Finanzen

Finanzmärkte: Diese Anlageklassen sind am schwersten vom Krieg in der Ukraine betroffen

An den Finanzmärkten ereignen sich in einigen Bereichen schwere Verwerfungen - in anderen Anlageklassen halten sich die Abverkäufe in Grenzen.
24.02.2022 09:00
Aktualisiert: 24.02.2022 09:47
Lesezeit: 4 min
Finanzmärkte: Diese Anlageklassen sind am schwersten vom Krieg in der Ukraine betroffen
Ein Japaner geht an einer Anzeige der Tokioter Börse vorbei. (Foto: dpa) Foto: Franck Robichon

Kurse am deutschen Aktienmarkt brechen ein

Russlands Angriff auf die Ukraine hat den Dax am Donnerstag auf Talfahrt geschickt. Direkt zum Handelsstart fiel die Marke von 14 000 Punkten. «Die schlimmsten Befürchtungen sind wahr geworden. Es herrscht Krieg in Europa», sagte Portfolio-Manager Thomas Altmann von QC Partners in Frankfurt. Dabei treffe die russische Invasion die Börsen zwar nicht unvorbereitet, «trotzdem laufen Schockwellen durch die Kapitalmärkte».

Nachdem der Dax am Morgen auf den tiefsten Stand seit fast einem Jahr abgesackt war, erholte er sich schnell etwas und gab zuletzt um 3,50 Prozent auf 14 118,77 Punkte nach. Der MDax der mittelgroßen Werte büßte 2,53 Prozent auf 31 079,97 Punkte ein. Europaweit eröffneten die Börsen ebenfalls mit starken Verlusten, die sie im Verlauf jedoch ebenfalls eindämmten. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 verlor zuletzt 3,58 Prozent auf 3831,15 Punkte.

Im Sog des Konflikts um die Ukraine ist der Dax in den vergangenen sechs Börsentagen bereits um etwas mehr als fünf Prozent abgesackt. Aus dem Dax, in dem es unter den 40 Werten am Donnerstag keinen Gewinner gab, berichteten die Deutsche Telekom und Heidelbergcement über das abgelaufene Jahr. Die T-Aktie gab im Gleichklang mit dem Dax nach. Die Anteile des Baustoffherstellers zeigten sich mit minus 6,0 Prozent deutlich stärker im Minus.

Im MDax zeigten sich nur die Aktien des Rüstungsunternehmens Rheinmetall im Plus mit 2,3 Prozent. Uniper dagegen waren Schlusslicht mit zuletzt knapp 8 Prozent auf 30,70 Euro. Damit zeigten sie sich dennoch stark erholt, denn zum Handelsstart waren sie bis auf 27,70 Euro und damit auf ein Tief seit Dezember 2020 eingebrochen. Der Stromerzeuger macht einen erheblichen Anteil des Geschäfts in Russland und ist Mitfinanzierer der auf Eis gelegten Gaspipeline Nord Stream 2.

In etwa marktkonform schwach zeigten sich die Anteile des Maschinen- und Anlagenbauers Dürr und des Lkw- und Zugbremsenherstellers Knorr-Bremse mit jeweils minus 3,0 Prozent. Die vorgelegten starken Quartalszahlen und die Aussicht auf weitere Zuwächse im laufenden Jahr halfen Knorr-Bremse angesichts der allgemeinen geopolitischen Sorgen nicht.

Aixtron drehten nach einem schwächeren Start in die Gewinnzone und stiegen zuletzt um 1,8 Prozent. Warburg lobte das starke Zahlenwerk des auf die Halbleiterindustrie spezialisierten Anlagenbauers für das vierte Quartal. Auch der Ausblick liegt der Bank zufolge leicht über den Erwartungen. Andere Analysten nannten ihn dagegen «mau» oder «wie erwartet».

Ölpreis steigt über 100 Dollar

Die Eskalation der Ukraine-Krise hat die Preise für Öl und Gold in die Höhe getrieben und die Aktienkurse fallen lassen. Die Öl-Sorte Brent aus der Nordsee übersprang am Donnerstagmorgen erstmals seit siebeneinhalb Jahren die psychologisch wichtige Marke von 100 Dollar. Das Barrel (159 Liter) verteuerte sich um mehr als vier Dollar auf 101,03 Dollar. Gold legte um zwei Prozent auf 1944,16 Euro zu. Die Aktienmärkte gingen auf Talfahrt: Der japanische Nikkei.N225 verlor 2,1 Prozent auf 25.883,54 Punkte. Der Euro verlor 0,8 Prozent auf 1,1218 Dollar. Durch den Konflikt in der Ukraine erhalten die Spekulationen auf eine Zinserhöhung der Europäischen Zentralbank (EZB) einen Dämpfer.

Anleger decken sich mit Bundesanleihen und Industriemetallen ein

Auf der Suche nach einem "sicheren Hafen" nehmen Anleger Kurs auf Bundesanleihen. Dies drückt die Rendite der zehnjährigen Papiere auf 0,149 Prozent. Vergleichbare Titel aus den Niederlanden und Frankreich sind ebenfalls gefragt und rentieren bei 0,68 beziehungsweise 0,515 Prozent.

Aus Furcht vor Lieferausfällen decken sich Anleger mit Industriemetallen ein. Das im Automobil- und Flugzeugbau verwendete AluminiumCMAL3 gewinnt am Donnerstag drei Prozent und ist mit 3388 Dollar je Tonne so teuer wie nie. Der Preis von, das zur Stahlproduktion benötigt wird, steigt um 3,2 Prozent auf ein 10-1/2-Jahres-Hoch von 25.170 Dollar. Börsianern zufolge wird sich der Angebotsengpass bei diesen Metallen noch verschärfen, wenn russische Exporte wegen westlicher Sanktionen gegen Russland vom Weltmarkt verschwänden.

