Deutschland

Dieseldiebstahl wird zum Problem, Polizei ist machtlos

Die Fälle von Dieseldiebstahl haben vor dem Hintergrund steigender Kraftstoffpreise zugenommen. Der Schaden beschränkt sich nicht nur auf den Treibstoff.
22.03.2022 09:55
Lesezeit: 1 min

Der Spritpreis steigt und mit ihm auch die Anzahl von Dieseldiebstählen aus Lastwagen. "Es ist davon auszugehen, dass sich die Spritdiebstähle vermehrt haben", sagte ein Sprecher des Bundesverbandes Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung (BGL) auf dpa-Anfrage. "Wir bekommen jedoch nicht jeden Fall mitgeteilt, da diese nur selten zur Anzeige gebracht werden: Die Aufklärungsquote ist sehr gering und keine Versicherung zahlt für den gestohlenen Treibstoff."

Autofahrer zahlen seit dem Krieg in der Ukraine deutlich mehr an der Zapfsäule. Parallel häuften sich in den vergangenen Tagen Berichte über Dieseldiebstähle.

In Schleswig-Holstein kam in der vergangene Woche ein mutmaßlicher Dieseldieb bei seiner Tat sogar ums Leben. Der 33-Jährige starb den Ermittlungen zufolge während des Versuchs, auf dem Parkplatz eines Baumarkts Treibstoff aus einem Kleintransporter abzuzapfen. Er sei von dem anfahrenden Fahrzeug mitgeschleift und dabei so schwer verletzt worden, dass er starb, teilte die Polizei mit. Der Verdacht, dass das Unglück beim versuchten Dieseldiebstahl geschah, gründet sich unter anderem auf ein Bohrloch im Tank. Zudem fand die Polizei Kanister, Werkzeug und einen Gartenschlauch.

Nicht immer ist das auserkorene Ziel der Kriminellen der Tank eines Lastwagens, manchmal geht es auch an das Diesel in Straßenwalzen oder Notstromaggregaten, wie die Polizei aus Nordrhein-Westfalen und Thüringen berichtete. In Bayern gab es in den vergangenen Tagen ebenfalls mehrere Diebstähle, in Straubing wurde bei einem Lastwagen Diesel im Wert von 800 Euro abgezapft.

Tankdeckel auf, Schlauch rein, Sprit raus - was für die Kriminellen meist schnell und unbemerkt vonstatten geht, bedeutet für die betroffenen Unternehmen oft viel Arbeit und hohen Schaden. Bundesweit entstünden durch Dieseldiebstahl aus Lkw jährlich Schäden im siebenstelligen Bereich, teilte der BGL mit. "Zum gestohlenen Diesel kommen oft noch aufgebrochene Tanks hinzu, die ersetzt werden müssen." Zudem verursachten solche Diebstähle Werkstattkosten. Die beschädigten Fahrzeuge fielen einige Zeit aus und könnten so keinen Umsatz generieren - als Ersatz müssten weitere Fahrzeuge angemietet werden.

Die Polizei ist machtlos, die Ermittlungen verlaufen in der Regel im Sande. Nur selten werden die Täter auf frischer Tat ertappt. Der BGL fordert deshalb eine "bessere personelle Ausstattung der Kontrollorgane": "Polizeipräsenz verhindert Straftaten", teilte der Verband mit, das gelte auch auf Autobahnraststätten.

Um einen Kavaliersdelikt handelt es bei diesen Taten nicht: Auf Diebstahl stehen dem BKA zufolge Geldstrafen oder Freiheitsstrafen bis zu fünf Jahren. In besonders schweren Fällen, beispielsweise wenn gewerbsmäßig gestohlen oder vor der Tat in ein Gebäude eingebrochen wurde, drohen demnach Gefängnisstrafen bis zu zehn Jahren.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Finanzen
Finanzen Micron Technology-Aktie und der KI-Boom: Experten sehen Parallelen zu Nvidia
19.12.2025

Der KI-Boom verändert den Halbleitermarkt und lenkt den Blick auf Speicherhersteller. Kann die Micron Technology-Aktie dauerhaft von...

DWN
Politik
Politik EU lockert Gentechnik-Vorgaben: Was sich im Supermarkt ändert und wo Chancen und Risiken liegen
19.12.2025

Die EU stellt die Weichen für lockerere Gentechnik-Vorgaben – mit Folgen für Supermärkte, Kennzeichnung und Landwirtschaft....

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt SumUp-IPO 2026: Wie SumUp-Gründer Daniel Klein eines der größten Fintechs Europas an die Börse bringt
19.12.2025

Ob Taxi oder Dönerbude: Die kleinen weißen SumUp-Terminals haben die Kartenzahlung in deutschen Kleinstbetrieben etabliert. Nun führt...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Verbrenner-Aus: EU lockert Vorgaben und setzt den Fokus auf Unternehmen und Hersteller
19.12.2025

Die Europäische Kommission richtet ihre Verkehrsklimapolitik neu aus und verändert damit die Rahmenbedingungen für Industrie und...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin-Prognose 2026: Kurs erholt sich – Experten streiten über den weiteren Weg
19.12.2025

Der Bitcoin-Kurs schwankt, die Jahresendrally bleibt aus – und doch überbieten sich Experten mit kühnen Zielen. Zwischen 87.900 Dollar...

DWN
Finanzen
Finanzen Jetzt die besten Dividenden-Aktien kaufen: Diese Titel überzeugen Experten von Morningstar
19.12.2025

Dividenden gelten für viele Anleger als stabiler Ertragsanker in unsicheren Marktphasen. Doch woran lässt sich erkennen, welche...

DWN
Politik
Politik E-Autos: Kfz-Steuerbefreiung bei Elektroautos bis 2035 verlängert
19.12.2025

Elektroautos sollen länger steuerfrei bleiben – doch die neuen Regeln haben einen Haken. Ein Beschluss im Bundesrat verschiebt Fristen,...

DWN
Politik
Politik Ukraine-Finanzierung bis 2027: EU einigt sich auf 90 Milliarden Euro – Moskau spottet
19.12.2025

Die EU hat sich nach zähem Ringen auf eine Ukraine-Finanzierung bis 2027 geeinigt. Ein zinsloser Kredit über 90 Milliarden Euro soll...