Politik

Der Plan der CIA geht auf: Es wird keinen Krieg um die Ukraine geben

Angeblich soll morgen die Invasion der Ukraine beginnen. Die CIA hat diese Falschmeldung absichtlich in die Welt gesetzt.
15.02.2022 12:32
Aktualisiert: 15.02.2022 12:32
Lesezeit: 2 min
Der Plan der CIA geht auf: Es wird keinen Krieg um die Ukraine geben
Russlands Präsident Wladimir Putin. (Foto: dpa)

Der Nationale Sicherheitsberater von US-Präsident Joe Biden, Jake Sullivan, verkündete vergangenen Freitag, Russland könne „jeden Tag“ einen Angriff auf die Ukraine starten. Nach CIA-Informationen soll die Invasion angeblich am morgigen Mittwoch beginnen. Selenskyj hat in einer Ansprache an die Nation seine Landsleute dazu aufgefordert, morgen die Fahnen herauszuhängen und die Nationalhymne zu singen. Er halte die Wahrscheinlichkeit einer russischen Attacke für weitaus geringer, als es der Westen tue, so der ukrainische Präsident, und warnte vor Panikmache.

Recht hat er. Es wird keinen Angriff geben. Nicht morgen und nicht in näherer Zukunft. Die circa 130.000 russischen Soldaten, die derzeit in Russland und in Weißrussland in der Nähe der ukrainischen Grenze stehen, werden früher oder später ihre Zeltlager und Barracken verlassen und wieder in ihre Kasernen zurückkehren, ohne einen einzigen Schuss abgefeuert zu haben.

Warum die CIA die Meldung verbreitet hat? Weil sie und das Weiße Haus einen Plan verfolgen. Einen guten Plan.

Warum hat Putin die Truppen an der ukrainischen Grenze zusammengezogen? Nicht, um einen Krieg zu beginnen. Sondern, um eine politisch-militärische Drohkulisse aufzubauen. Um den Westen vor sich herzutreiben. Um die westlichen Verbündeten, die alle unterschiedliche Meinungen zum russisch-ukrainischen Konflikt haben, die alle einen unterschiedlichen Ansatz in ihrer jeweiligen Russland-Politik vertreten und die alle unterschiedliche Interessen verfolgen, auseinanderzudividieren. Sein schlussendliches Ziel: Dem Westen Zugeständnisse abzuringen in Sachen weiterer NATO-Osterweiterung sowie der Stationierung von Truppen in NATO-Staaten, die an Russland grenzen.

Doch die Geheimagenten aus Langley, Virginia, setzten dem russischen Präsidenten die Pistole auf die Brust. Entschlösse er sich tatsächlich dazu, seine Truppen in Marsch zu setzen, hätte er seine Karten endlich aufgedeckt. Er könnte den Westen nicht mehr in Unsicherheit wiegen, nicht mehr darauf hoffen, die Verbündeten gegeneinander auszuspielen. Natürlich will der Westen keinen Krieg in der Ukraine. Aber wenn es doch dazu käme, wäre es eben ein Ende mit Schrecken, kein Schrecken ohne Ende mehr. Man wüsste, woran man wäre; könnte politische Gegenmaßnahmen sowie wirtschaftliche Sanktionen konzipieren und in die Wege leiten.

Entschiede sich Putin jedoch gegen eine Invasion, würde das eine massive Einschränkung seines Drohpotentials bedeuten. Als Schwätzer, als Prahlhans hätte er sich entpuppt. Als einer, der große Reden schwingt, in der Stunde der Entscheidung jedoch klein bei gibt. Im Endeffekt könnte der Westen die Ukraine-Krise also als Sieg verkaufen - gemeinsam sei es gelungen, den großen Widersacher in Schach zu halten.

Nun weiß man aber, dass es Putin extrem wichtig ist, nicht das Gesicht zu verlieren. Viel zu oft hat der Westen, allen voran Amerika, nach dem gewonnenen Kalten Krieg Russland gedemütigt. Man denke nur an Bücher wie das 1992 erschienene „Das Ende der Geschichte“ des amerikanischen außenpolitischen Strategen und Politikwissenschafts-Professor Francis Fukuyama, in dem dieser postulierte, das westliche Politik- und Gesellschaftsmodell habe den endgültigen Sieg davongetragen und werde in kurzer Zeit überall auf der Welt dominieren. Oder an Barack Obamas höchst unkluge Aussage, Russland sei nicht mehr als eine „Regionalmacht“.

