Finanzen

Russische Notenbank kauft kein Gold mehr, aber Bürger decken sich ein

Die russische Notenbank hat ihre Goldkäufe ausgesetzt. Hintergrund sind die westlichen Sanktionen und die starken Goldkäufe durch die Bürger des Landes.
17.03.2022 12:28
Aktualisiert: 17.03.2022 12:28
Lesezeit: 2 min
Russische Notenbank kauft kein Gold mehr, aber Bürger decken sich ein
Russland hat Privatanlegern den Goldkauf erheblich erleichtert. (Foto: dpa) Foto: Narong Sangnak

Am Dienstag, den 15. März hat die russische Zentralbank den Goldankauf von Banken ausgesetzt, ohne zu sagen, wie lange diese Maßnahme andauern werde. Damit reagierte sie unter anderem auf die gestiegene Nachfrage nach dem Edelmetall seitens der russischen Bürger.

"Derzeit ist die Nachfrage der privaten Haushalte nach dem Kauf von physischem Gold in Form von Barren gestiegen, was insbesondere auf die Abschaffung der Mehrwertsteuer auf diese Geschäfte zurückzuführen ist", sagte die Zentralbank in einer Erklärung.

In der vergangenen Woche hatte der russische Präsident Wladimir Putin ein Gesetz unterzeichnet, das Privatpersonen beim Kauf von Gold von der Mehrwertsteuer befreit, die zuvor erhebliche 20 Prozent betragen hatte. Die neuen Rechtsvorschriften gelten rückwirkend für Goldkäufe, die seit dem 1. März getätigt wurden.

Mit der Maßnahme sollen Privatanlegern Investitionen in physisches Gold erleichtert werden, nachdem der Rubel aufgrund der westlichen Sanktionen erheblich an Wert verloren hat.

Zugleich hat Moskau Beschränkungen für den Kauf einiger ausländischer Währungen verhängt, darunter Dollar und Euro, die für russische Bürger bisher eine übliche Methode waren, ihre Ersparnisse gegen Inflation zu schützen. Diese Funktion soll nach dem Willen der Behörden nun das Gold übernehmen.

Die westlichen Sanktionen haben Russland von wichtigen Teilen der globalen Finanzmärkte abgeschnitten. Fast die Hälfte der russischen Gold- und Devisenreserven in Höhe von 640 Milliarden Dollar wurden eingefroren, was die schlimmste Wirtschaftskrise seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion 1991 ausgelöst hat, wie Reuters berichtet.

Analysten der VTB Bank sagen, die Aussetzung des Goldkaufs durch die Zentralbank sei logisch. Denn nachdem die Notenbank den Zugang zu 300 Milliarden Dollar ihrer Fremdwährungsreserven verloren hat, sei der Goldanteil an den verfügbaren Reserven von 21 Prozent auf 40 Prozent gestiegen. "Mit dem Ziel, die Reserven der Zentralbank zu diversifizieren, macht es im Moment keinen Sinn, Reserven in Gold aufzubauen", so die VTB-Analysten.

Das strukturelle Liquiditätsdefizit des Bankensektors habe sich von einem Rekordwert von 7 Billionen Rubel zu Beginn dieser Woche auf weniger als 4 Billionen Rubel verringert, was bedeute, dass die akute Phase des Liquiditätsdefizits vorüber sei. In dieser Situation sei es für die Zentralbank nicht mehr sinnvoll, den Banken Gold abzukaufen, um die Liquidität aufrechtzuerhalten, so VTB.

BCS-Analysten sagten, dass der Kauf von Edelmetallen durch die Bürger dazu beitragen würde, die Menge an Bargeld zu reduzieren, die die Wirtschaft überflutet, was auch der Liquidität der Banken zugute käme. Russland gehört neben China und Australien zu den größten Goldproduzenten der Welt.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Panorama
Panorama Rabattschlacht: Warum Fake-Shops am Black Friday besonders riskant sind – und wie Sie sie erkennen
27.11.2025

Der Black Friday lockt mit Rekordrabatten – doch zwischen echten Deals verstecken sich zunehmend Fake-Shops. Professionell gestaltet und...

DWN
Immobilien
Immobilien EH-55-Förderung kehrt zurück: Was Bauherren ab Dezember beachten müssen
27.11.2025

Ab Mitte Dezember fließt wieder Geld für Neubauten im EH-55-Standard. Die KfW öffnet ein bekanntes Förderfenster – doch nur unter...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Neue EU-Regeln: Mehr Bargeld im Supermarkt und besserer Schutz vor Online-Betrug
27.11.2025

Die Europäische Union stellt Zahlungsdienste auf den Prüfstand: Neue EU-Regeln sollen Kunden besser schützen und den Alltag erleichtern....

DWN
Finanzen
Finanzen Wacker Chemie-Aktie steigt: Anlager honorieren Stellenabbau und Sparanstrengungen des Spezialchemiekonzerns
27.11.2025

Wacker Chemie zieht angesichts der anhaltenden Branchenflaute die Reißleine und legt ein Sparpaket auf. Mehr als 1.500 Jobs stehen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Verdi und DGB warnen vor AfD-Kurs der Familienunternehmer
27.11.2025

Der Streit um den AfD-Kurs spitzt sich zu. Nun warnen Verdi und der DGB vor einem Rechtsdrift. Unternehmer verweisen auf die historische...

DWN
Finanzen
Finanzen Puma-Aktie hebt ab: Gerüchte treiben Aktienkurs des Sportartikelherstellers nach oben
27.11.2025

Neue Bloomberg-Gerüchte haben die Puma-Aktie am Donnerstag kräftig bewegt, während der Konzern tief in der Krise steckt. Mehrere...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft GfK-Konsumklima: Droht ein schwacher Weihnachtskonsum?
27.11.2025

Viele Händler blicken vor den Feiertagen skeptisch nach vorn. Aktuelle Umfragen zur Kauflaune liefern ein zwiespältiges Bild. Zwischen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Bankenriesen in den USA gefährdet: Cyberangriff auf SitusAMC legt Schwachstellen offen
27.11.2025

Ein gezielter Cyberangriff auf einen zentralen US-Dienstleister zeigt, wie verwundbar selbst die stabilsten Finanzstrukturen sein können....