Finanzen

Angriff auf Ukraine stürzt Börsen ins Chaos, Goldpreis steigt stark

Dem Dax droht das größte Tagesminus seit zwei Jahren, der Rubel fällt auf Rekordtief, der Ölpreis explodiert. Gold ist so teuer wie seit 18 Monaten nicht mehr.
24.02.2022 12:52
Aktualisiert: 24.02.2022 12:52
Lesezeit: 2 min
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Der russische Angriff auf die Ukraine löst ein Beben an den internationalen Börsen aus. Weltweit gingen am Donnerstag die Aktien auf Talfahrt, während die Rohstoffpreise in die Höhe schnellten. Erdöl kostete erstmals seit 2014 wieder mehr als 100 Dollar je Fass und schürte Ängste vor einem neuen Inflationsschub. Gleichzeitig versuchten Investoren abzuschätzen, welche wirtschaftlichen Folgen die geplanten Sanktionen des Westen gegen Russland haben werden.

Ukrainischen Angaben zufolge greift Russland aus mehreren Richtungen an. "Im Augenblick ist es unmöglich, auf irgendein Szenario zu wetten", sagte Analystin Ipek Ozkardeskaya von der Swissquote Bank. "Wir können die neuesten Entwicklungen nur aufmerksam beobachten und uns auf weitere Kursausschläge einstellen."

Die Leitindizes Dax und EuroStoxx50 steuerten einem Minus von jeweils etwa 4,5 Prozent auf 13.959 beziehungsweise 3792 Punkte auf den größten Tagesverlust seit etwa zwei Jahren zu. Die Terminkontrakte auf die US-Indizes rutschten um bis zu 2,5 Prozent ab. Parallel dazu verbuchte der Moskauer Leitindex RTS einen Rekord-Kurssturz von gut 50 Prozent und notierte mit 610,33 Punkten so niedrig wie zuletzt vor sechs Jahren. Die russische Währung geriet ebenfalls unter die Räder und fiel auf ein Rekordtief. Im Gegenzug stiegen Dollar und Euro jeweils mehr als zehn Prozent auf 89,9855 beziehungsweise 101,0273 Rubel.

GAZPROM UND WESTLICHE WERTE MIT RUSSLAND-ENGAGEMENT FALLEN

US-Präsident Joe Biden gab bereits grünes Licht für Sanktionen gegen die umstrittene Gas-Pipeline Nord Stream 2 von Russland nach Deutschland.Read full story Dies brockte Gazprom, der Mutter der gleichnamigen Projektgesellschaft, den größten Kurssturz der Firmengeschichte ein. Die Aktien des Gasförderers fielen in Moskau zeitweise um mehr als 55 Prozent auf ein Viereinhalb-Jahres-Tief von 126,53 Rubel.

In hohem Bogen aus den Depots flogen auch die Papiere des deutschen Versorgers Uniper und des österreichischen Ölkonzerns OMV, die an der Finanzierung der Pipeline beteiligt sind. Uniper-Titel verbuchten einen Rekord-Kurssturz von 16,7 Prozent. OMV-Papiere brachen in Wien um 5,5 Prozent ein.

Hart traf es außerdem Firmen mit einem starken Russland-Engagement. So steuerten die Aktien der österreichischen Raiffeisen Bank mit einem Minus von bis zu 17,7 Prozent auf den größten Tagesverlust seit der Pleite der US-Investmentbank Lehman Brothers im Herbst 2008 zu.

EXPLODIERENDE ROHSTOFFPREISE SCHÜREN INFLATIONSANGST

Gleichzeitig verteuerte sich die Rohölsorte Brent aus der Nordsee um bis zu 9,2 Prozent und markierte mit 105,79 Dollar je Barrel (159 Liter) ein Siebeneinhalb-Jahres-Hoch. Der europäische Erdgas-Future steuerte mit einem Plus gut 40 Prozent auf 118 Euro je Megawattstunde auf den größten Tagesgewinn seit zweieinhalb Jahren zu.

Das im Automobil- und Flugzeugbau eingesetzte Aluminium und das in Lebensmittel-Dosen verwendete Zinn, zu deren wichtigsten Exporteuren Russland ebenfalls gehört, kletterten auf Rekordhochs von 3449 beziehungsweise 45.410 Dollar je Tonne. "Durch die Sanktionen wird Russland seine Rohstoffe nicht an den Westen verkaufen können oder wollen", warnte Analyst Ricardo Evangelista vom Brokerhaus ActivTrades. "Dies wird die aktuellen Angebotsengpässe noch verschärfen."

Aus dem gleichen Grund kletterte der europäische Weizen-Future auf ein Rekordhoch von 344 Euro je Tonne. "Die Ukraine steht für ein Viertel des weltweiten Agrarhandels", gab Analyst Jochen Stanzl vom Online-Broker CMC Markets zu bedenken.

Da die steigenden Rohstoffpreise den Inflationsdruck verschärfen und gleichzeitig die Konjunkturaussichten verschlechtern, rätselten Börsianer über die Reaktion der Notenbanken darauf. Thomas Gitzel, Chef-Volkswirt der VP Bank, dämpfte allerdings Hoffnungen auf frische Geldspritzen, da die wirtschaftlichen Folgen des Konflikts bislang überschaubar seien. "Die Inflationsrisiken wiegen zu schwer."

ANLEGER FLIEHEN IN "SICHERE HÄFEN"

Unterdessen flüchteten einige Anleger in "sichere Häfen" wie Gold. Der Preis für die "Antikrisen-Währung" stieg um bis zu 3,5 Prozent auf ein 18-Monats-Hoch von 1973,96 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm). Analyst Jeffrey Halley vom Brokerhaus Oanda traut dem Edelmetall einen Sprung über das bisherige Rekordhoch von 2072,50 Dollar vom August 2020 zu.

Die Weltleitwährung war ebenfalls begehrt. Dem Dollar-Index, der den Kurs zu wichtigen Währungen widerspiegelt, stand mit einem Plus von einem Prozent vor dem größten Tagesgewinn seit zwei Jahren.

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