen, im September bei 4,1 Prozent.

Der anhaltende Preisschub ist insbesondere Folge der massiven Preissteigerungen im Energiebereich: Über alle Energieformen hinweg ergibt sich dort eine Preissteigerung von 22,1 Prozent verglichen mit dem vergangenen Jahr. Mit 101,9 Prozent haben sich dabei die Preise für Heizöl binnen Jahresfrist mehr als verdoppelt, während für Kraftstoffe wie Benzin 43,2 Prozent mehr verlangt wurden. Auch Erdgas (+9,6 Prozent) und Strom (+3,1 Prozent) wurden merklich teurer. "Neben den Basiseffekten durch die sehr niedrigen Preise im November 2020 wirkte sich auch die zu Jahresbeginn eingeführte CO2-Abgabe preiserhöhend aus", hieß es dazu.

Im Klartext: Die zu Jahresbeginn eingeführte Sondersteuer auf das lebenswichtige Naturgas CO2 (Kohlenstoffdioxid) treibt die Energiepreise massiv an. Ergänzt wird diese noch von einer Preisexplosion im europäischen Handel für CO2-Emissionszertifikate. Die Papiere haben ein neues Allzeithoch erreicht - ihr Preis hat sich seit Jahresbeginn beinahe verdreifacht, was alle Aktivitäten verteuert, bei denen fossile Energiequellen eine Rolle spielen. Die enormen Zusatzkosten werden von der Industrie in Form höherer Priese auf die Bürger abgewälzt.

Die Grünen drängen darauf, die Sondersteuer - welche derzeit bei 25 Euro je ausgestoßener Tonne CO2 liegt - rasch in Richtung 100 Euro anzuheben.

Nahrungsmittel verteuerten sich mit 4,5 Prozent ebenfalls stark. Spürbar mehr kosteten insbesondere Speisefette und Speiseöle (+11,9 Prozent) sowie Molkereiprodukte und Eier (+6,4 Prozent). Für Fahrzeuge mussten 7,7 Prozent sowie Möbel und Leuchten 5,3 Prozent mehr hingeblättert werden. Bei Dienstleistungen lag das Plus bei 2,9 Prozent, wobei die Nettokaltmieten um 1,4 Prozent anzogen.

Aus der hohen Inflation ergibt sich für viele Tarifbeschäftigte "ein ungewöhnlich starker Reallohnverlust", wie das Tarifarchiv des gewerkschaftsnahen Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) betonte. Das durchschnittliche Lohnplus dürfte sich in diesem Jahr auf 1,7 Prozent belaufen, während die Preise im Schnitt um 3,1 Prozent (andere Stimmen sprechen sogar von 5,0 Prozent) zulegen sollen. Daraus ergibt sich ein Reallohnminus von 1,4 Prozent. Allerdings werde dieser Kaufkraftverlust durch steuer- und abgabenfreie Corona-Prämien in vielen Branchen abgemildert. Diese lagen zwischen 90 Euro in der Süßwarenindustrie und 1.300 Euro im öffentlichen Dienst der Länder (wobei diese 1.300 Euro erst Anfang 2022 gezahlt werden und nicht tarifwirksam sind).

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Familienkonzern Trump: Wie der Präsidenten-Clan Milliarden scheffelt
28.06.2025

Die Trump-Familie vermischt Politik und Profit wie nie: Während Donald Trump das Weiße Haus beherrscht, expandieren seine Söhne mit...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Börsenausblick 2025: Drohen jetzt heftige Kursbeben?
28.06.2025

Die Sommermonate bringen traditionell Unruhe an den Finanzmärkten. Mit Trump im Weißen Haus steigen die Risiken zusätzlich. Erfahren Sie...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Milliarden für heiße Luft: Ex-OpenAI-Chefin kassiert ohne Produkt
28.06.2025

Ein Start-up ohne Produkt, eine Gründerin mit OpenAI-Vergangenheit – und Investoren, die Milliarden hinterherwerfen. Der KI-Hype kennt...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Social Travel: Hostelworld will Facebook des Reisens werden – mit Milliardenpotenzial
28.06.2025

Hostelworld will nicht länger nur Betten vermitteln, sondern das führende soziale Netzwerk für Alleinreisende werden. Warum der...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Nvidia-Aktie mit Rekordhoch: Geht die Aufwärtsrally weiter?
27.06.2025

Trotz Handelskrieg und wachsender Konkurrenz feiert die Nvidia-Aktie ein Rekordhoch nach dem anderen. Experten sprechen von einer...

DWN
Politik
Politik Bas überzeugt, Klingbeil verliert Ansehen: SPD-Parteitag bestimmt neues Führungsduo
27.06.2025

Auf dem SPD-Parteitag wurde nicht nur gewählt, sondern auch abgerechnet. Während Bärbel Bas glänzt, kämpft Lars Klingbeil mit einem...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Neobroker Trade Republic: Wie ein Berliner Fintech den Kapitalmarkt für alle geöffnet hat
27.06.2025

Büroräume in Berlin-Kreuzberg, drei Gründer mit einer Vision und eine App, die Europas Sparer an die Börse gebracht hat: Trade Republic...

DWN
Politik
Politik Bundestag stellt Weichen neu: Familiennachzug vorerst gestoppt
27.06.2025

Der Bundestag hat den Familiennachzug für subsidiär Schutzberechtigte gestoppt – ein umstrittener Schritt in der deutschen...