Deutschland

Habeck kündigt staatliche Förderung für effiziente Gebäude auf - Branche reagiert entsetzt

Wirtschaftsminister Robert Habeck hat die Förderung plötzlich wegen Überlastung gestoppt. Der Schritt zeigt, welche enormen Kosten im Zuge der "Klimapolitik" umverteilt werden.
24.01.2022 15:36
Aktualisiert: 24.01.2022 15:36
Lesezeit: 1 min
Habeck kündigt staatliche Förderung für effiziente Gebäude auf - Branche reagiert entsetzt
Wirtschaftsminister Robert Habeck. (Foto: dpa) Foto: Kay Nietfeld

Die Wohnungs- und Immobilienwirtschaft hat mit Entsetzen auf den von Klimaminister Robert Habeck verfügten Förderstopp für Gebäude mit geringem Energieverbrauch reagiert. Dadurch könnten rund 300.000 Wohnungen in Deutschland nicht wie geplant gebaut oder modernisiert werden, erklärte der GdW-Spitzenverband der Wohnungswirtschaft am Montag. Die Bundesregierung könne ihr Bauziel von jährlich 400.000 Wohnungen "schon jetzt halbieren", sagte GdW-Präsident Axel Gedaschko.

Habecks Ministerium begründete den Sofortstopp mit einer Antragsflut seit November mit einem Volumen von 20 Milliarden Euro. Davon entfielen 14 Milliarden Euro auf die Förderung von Effizienzhäusern mit dem Energiestandard 55, die aus Sicht des Ministeriums aber keine Förderung mehr benötigen, weil sie längst Neubaustandard seien.

Der Förderstopp bedeutet nach Worten von Bundesbauministerin Klara Geywitz aber nicht das Ende aller Fördermaßnahmen. "Der kurzfristige Stopp der KfW-Programme ist bedauerlich", sagte die SPD-Politikerin Reuters. "Die zuständigen Ressorts werden die Förderung von Sanierung und Neubau zügig gemeinsam neu aufsetzen." Als Ministerin habe sie besonders den sozialen Wohnungsbau im Blick. "Die Förderung des sozialen Wohnungsbaus wird so ausgestaltet werden, dass das Ziel von 100.000 Sozialwohnungen erreicht wird."

"Überall im Land werden nun innovative und klimafreundliche Bauprojekte gestoppt", erklärte der Bundesverband Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen (BFW). Projektentwickler und Bauträger hätten sich darauf verlassen, dass die Antragsfrist zur Effizienzhaus-55-Förderung erst nächste Woche auslaufe. Von einem Ende der anderen Förderprogramme sei gar nicht die Rede gewesen. "Finanzierungen brechen zusammen", sagte BFW-Präsident Andreas Ibel. "Nicht nur für unsere Firmen, sondern gerade auch für kleine Häuslebauer, deren Traum vom Eigenheim jetzt platzt."

Habecks Klima-Staatssekretär Patrick Graichen machte für den Stopp die Vorgängerregierung verantwortlich. Deren Ankündigung von Anfang November, das Effizienzhaus-55-Programm zu stoppen, Anträge aber noch bis Ende Januar 2022 zuzulassen, "hat dann zu dieser in der Geschichte der KfW beispiellosen Antragsflut geführt". Auf Twitter fügte Graichen hinzu: "Klar ist, das KfW-Programm zur energetischen Sanierung soll so bald wie möglich wieder aufgenommen werden." Dies solle aber nicht für Effizienzhäuser 55 gelten, die stattdessen zum Neubaustandard erklärt würden und keine Förderung mehr erhielten.

Wohnungs- und Hausbauer, deren Förderanträge noch nicht bewilligt wurden, ließ die Bundesregierung im Ungewissen. "Wie wir genau mit den vorliegenden, noch nicht beschiedenen Anträgen umgehen und wie es beim EH40-Neubauprogramm weiter gehen soll, ist zu entscheiden", erklärte Graichen. Er verwies darauf, dass die Finanzmittel begrenzt seien und auch in anderen Bereichen Fördermittel benötigt würden: "Denn der Energie- und Klimafonds ist nunmal endlich, und es gibt auch hohe Mittelbedarfe für Klimaschutz in Verkehr und Industrie."

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen EU-Vermögensregister und Bargeldbeschränkungen: Risiko für Anleger

Das EU-Vermögensregister gehört derzeit zu den größten Risiken für Anleger. Daher ist es wichtig, sich jetzt zu überlegen, wie man...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Grünes Image unter Druck: EU plant strengere Regeln für Umweltwerbung
09.07.2025

Begriffe wie „klimaneutral“ oder „biologisch abbaubar“ begegnen Verbraucherinnen und Verbrauchern inzwischen fast überall – von...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutschlands 500-Milliarden-Euro-Infrastrukturplan: Eine Chance für europäische Bauunternehmen?
09.07.2025

Deutschland plant das größte Infrastrukturprogramm seiner Geschichte. Doch es fehlen Bauarbeiter. Können andere europäische Firmen und...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin-Kurs stabil trotzt Milliardenbewegung: Anleger bleiben dennoch vorsichtig
08.07.2025

80.000 Bitcoin aus der Satoshi-Ära wurden bewegt – doch der Bitcoin-Kurs blieb stabil. Was hinter dem Rätsel steckt, warum Investoren...

DWN
Politik
Politik Steinmeier drängt auf mehr gemeinsame Rüstungsprojekte in Europa
08.07.2025

Bei seinem Besuch in Lettland hat Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier für mehr Zusammenarbeit in der europäischen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Schwäche in China bremst Porsche: Absatz geht im ersten Halbjahr zurück
08.07.2025

Porsche muss im ersten Halbjahr 2025 einen spürbaren Rückgang beim Fahrzeugabsatz hinnehmen. Besonders in China läuft das Geschäft...

DWN
Politik
Politik Trump verspricht Raketen für die Ukraine – doch zu welchem Preis?
08.07.2025

Donald Trump kündigt neue Waffenlieferungen an die Ukraine an – obwohl er sich lange zurückhielt. Ein Signal der Stärke oder Teil...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Nvidia-Aktie auf Höhenflug: Wie realistisch ist das 250-Dollar-Ziel?
08.07.2025

Die Nvidia-Aktie eilt von Rekord zu Rekord – doch Analysten sehen noch Luft nach oben. Wie realistisch ist das Kursziel von 250 Dollar?...

DWN
Politik
Politik NATO-Chef erwartet Doppelangriff: China greift Taiwan an, Russland die NATO
08.07.2025

Ein gleichzeitiger Angriff Chinas auf Taiwan und Russlands auf die NATO – ausgerechnet NATO-Chef Mark Rutte hält dieses...