Politik

Berichte: Nordkorea testet erneut ballistische Interkontinentalrakete

Nordkorea soll Berichten aus Südkorea und den USA zufolge seine neunte Interkontinentalrakete im laufenden Jahr getestet haben.
11.03.2022 09:00
Aktualisiert: 11.03.2022 09:31
Lesezeit: 2 min
Berichte: Nordkorea testet erneut ballistische Interkontinentalrakete
Südkoreaner beobachten einen Raketenstart im Fernsehen. (Foto: dpa) Foto: Lee Jin-Man

Die jüngsten Raketentests Nordkoreas stehen nach Einschätzung der US-Regierung und Südkoreas im Zusammenhang mit der Arbeit Pjöngjangs an einem neuen Interkontinental-Raketensystem. Der Sprecher des US-Verteidigungsministeriums, John Kirby, erklärte am Donnerstag (Ortszeit) in Washington, nach einer Analyse der Starts ballistischer Raketen Ende Februar und Anfang März gehe man davon aus, dass es dabei um ein neues Interkontinental-Raketensystem gegangen sei, das Nordkorea entwickele. Nordkorea entwickelt seit Jahren Raketen unterschiedlicher Reichweiten, die einen Atomsprengkopf befördern können.

Die Raketentests hätten nicht in voller Reichweite stattgefunden, sagte Kirby. Zweck sei vermutlich gewesen, dieses neue Raketensystem zu evaluieren, "bevor in Zukunft ein Test mit voller Reichweite durchgeführt wird". Eine ähnliche Erklärung gab das südkoreanische Verteidigungsministerium am Freitag heraus.

Ein hochrangiger Mitarbeiter der US-Regierung nannte die Tests eine "ernste Eskalation" durch Nordkorea. "Diese Starts sind ein dreister Verstoß gegen mehrere Resolutionen des UN-Sicherheitsrates." Als Reaktion darauf werde das US-Finanzministerium an diesem Freitag neue Strafmaßnahmen gegen Nordkorea verkünden. "In den kommenden Tagen wird es eine Reihe weiterer Maßnahmen geben", kündigte der US-Regierungsvertreter an, ohne konkreter zu werden. Das Pentagon teilte außerdem mit, das US-Kommando für den indopazifischen Raum habe in dieser Woche verstärkte geheimdienstliche Aufklärungsaktivitäten im Gelben Meer angeordnet - sowie eine erhöhte Bereitschaft der ballistischen Raketenabwehrkräfte in der Region.

Nordkorea hatte zuletzt durch seine Raketentests in der Region erneut für Unruhe gesorgt. Nach Angaben seiner Nachbarn Südkorea und Japan feuerte das isolierte Land Ende Februar sowie Anfang März jeweils eine ballistische Rakete in Richtung offenes Meer ab. Nordkorea selbst sprach von wichtigen Tests in der Entwicklung eines Erdbeobachtungssatelliten.

UN-Resolutionen untersagen dem Land den Tests von ballistischen Raketen, die je nach Bauart mit einem nuklearen Gefechtskopf bestückt werden können. Der Streit um das nordkoreanische Atomwaffenprogramm gehört seit Jahren zu den gefährlichsten Konflikten der internationalen Politik.

Der US-Regierungsbeamte sagte, die neuen Schritte Washingtons sollten Pjöngjang deutlich machen, "dass diese rechtswidrigen und destabilisierenden Aktivitäten Konsequenzen haben, dass die internationale Gemeinschaft diese Handlungen nicht als normal akzeptieren wird, und vor allem, dass der einzige gangbare Weg für Nordkorea in diplomatischen Verhandlungen besteht".

Der US-Regierungsvertreter betonte, die USA bemühten sich weiter um einen diplomatischen Weg und seien zu Treffen ohne Vorbedingungen bereit. Auch US-Präsident Joe Biden selbst habe klar gemacht, dass er offen dafür sei, mit Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un zu sprechen, sobald eine ernsthafte Vereinbarung auf dem Tisch liege, die auf Verhandlungen auf Arbeitsebene beruhe. Der Beamte beklagte jedoch, Nordkorea reagiere weiter nicht auf die Bemühungen der USA. Die Gespräche der US-Regierung mit Pjöngjang über dessen Atomwaffenprogramm kommen schon seit drei Jahren nicht mehr voran.

Nordkoreas Staatsmedien berichteten unterdessen am Freitag, dass Kim Jong Un bei einem Inspektionsbesuch die Erweiterung der Satelliten-Startanlage Sohae gefordert habe. Von dort sollen demnach verschiedene Trägerraketen starten können, "die Mehrzwecksatelliten einschließlich eines militärischen Aufklärungssatelliten tragen".

Nordkorea hatte bereits in der Vergangenheit in seinem umstritten Raumfahrtzentrum an der Westküste Raketen gestartet, die angeblich Satelliten ins All bringen sollten. Im Ausland ging man von verdeckten Tests mit Langstreckenraketen aus, die Atomwaffen tragen könnten. Experten gehen davon aus, dass Nordkorea schon bald eine "Weltraumrakete" starten könne.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Unternehmen
Unternehmen Mercedes-Benz erwägt Ausstieg aus dem Billigsegment in den USA aufgrund von Trump-Zöllen
02.04.2025

Die Mercedes-Benz Group prüft derzeit, ob sie ihre günstigsten Fahrzeugmodelle in den USA aus dem Sortiment nimmt. Hintergrund sind die...

DWN
Finanzen
Finanzen US-Börsen: Volatile Märkte vor Trumps Zollerklärung
02.04.2025

Die US-Börsen dürften überwiegend mit Verlusten in den Mittwochshandel starten, vorbörslich stecken die Technologieindizes an der...

DWN
Unternehmen
Unternehmen DWS-Aktie unter Druck: Deutsche-Bank-Tochter muss Millionenstrafe wegen Greenwashing zahlen
02.04.2025

Die DWS, eine Tochtergesellschaft der Deutschen Bank, wurde in Deutschland zu einer Millionenstrafe wegen "Greenwashing"-Vorwürfen...

DWN
Panorama
Panorama Polizeiliche Kriminalstatistik 2024: Dramatische Zahlen - immer mehr Gewalt- und Sexualdelikte
02.04.2025

Die Polizeiliche Kriminalstatistik 2024 offenbart ein besorgniserregendes Bild: Die Zahl der erfassten Gewalttaten ist 2024 um 1,5 Prozent...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Kurzarbeit auf Rekordhoch: Kritik an Verlängerung des Kurzarbeitergeldes wächst
02.04.2025

Die Wirtschaft steckt fest in einer Strukturkrise: seit 5 Jahren kein Wachstum. Die Folge: Immer mehr Unternehmen bauen Stellen ganz ab...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutsche Wirtschaft: Verbände fordern dringenden Kurswechsel der Koalition
02.04.2025

Bitte kein "Weiter-so"! Mit Unmut blicken deutsche Wirtschafts- und Industrieverbände auf das, was die noch namenlose Koalition aus Union...

DWN
Politik
Politik Neue US-Zölle: Was die deutsche Wirtschaft fürchten muss
02.04.2025

Die geplanten Zölle von US-Präsident Trump sorgen für Unruhe in Europa. Niemand weiß genau, welche Branchen betroffen sein werden –...

DWN
Politik
Politik Ukraine erhält massive Militärhilfe aus Schweden und den Niederlanden – Russland weitet Einberufungen aus
02.04.2025

Die Ukraine erhält verstärkte militärische und finanzielle Unterstützung von Schweden und den Niederlanden, während Russland...