Weltwirtschaft

Inflation: Rohstoffmärkte sind im Aufruhr, Handel wird ausgesetzt

Lesezeit: 10 min
04.04.2022 10:25  Aktualisiert: 04.04.2022 10:25
An den globalen Rohstoffmärkten ist die Hölle los. Gigantische Preis-Schwankungen sind keine Ausnahme mehr, sondern die Regel. Bei Nickel wurde sogar der Handel vorübergehend ausgesetzt. Hohe Rohstoffpreise und akute Knappheiten sorgen derweil für große Verwerfungen in der Weltwirtschaft.
Inflation: Rohstoffmärkte sind im Aufruhr, Handel wird ausgesetzt
Bangladesch: Schiffe werden vor dem Gabtoli-Kohlefeld mit Kohle beladen. (Foto: dpa)

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Der Ukraine-Krieg hat gigantische Preisbewegungen an den internationalen Rohstoff-Märkten ausgelöst. Das hat in erster Linie nicht psychologische, sondern fundamentale Gründe.

Russland ist einer der Hauptlieferanten von Erdgas und Erdöl und nimmt auch im Kohle-Abbau eine wichtige Rolle ein. Außerdem ist Russland einer der wichtigsten Lieferanten der Industriemetalle Palladium, Nickel und Aluminium. Russland und die Ukraine sind führende Exporteure von Weizen, Sonnenblumen, Mais, Soja und weiteren Agrar-Erzeugnissen. Die Ukraine dominiert darüber hinaus bei der Gewinnung von Neongas.

Zudem sind die globalen Lieferketten – insbesondere im Hightech-Bereich – weiterhin angespannt und die Lieferzeiten teilweise um ein Vielfaches höher als üblich. Transportmöglichkeiten sind knapp und teuer, was sicherlich nicht zu einem Rückgang der Rohstoff-Knappheiten beiträgt.

Teuer, teurer, fossile Energie

Der Beginn des Ukraine-Krieges löste wie zu erwarten eine kleine Rally bei Fossilen Brennstoffen aus. Am wenigstens betroffen ist Kohle mit einem Preisanstieg von circa fünf Prozent, wobei Russland hier global betrachtet nicht dieselbe dominante Rolle wie bei Erdgas und Erdöl einnimmt. Rohöl kostet dagegen aktuell knapp 15 Prozent mehr als noch Ende Februar. Dass es von über 120 Dollar je Barrel wieder auf 100 Dollar runter ging, dürfte auch an den jüngsten Friedensverhandlungen gelegen haben, auf die der Markt vorsichtig optimistisch reagierte.

Die Kapazität an Öltankern wird ebenfalls knapp, sodass die Frachtraten für den Öltransport deutlich gestiegen sind. Der „Baltic Dirty Tanker Index“, welcher die Transportkosten für Crude Oil abbildet, ist seit Kriegsbeginn um 80 Prozent gestiegen.

Europäisches Gas, welches zu etwa 40 Prozent aus Russland importiert wird, verteuerte sich noch einmal deutlich stärker als Öl und das obwohl es schon zu einer Korrektur des massiven Überschießens von Anfang März kam.

Die Erdgas-Vorräte in der EU sinken rapide und könnten schon nächsten Winter ausgehen. Während die Gasspeicher in Deutschland nur zu 30 Prozent (ein historischer Tiefstand) gefüllt sind, wird gleichzeitig hierzulande ernsthaft über ein Gaseinfuhrembargo aus Russland diskutiert. Immer mehr Energieversorger stehen zudem vor akuten Liquiditätsproblemen, weil sie aufgrund steigender Energiepreise bei Handelspartnern höhere Sicherheiten für künftige Gas- oder Stromlieferungen hinterlegen müssen.

Öl und Gas waren schon vor der russischen Invasion – gemessen an historischen Bandbreiten – wahnsinnig teuer. Die hohen Energiepreise ziehen sich durch die gesamte Wirtschaft, weil auch die Kosten von Produktion, Lagerung und Transport steigen und sind damit der Hauptfaktor für die derzeit grassierende Inflation.

Die Produzentenpreise in der Eurozone sind binnen Jahresfrist um rekordverdächtige 30,6 Prozent gestiegen, wobei die Energiepreise um satte 85,6 Prozent zulegten. In den USA stiegen die Erzeugerpreise im selben Zeitraum um 10 Prozent. Die jährliche Teuerungsrate der Konsumentenpreise betrug im März 7,5 Prozent in der Eurozone und 7,9 Prozent in den USA.

Durch die gigantischen Energiekosten kommt die Industrieproduktion unter Druck. Es ist zunehmend wahrscheinlicher, dass die Wirtschaft (allen voran im besonders von russischem Öl und Gas abhängigen Europa) von der aktuellen Stagflation in eine Rezession schlittert. Erste Anzeichen hierfür gibt es in Deutschlands Chemie- und Schwerindustrie – beides energieintensive Branchen, die als guter Frühindikator für die Konjunktur-Entwicklung gelten. Einige Stahlwerke mussten aufgrund exorbitant hoher Strom- und Gaskosten die Produktion drosseln oder stilllegen. Ein Boykott von russischem Erdgas würde sehr wahrscheinlich direkt in einen heftigen Wirtschaftsabschwung führen.

