Deutschland

Trotz guter Auftragslage: Deutsche Firmen brechen unter Last gewaltiger Strompreise zusammen

Die Produkte deutscher Unternehmen sind sogar in Krisenzeiten gefragt, weshalb auch die Auftragslage gut ist. Trotzdem hat angesichts der gewaltigen Strompreise eine gefährliche Insolvenz-Welle begonnen. Viele Firmen stehen vor dem totalen Aus.
12.03.2022 16:31
Aktualisiert: 12.03.2022 16:31
Lesezeit: 1 min

Die Auftragslage deutscher Unternehmen ist auch in der Krise nicht schlecht. Allerdings belasten die hohen Strompreise zahlreiche Unternehmen, weshalb diese nicht selten Insolvenz anmelden müssen.

„Tagesschau.de“ berichtet: „Wenn Stefan Böll durch die große Halle der Kartonfabrik läuft, zerreißt es dem Geschäftsführer fast das Herz. Denn die große Kartonmaschine steht still. Nicht, weil das Gernsbacher Unternehmen ,Baden Board‘ keine Aufträge hätte oder die Lager leer wären. Sondern schlicht aus dem Grund, weil sich die Firma den Betrieb der Maschinen nicht mehr leisten kann.“

Stefan Böll, Geschäftsführer von „Baden Board“, wörtlich: „Die Energiepreise sind sehr volatil, sind in den vergangenen sechs Monaten extrem gestiegen, insbesondere der Gaspreis. Allein die Vorfinanzierung der Gaskosten für den Januar, also zahlbar im Dezember, wären etwa vier bis viereinhalb Millionen Euro gewesen. Das sind solche gewaltigen Summen, das konnte das Unternehmen nicht mehr stemmen.“

Hans-Peter Schonert ist einer von rund 280 Mitarbeitern der Firma „Baden Board“. Angesichts der Insolvenz teilte er der Zeitung „Badische Neueste Nachrichten“ kurz und bündig mit, was diese Entwicklung für ihn bedeutet. „Ich stehe vor dem Nichts“, so Schonert. Das Blatt führt in einem Artikel aus: „Der Frust bei den Mitarbeitern von Baden Board ist groß. Die Papiermacher klagen über Finanzjongleure und mangelnde Rückendeckung. Auch von der Politik fühlen sie sich im Stich gelassen.“

Udo Sieverding, Energieexperte bei der Verbraucherzentrale NRW, sagte im Gespräch mit „t-online“: „In der Krise zeigt sich die Schwäche der Energiediscounter. Ich befürchte, dass noch weitere Firmen Insolvenz anmelden oder ihre Belieferung einstellen werden.“

Die infolge von Energiewende und Klima-Sondersteuern extrem gestiegenen Stromkosten bereiten auch der energieintensiven Stahlindustrie immer größere Sorgen. Als eines der ersten Werke in Deutschland stoppten nun die Lech-Stahlwerke im bayerischen Meitingen die Produktion.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Svenska Digitaltolk: Dolmetscher-Gigant kauft KI-Unternehmen – Millionenumsatz prognostiziert
01.07.2025

Schwedens Dolmetscher-Gigant will Europas Übersetzungsmarkt aufrollen – mit KI, Millionenplänen und dem Griff nach Deutschland. Doch...

DWN
Politik
Politik Grenze zu – zumindest teilweise: Polen kontrolliert ab Montag
01.07.2025

Polen wird ab kommendem Montag vorübergehend wieder Grenzkontrollen an der Grenze zu Deutschland einführen. Das kündigte...

DWN
Politik
Politik Krankenkassen schlagen Alarm: Zusatzbeiträge könnten deutlich steigen
01.07.2025

Die gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV) warnen vor Druck zu neuen Beitragserhöhungen ohne eine rasche Bremse für steigende Kosten....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Thyssenkrupp-Umbau betrifft Tausende – Betriebsräte fordern Klarheit
01.07.2025

Angesichts weitreichender Umbaupläne bei Thyssenkrupp fordern die Beschäftigten klare Zusagen zur Zukunftssicherung. Betriebsräte pochen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Neues Werk für NATO-Kampfjet: Rheinmetall startet Produktion in NRW
01.07.2025

Der Rüstungskonzern Rheinmetall hat in Weeze (Nordrhein-Westfalen) eine hochmoderne Fertigungsanlage für Bauteile des Tarnkappenbombers...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Investitionsstau: Kaputte Straßen, marode Schulen – Kommunen am Limit
01.07.2025

Viele Städte und Gemeinden stehen finanziell mit dem Rücken zur Wand: Allein die Instandhaltung von Straßen, Schulen und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Alt gegen Jung: Wie die Generation Z das Arbeitsleben umkrempelt – und was zu tun ist
01.07.2025

Alt gegen Jung – und keiner will nachgeben? Die Generationen Z und Babyboomer prallen aufeinander. Doch hinter den Vorurteilen liegen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Arbeitsmarkt ohne Erholung im Juni: Warten auf den Aufschwung
01.07.2025

Die erhoffte Belebung des Arbeitsmarkts bleibt auch im Sommer aus: Im Juni ist die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland nur minimal um...