Wirtschaft

Deutsche Wirtschaft besorgt wegen Null-Corona-Strategie in China

Die deutsche Wirtschaft schaut argwöhnisch auf die Null-Corona-Strategie der Kommunistischen Partei Chinas.
25.01.2022 10:21
Aktualisiert: 25.01.2022 10:21
Lesezeit: 1 min
Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..
Deutsche Wirtschaft besorgt wegen Null-Corona-Strategie in China
Polizeibeamte in Schutzkleidung stehen vor dem abgeriegelten Bereich im Kwai Chung Estate Wache. (Foto: dpa) Foto: Kin Cheung

Die nächsten Wochen werden nach Einschätzung der deutschen Wirtschaft zur Feuerprobe, ob die Null-Corona-Strategie in China auch mit der stärker ansteckenden Omikron-Variante noch wirkt. „Die chinesische Strategie mit punktuellen Lockdowns war bisher sehr effizient“, sagte Jens Hildebrandt, Geschäftsführendes Vorstandsmitglied der Deutschen Handelskammer in China in einem am Dienstag veröffentlichten Interview der Nachrichtenagentur Reuters. Ob dies auch bei Omikron funktioniere, werde sich erst zeigen. Das chinesische Frühlingsfest stehe vor der Tür. „Da wird es trotz Warnungen viele Reisen geben.“

Der Internationale Währungsfonds (IWF), der am Dienstag neue Prognosen zur Weltwirtschaft vorstellen will, hatte China zuletzt zu einem Kurswechsel aufgefordert. Die immer wieder sehr harten Einschränkungen - beispielsweise die Abriegelung ganzer Millionen-Städte - erwiesen sich zunehmend als Belastung für die Wirtschaft vor Ort und global. „Die Kritik des IWF ist nicht ganz unberechtigt“, sagte Hildebrandt. Die Führung in Peking werde ihren Weg aber wohl weitergehen, auch weil der chinesische Impfstoff bei Omikron nicht so gut wirke wie die mRNA-Impfstoffe westlicher Länder. Die Volksrepublik brauche jetzt ihre eigenen mRNA-Impfstoffe.

Eine sehr schnelle Öffnungsstrategie könnte das Gesundheitssystem überlasten, was auch wirtschaftliche Kosten mit sich bringen würde, so Hildebrandt. Omikron würde sich in den großen Städten des Landes schnell verbreiten. „Außerdem ist die Intensivbettendichte im internationalen Vergleich gering.“ Und die Bevölkerung altere stark. Außerdem sei der Bevölkerung zwei Jahre erzählt worden, das Virus sei besiegt. „Das macht es schwer, einen Kurswechsel zu vollziehen.“

Deutsche Unternehmen im Land müssen sich entsprechend weiter auf Einschränkungen einstellen. Die Abriegelung ganzer Städte habe Auswirkungen auf Lieferketten. „Die Produktion wird dann meist runtergefahren, LKWs kommen nicht mehr rein oder raus und Mitarbeiter nicht zur Arbeit“, berichtete Hildebrandt, der selbst in Peking arbeitet. Die Lockdowns seien sehr punktuell. „Frust gibt es vor allem, wenn es kurzfristige Änderungen gibt und diese nicht transparent sind.“

Kaum ein Unternehmen stellt wegen der Corona-Restriktionen aber seine Aktivitäten vor Ort infrage. „In einer unserer Umfragen haben gerade 96 Prozent der Firmen angegeben, das Land nicht verlassen zu wollen. 70 Prozent planen weitere Investitionen in den nächsten zwei Jahren.“ Problematisch seien die Reisebeschränkungen. „Es gibt so gut wie keinen geschäftlichen Austausch vor Ort mehr. Und angesichts der strengen Quarantäneregeln ist es sehr schwierig geworden, Personal aus dem Ausland nach China zu locken.“ Einreisende aus dem Ausland müssen streng überwacht drei Wochen in Quarantänehotels bleiben, ohne das Zimmer verlassen zu dürfen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen MTS Money Transfer System – Sicherheit beginnt mit Eigentum.

In Zeiten wachsender Unsicherheit und wirtschaftlicher Instabilität werden glaubwürdige Werte wieder zum entscheidenden Erfolgsfaktor....

DWN
Politik
Politik Bürokratieabbau verhindert: Warum Brüssel lieber Ideologie als Wirtschaft fördert
27.10.2025

Ein Signal gegen Wachstum: Das EU-Parlament hat den geplanten Bürokratieabbau für Unternehmen gestoppt – ausgerechnet jene Parteien,...

DWN
Politik
Politik Diplomat schlägt Alarm: Trumps Haltung gefährdet die Weltpolitik
27.10.2025

Donald Trumps mögliche Rückkehr ins Weiße Haus sorgt international für Spannungen. Viele Beobachter befürchten, dass seine...

DWN
Politik
Politik Argentinien: Milei feiert überraschenden Erfolg bei Kongresswahl
27.10.2025

Trotz Korruptionsskandalen und wirtschaftlicher Schwächen hat Argentiniens ultraliberaler Präsident Javier Milei bei den Zwischenwahlen...

DWN
Panorama
Panorama Olympia in München: Bürgerentscheid beschleunigt Bewerbungspläne
27.10.2025

Mit dem eindeutigen Votum für eine Olympiabewerbung setzt München den DOSB unter Zugzwang. Die Stadt drängt auf ein schnelleres Vorgehen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Vogelgrippe: Geflügelpreise trotz massenhafter Keulungen stabil
27.10.2025

Trotz massenhafter Tötungen von Nutztieren infolge der Vogelgrippe rechnet die deutsche Geflügelwirtschaft nicht mit kurzfristigen...

DWN
Politik
Politik Nord-Stream-Anschlag: Gericht genehmigt Auslieferung mutmaßlichen Täters nach Deutschland
27.10.2025

Die Explosionen an den Nord-Stream-Pipelines 2022 sorgten international für Aufsehen. Nun hat ein italienisches Gericht erneut der...

DWN
Finanzen
Finanzen Energie-Investments in bewegten Zeiten: Chancen zwischen Atom, Wasserstoff und Sonne
27.10.2025

Die Welt verschlingt immer mehr Strom – von KI bis Rüstung. Atomkraft erlebt ein Comeback, Wasserstoff bleibt Wette auf die Zukunft,...

DWN
Politik
Politik 75 Jahre Verfassungsschutz: Präsident Selen warnt vor verschärfter Bedrohungslage
27.10.2025

Zum Jubiläum blickt der Verfassungsschutz auf wachsende Herausforderungen. Wo die Behörde derzeit die größten Gefahren sieht – und...