Deutschland

Deutsche Welle: Sind Russlanddeutsche das Rückgrat der AfD?

Aus einem Bericht der „Deutschen Welle“ geht hervor, dass angeblich viele Russland-Deutsche die AfD wählen und unterstützen. Der russische Soziologe Igor Eidman meint, dass die AfD und der Kreml die gleichen Botschaften aussenden würden.
28.03.2022 13:40
Aktualisiert: 28.03.2022 13:40
Lesezeit: 1 min
Deutsche Welle: Sind Russlanddeutsche das Rückgrat der AfD?
Eine Wahlkampfbroschüre der Alternative für Deutschland (AFD) für die Abgeordnetenhauswahl in den Sprachen deutsch und russisch, aufgenommen am 29.08.2016 in Berlin. (Foto: dpa) Foto: Kay Nietfeld

„Umfragen zeigen, dass die rechtsextreme Partei Alternative für Deutschland (AfD) in Gebieten, die von russischstämmigen Deutschen dicht besiedelt sind, deutlich besser abschneidet. Das ist kein geringer Vorteil, denn derzeit leben 3.166.000 Migranten aus den ehemaligen Sowjetstaaten in Deutschland, das sind rund 3,8 Prozent der deutschen Bevölkerung. Die Mehrzahl von ihnen sind sogenannte Volksdeutsche, die in den Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg aus Osteuropa nach Deutschland gezogen sind. Diese Gruppe, etwa 2,5 Millionen Menschen, erhielt deutsche Pässe“, so die „Deutsche Welle“.

Im Zusammenhang mit der Bundestagswahl 2017 führt der Auslandssender der Bundesrepublik Deutschland aus: „Während die AfD beispielsweise in der südwestlichen Stadt Pforzheim etwa 19,3 % der Stimmen erhielt, schnappte sie sich im Stadtteil Buckenberg, wo fast 45 % der Bevölkerung aus Russlanddeutschen besteht, 36,9 % der Stimmen. Im bayerischen Augsburg erhielt die AfD 13,8 % Unterstützung, aber in den beiden Stadtvierteln mit einer großen russisch-deutschen Bevölkerung schnitt sie erneut deutlich besser ab: 24,2 % im einen und 22,2 % im anderen. Ähnliche Ergebnisse wurden in Bielefeld, Koblenz, Duisburg und anderen deutschen Städten mit ausgeprägten russischsprachigen Gemeinden gemeldet.“

Der russische Soziologe Igor Eidman sagte im Jahr 2019 auf einer vom Zentrum für Osteuropa- und internationale Studien organisierten Berliner Konferenz: „Die Kreml-Propaganda ist nicht primitiv, sie fordert das Publikum nicht auf, die AfD zu wählen, aber sie sendet die gleichen Botschaften aus wie die AfD und die extreme Rechte, schürt bewusst fremdenfeindlich, neokonservativ, klerikal, homophob, antiliberal Einstellungen.“

Der in der Sowjetunion geborene russlanddeutsche AfD-Bundestagsabgeordnete Eugen Schmidt sagte kürzlich in einem Interview mit dem Radio „Komsomolskaja Prawda“: „Es gibt keine Demokratie in Deutschland. Das heißt, es wird eine einheitliche Meinung aufgedrängt, und zwar von der regierenden Elite, und alle anderen politischen Meinungen werden mit allen möglichen Mitteln unterdrückt: im Internet, in den Medien, unter anderem auch durch körperliche Übergriffe auf Andersdenkende.“ Schmidt dient dem Twitter-Konto „Russlanddeutsche AfD“ als medienwirksames Aushängeschild.

Die Aussagen von Schmidt dürften nicht repräsentativ sein für die Russlanddeutschen. Schließlich sind auch Angehörige anderer Minderheiten in Deutschland für die AfD aktiv und ebenfalls keine allumfassenden Repräsentanten ihrer Gemeinschaften. Russlanddeutsche und Angehörige anderer Minderheiten sind in nahezu allen Parteien vertreten.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Bundesbank: Deutsche Exportwirtschaft verliert deutlich an globaler Stärke
14.07.2025

Die deutsche Exportwirtschaft steht laut einer aktuellen Analyse der Bundesbank zunehmend unter Druck. Branchen wie Maschinenbau, Chemie...

DWN
Immobilien
Immobilien Gebäudeenergiegesetz: Milliardenprojekt für 1,4 Billionen Euro – hohe Belastung, unklare Wirkung, politisches Chaos
14.07.2025

Die kommende Gebäudesanierung in Deutschland kostet laut Studie rund 1,4 Billionen Euro. Ziel ist eine Reduktion der CO₂-Emissionen im...

DWN
Politik
Politik EU plant 18. Sanktionspaket gegen Russland: Ölpreisobergrenze im Visier
14.07.2025

Die EU verschärft den Druck auf Moskau – mit einer neuen Preisgrenze für russisches Öl. Doch wirkt die Maßnahme überhaupt? Und was...

DWN
Technologie
Technologie Datenschutzstreit um DeepSeek: Deutschland will China-KI aus App-Stores verbannen
14.07.2025

Die chinesische KI-App DeepSeek steht in Deutschland unter Druck. Wegen schwerwiegender Datenschutzbedenken fordert die...

DWN
Finanzen
Finanzen S&P 500 unter Druck – Sommerkrise nicht ausgeschlossen
14.07.2025

Donald Trump droht mit neuen Zöllen, Analysten warnen vor einer Sommerkrise – und die Prognosen für den S&P 500 könnten nicht...

DWN
Politik
Politik Wenn der Staat lahmt: Warum die Demokratie leidet
14.07.2025

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier warnt eindringlich vor den Folgen staatlicher Handlungsunfähigkeit. Ob kaputte Brücken,...

DWN
Politik
Politik Fluchtgrund Gewalt: Neue Angriffe in Syrien verstärken Ruf nach Schutz
14.07.2025

Trotz Versprechen auf nationale Einheit eskaliert in Syrien erneut die Gewalt. Im Süden des Landes kommt es zu schweren Zusammenstößen...

DWN
Finanzen
Finanzen Altersarmut nach 45 Beitragsjahren: Jeder Vierte bekommt weniger als 1300 Euro Rente
14.07.2025

Auch wer sein Leben lang gearbeitet hat, kann oft nicht von seiner Rente leben. Dabei gibt es enorme regionale Unterschiede und ein starkes...