Und genau dieser Fehler, nämlich die Demütigung des russischen Bären, wird mit der Meldung über den angeblich baldigen Kriegsausbruch nicht wiederholt. Denn auch wenn sie dem Westen die Möglichkeit gibt, der Weltöffentlichkeit das Ausbleiben des Krieges als Erfolg, vielleicht sogar als Sieg zu verbuchen, so überlässt sie doch Putin einen gesichtswahrenden Ausweg.

Russlands Präsident kann nämlich geltend machen, er habe ja nie einen Krieg gewollt (und Tatsache ist nun mal, dass er - mittels des Truppenaufzugs - zwar de facto, aber niemals verbal einen Krieg angedroht hat). Er kann sich der Weltöffentlichkeit, dem russischen Volk, dem Westen gegenüber als Bewahrer des Friedens, als rationaler, Vernunft walten lassender Staatenlenker präsentieren, dessen einziges Ziel es ist, mit dem Westen in konstruktive Gespräche einzutreten.

Und diese Gespräche sind notwendig. Sie müssen die Interessen aller Beteiligten, das heißt Russlands, des Westens, der NATO-Staaten an der russischen Grenze sowie der Länder, die einst zur Sowjet-Union gehörten, nun aber unabhängig sind, berücksichtigen. Sie müssen auf Augenhöhe geführt werden. Und sie müssen so rasch wie möglich beginnen.

LESEN SIE AM SONNABEND DIE GROSSE ANALYSE ZUM THEMA VON RONALD BARAZON!

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Unternehmen
Unternehmen NATO-Ostflanke: Drohnenhersteller Quantum Systems unterstützt die Bundeswehr-Brigade in Litauen
22.11.2025

Der deutsche Drohnenhersteller Quantum Systems expandiert nach Litauen und baut dort ein umfassendes Wartungs- und Logistikzentrum für...

DWN
Technologie
Technologie Digitale Souveränität: Wie Deutschland bei Breitband, 5G und Cloud die Abhängigkeit verringern kann
22.11.2025

Verpasst Deutschland die digitale Zeitenwende? Der Wohlstand von morgen entsteht nicht mehr in Produktionshallen, sondern in...

DWN
Technologie
Technologie Künstliche Intelligenz-Erfinder warnt: „Meine Schöpfung kann uns vernichten“
22.11.2025

Er gilt als einer der „Väter der Künstlichen Intelligenz“ – jetzt warnt Yoshua Bengio vor ihrer zerstörerischen Kraft. Der...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Zwischen Škoda-Erfolg und Chinas Einfluss: Was die Abhängigkeit für deutsche Autobauer bedeutet
22.11.2025

Elektromobilität ist längst kein Nischenphänomen mehr, sondern prägt zunehmend den europäischen Massenmarkt. Doch wie gelingt es...

DWN
Panorama
Panorama Weihnachtsmarkt-Sicherheit: Was bringen Beton, Kameras und Co. auf Weihnachtsmärkten wirklich?
22.11.2025

Deutsche Weihnachtsmärkte stehen für Atmosphäre, Tradition und Millionen Besucher. Gleichzeitig wächst die Debatte über Schutz,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Ticketsteuer sinkt: Flugbranche verspricht mehr Verbindungen – Passagiere bleiben skeptisch
22.11.2025

Die Bundesregierung will den Luftverkehr mit einer Absenkung der Ticketsteuer ab Mitte nächsten Jahres entlasten. Die Flug- und...

DWN
Politik
Politik New York-Wahl: Was Mamdanis Sieg für Europa bedeutet
22.11.2025

Der Sieg eines radikalen Sozialisten in New York, Deutschlands Stillstand und Polens Aufstieg: Ein Kommentar darüber, wie politische und...

DWN
Finanzen
Finanzen Krypto-Crash: Wie Zinsen und KI die Kryptomärkte unter Druck setzen
21.11.2025

Die jüngsten Turbulenzen an den Kryptomärkten stellen Anleger, Unternehmen und Regulierer gleichermaßen auf die Probe. Welche Kräfte...