Weizenpreis steigt stark

Mit dem russischen Angriff auf die Ukraine hat sich neben zahlreichen anderen Rohstoffe auch Weizen auf dem Weltmarkt stark verteuert. Der Preis für einen Scheffel stieg am Donnerstag um mehr als fünf Prozent auf knapp 935 US-Cent und damit auf das höchste Niveau seit dem Jahr 2012. Der Preis an der Rohstoffbörse in Chicago (COBT) sei am Morgen um den maximal möglichen Betrag von 50 US-Cent gestiegen, sagte Rohstoffexperte Carsten Fritsch von der Commerzbank.

Am Donnerstag haben sich zahlreiche Rohstoffe stark verteuert, die aus Russland exportiert werden. Das Land zählt zu den wichtigsten Produzenten von Weizen weltweit. Aber auch die Ukraine zählt zu den großen Weizenproduzenten. Beide Länder haben gemeinsam einen Anteil am weltweiten Handel mit dem Agrarrohstoff von etwa einem Viertel.

Preis für Aluminium steigt nach russischem Angriff auf Rekordhoch

Der Preis für Aluminium ist mit dem russischen Angriff auf die Ukraine auf ein Rekordhoch gestiegen. An der Börse in London verteuerte sich eine Tonne am Donnerstagmorgen um 2,9 Prozent auf 3388 US-Dollar. Der Preis für das Metall übertraf damit das bisherige Hoch, das in der Wirtschaftskrise 2008 erreicht worden war. Der starke Preisanstieg bei Aluminium könnte die Inflationsentwicklung weiter verstärken, da Aluminium in vielen Produkten enthalten ist. Russland ist einer der weltgrößten Anbieter von Aluminium.

Nach dem russischen Angriff auf die Ukraine muss das Land mit strengen wirtschaftlichen Sanktionen rechnen. Experten fürchten dann allerdings russische Gegenreaktionen und wollen sogar einen Stopp der Gaslieferungen aus Russland nicht ausschließen. Erdgas ist für die Aluminium-Produktion wichtig. Ein Anstieg der Gaspreise dürfte die europäischen Aluminium-Produzenten unter Druck setzen.

Rubel auf Rekordtief: Russische Notenbank greift ein

Die russische Notenbank greift dem taumelnden Rubel unter die Arme. Nachdem die Landeswährung wegen des Angriffs auf die Ukraine am Morgen auf ein Rekordtief zum US-Dollar gefallen war, kündigte die Zentralbank Interventionen an. Man werde am Devisenmarkt eingreifen, teilte die Notenbank am Donnerstagmorgen in Moskau mit.

Außerdem werde die Liste von Sicherheiten, die von der Notenbank gegen Zentralbankgeld akzeptiert werden, erweitert. Darüber hinaus wurde zusätzliche Liquidität für die Banken des Landes in Höhe von einer Billion Rubel (etwa 11 Mrd Euro) angekündigt. Der russische Rubel war am Morgen gegenüber dem Dollar um mehr als sechs Prozent eingebrochen. Der Dollar legte dagegen stark zu und stieg auf über 84 Rubel.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Wirtschaftliche Eskalation durch Trump-Zölle: Kommt jetzt die Wende für Europa?
22.04.2025

Zwei der einflussreichsten Ökonomen der Welt – Lawrence Summers und Olivier Blanchard – schlagen Alarm: Donald Trumps aggressiver...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Weltwirtschaft: IWF warnt vor Folgen von Trumps Zollpolitik
22.04.2025

Trumps neue Zolloffensive sendet Schockwellen durch die Weltwirtschaft. Der IWF sieht die globale Konjunktur in der Krise und senkt seine...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Der Preis der Führungsdiplomatie: Zwischen Beziehung und Ergebnis
22.04.2025

Harmonie und Klarheit: Warum effektive Führung mehr verlangt als nur gutes Zuhören – und wie man den Spagat meistert.

DWN
Panorama
Panorama Wie lange können wir noch mit Bargeld zahlen?
22.04.2025

Trotz digitaler Bezahlmöglichkeiten will eine klare Mehrheit der Deutschen am Bargeld festhalten. Die Bundesbank teilt diese Haltung –...

DWN
Finanzen
Finanzen Wie der Dollar seinen Thron verliert – Das Ende einer Ära hat begonnen
22.04.2025

Die Weltordnung bröckelt – auch auf den Währungsmärkten. Der Dollar, lange Zeit unangefochtener „König“ unter den...

DWN
Panorama
Panorama Einbruchschutz: So sichern Sie Ihr Zuhause wirksam
22.04.2025

Die Zahl der Wohnungseinbrüche in Deutschland steigt wieder, bleibt aber unter dem Vor-Pandemie-Niveau. Die meisten Täter geben nach...

DWN
Finanzen
Finanzen Gold erreicht erstmals 3.500 Dollar
22.04.2025

Ein turbulenter Präsident, ein unter Druck stehender Notenbankchef – und Anleger, die das Vertrauen verlieren. Während Donald Trump...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Attacke auf Fed: Wenn Trump Powell unter Druck setzt, drohen wirtschaftliche Turbulenzen
22.04.2025

Am Gründonnerstag senkte die Europäische Zentralbank (EZB) erneut die Leitzinsen – ein Schritt, der unter normalen Umständen das...