Finanzen

Weltgrößter Gold-ETF verzeichnet Rekord-Zuflüsse

Steigende Zinsen sollten Gold für Anleger eigentlich unattraktiv machen. Doch die starken Zuflüsse beim weltgrößten börsengehandelten Gold-Fonds zeigen das Gegenteil.
27.01.2022 11:45
Aktualisiert: 27.01.2022 11:45
Lesezeit: 2 min

Es ist ein positives Signal für Gold: Die Anleger kehren im großen Stil zu dem zuletzt vernachlässigten Edelmetall zurück. SPDR Gold Shares, der größte börsengehandelte Gold-Fonds (ETF), verzeichnete am vergangenen Freitag den einen Nettozufluss in Höhe von 1,63 Milliarden Dollar. Das war so viel wie nie zuvor seit der Auflegung des ETF im Jahr 2004. In Tonnen ausgedrückt, betrug der Nettozufluss 27,6 Tonnen.

Im vergangenen Jahr verzeichnete der SPDR-Gold-ETF die größten jährlichen Abflüsse in Tonnage seit 2013, insgesamt gingen die weltweiten Bestände der ETFs zurück. Für den Goldpreis war es ein schwaches Jahr, nachdem es im Jahr 2020 einen Rekord erreicht hatte. Nun deutet der Rekordanstieg in den Beständen des größten ETF darauf hin, dass das Interesse der Anleger an längerfristigen Wetten auf Gold wieder zunimmt.

Unterdessen hatten Hedgefonds an der Rohstoffbörse Comex ihre Gold-Wetten zuletzt zurückgeschraubt. "Wir finden es sehr überraschend, dass der Goldpreis nicht von den robusten ETF-Zuflüssen profitiert hat", zitiert Bloomberg den Commerzbank-Analysten Daniel Briesemann. Möglicherweise spielt dabei die erwartete Straffung der Geldpolitik durch die Federal Reserve eine Rolle.

Denn tatsächlich bedeuten steigende Zinssätze im Allgemeinen, dass das zinslose Gold weniger attraktiv wird. Doch vor dem Hintergrund der aktuell hohen Inflation wird Gold nun offenbar wieder verstärkt als Inflationsschutz genutzt. "Vielleicht fangen die Anleger endlich an, die realen Zinssätze zu berücksichtigen", schreibt der Analyst Peter Schiff.

Bei einer Inflationsrate von 7 Prozent verliert eine Währung jedes Jahr 7 Prozent seiner Kaufkraft. Selbst wenn die Fed die Zinsen auf 2 Prozent erhöht, macht der Anleger im Hinblick auf die Kaufkraft immer noch 5 Prozent Verlust. Vor diesem Hintergrund garantierter Kaufkraftverluste trotz höherer Zinsen wird Gold nach Ansicht von Peter Schiff derzeit attraktiver.

Die Zuflüsse in Gold in ETFs haben einen signifikanten Effekt auf den weltweiten Goldmarkt. Sie ermöglichen Investoren den Handel mit Gold, ohne dass diese es selbst halten müssen. Daher sind sie kein Schutz gegen eine Bankenkrise. Aufgrund der Struktur von Gold-ETFs dürften viele Investoren im Falle einer schweren Finanzkrise weder "ihr" physisches Gold noch wenigstens dessen baren Gegenwert erhalten.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik New York-Wahl: Was Mamdanis Sieg für Europa bedeutet
22.11.2025

Der Sieg eines radikalen Sozialisten in New York, Deutschlands Stillstand und Polens Aufstieg: Ein Kommentar darüber, wie politische und...

DWN
Finanzen
Finanzen Krypto-Crash: Wie Zinsen und KI die Kryptomärkte unter Druck setzen
21.11.2025

Die jüngsten Turbulenzen an den Kryptomärkten stellen Anleger, Unternehmen und Regulierer gleichermaßen auf die Probe. Welche Kräfte...

DWN
Politik
Politik Koalition unter Druck: Bundesrat zwingt Merz-Regierung in den Vermittlungsausschuss
21.11.2025

Die Stimmung in der Koalition mau, der Rentenstreit noch längst nicht ausgestanden – jetzt legt sich auch noch der Bundesrat quer. Er...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Ein Mundscan reicht: Das Healthtech DentalTwin erstellt KI-basierte Modelle für Zahnersatz
21.11.2025

Mithilfe KI-basierter Datengenerierung verlagert das Start-up DentalTwin die Zahnprothetik ins Digitale. Das dürfte nicht nur Praxen und...

DWN
Politik
Politik EU lockert Datenschutz: Digitaler Omnibus reformiert Regeln für KI
21.11.2025

Europa steht bei der Digitalpolitik vor einem Wendepunkt, an dem Wettbewerbsfähigkeit und Schutz von Bürgerrechten neu austariert werden....

DWN
Politik
Politik US-Wirtschaftselite, Ex-Präsidenten und die Epstein-Akten: Verbindungen zu Politik und Tech-Milieu offengelegt
21.11.2025

Mit jeder neuen Aktenveröffentlichung im Fall Jeffrey Epstein treten weitere Verbindungen zwischen politischen Entscheidern, Finanzeliten...

DWN
Panorama
Panorama Ansteigende Gewalt gegen Frauen - Dobrindt: „Nicht-Deutsche Tatverdächtige deutlich überrepräsentiert“
21.11.2025

Frauen werden stündlich Opfer von körperlicher, sexueller oder psychischer Gewalt, so das Bundeskriminalamt. Das Dunkelfeld dürfte um...

DWN
Politik
Politik Schwarzarbeit bekämpfen: Sozialschutz für Paketboten soll dauerhaft gewährleistet werden
21.11.2025

Der Schutz von Paketboten vor Schwarzarbeit und illegaler Beschäftigung wird dauerhaft gestärkt: Der Bundesrat hat die Verlängerung der...