Nickel-Produzenten kommen in historischem „Short Squeeze“ unter die Räder

Werfen wir als nächstes einen genaueren Blick auf die Metallmärkte. Russland ist hinter China das zweitgrößte Exportland von Aluminium. Der Preis stieg entsprechend nach Kriegsbeginn auf ein neues Rekordhoch. Russland exportiert auch Kupfer, dessen Preis sich in den letzten Wochen um knapp sechs Prozent erhöhte. Der Stahlpreis reagierte ebenfalls mit einem Anstieg von rund fünf Prozent auf das neue geopolitische Umfeld. Gold, traditionell ein sicherer Hafen für Anleger in Krisenzeiten und in Russland durch große Bergbau-Konzerne wie Polyus und Polymetal gefördert, stieg auf ein neues Allzeithoch, ist seitdem aber wieder auf dem Vorkriegsniveau gelandet.

An der Londoner Metallbörse (LME) kam es derweil bei Nickel zu absurden Verwerfungen, die man fast schon als historisch einzigartig bezeichnen muss.

Russland stellt rund 10 Prozent der Nickel-Förderung und die heimische „Nornickel“ ist der größte Exporteur weltweit. Die Angst vor einem russischen Exportstopp oder westlichen Einfuhrverboten für russische Produzenten des vor allem in Elektroautos verbauten Metalls hatte deshalb die Preise Anfang März massiv nach oben getrieben. Der Nickelmarkt befand sich ohnehin schon aufgrund niedriger Lagerbestände in einem Aufwärtstrend. Der Preisanstieg war dann so hoch, dass es diejenigen Markteilnehmer, die sich durch den Verkauf von Terminkonktrakten (Short Futures) gegen einen Preisverfall bei Nickel abgesichert hatten, in einem gigantischen „Short Squeeze“ gezwungenermaßen aus ihren Positionen herausriss.

Zur Erklärung: Wer Futures kauft (Spekulation auf/ Absicherung gegen steigende Preise) oder verkauft (Spekulation auf/ Absicherung gegen fallende Preise), der arbeitet aufgrund der Strukturierung dieser Terminkontrakte immer mit einem Kredithebel, der an den Rohstoffmärkten häufig 10:1 oder sogar noch mehr beträgt. Dieser Kredithebel wird durch den Broker nur gegen Hinterlegung einer Einschusszahlung (genannt „Margin“) ermöglicht.

Häufig verlängern Marktteilnehmer ihre Terminkontrakte, sodass Gewinne oder Verluste erst einmal nur theoretischer Natur sind. Wenn die Position so stark gegen einen läuft, dass der theoretische Verlust die Einschusszahlung übersteigt, muss man beim Broker Geld nachschießen. Andernfalls kommt es zur Zwangs-Liquidierung der Termin-Position („Margin Call“) durch den Broker.

Die Preisexplosion bei Nickel hatte reihenweise Margin Calls bei den Futures-Verkäufern ausgelöst. Auf der falschen Seite der Preiskurve standen vor allem Nickel-Produzenten, die ihre physischen Bestände gegen Preisabfälle absichern wollten. Der chinesische Marktführer „Tsingshan Holding Group“ soll dabei Verluste von mehreren Milliarden Dollar erlitten haben. Die unglücklich positionierten Marktteilnehmer waren gezwungen, sich in gigantischem Umfang mit Futures einzudecken und den Preis damit noch weiter in die Höhe zu treiben, zwischenzeitlich bis zu einem absurden Niveau von über 100.000 Dollar je Tonne – ein Anstieg von 250 Prozent innerhalb von nur zwei Handelstagen.

Als die chaotische Lage völlig außer Kontrolle zu geraten drohte, stoppte die LME kurzerhand den Nickel-Handel. In London sah man die Bedingungen für geordnete Marktverhältnisse nicht mehr gegeben. Der Tagesendkurs am 07. März betrug letztendlich nur noch knapp unter 50.000 Dollar, was freilich trotzdem noch ein neues Rekordhoch darstellte. Eine Woche später wurde der Handel an der Londoner Metallbörse wieder aufgenommen – bis auf weiteres jedoch nur innerhalb täglich festgelegter Bandbreiten. Zusätzlich wurden die nötigen Einschusszahlungen erhöht.

Aktuell hat sich der Preis bei grob 32.000 Dollar halbwegs stabilisiert – ein Plus von 50 Prozent seit Kriegsbeginn. Derweil hat die LME jüngst verkündet, dass man nicht vorhabe, Russische Metallproduzenten wie Nornickel von seiner Handels-Plattform auszuschließen.

Neongas-Versorgung wird kritisch und Chip-Knappheit dadurch weiter verstärkt

Dass die Weltmarktpreise für Öl und Gas mit Turbulenzen auf den Ukraine-Krieg reagierten, ist allzu logisch. Weniger auf dem Schirm dürfte bei den meisten Beobachtern dagegen die Neongas-Versorgung sein, die überwiegend aus der Ukraine kommt.

Die führenden Neon-Produzenten „Ingas“ und „Cryoin“ haben mit Kriegsbeginn die Produktion eingestellt. Nach Berechnungen von Reuters, die auf Zahlen des Marktforschungsdienstes „Techcet“ beruhen, stellten die beiden ukrainischen Hersteller vorher knapp die Hälfte des global verbrauchten Neongases her. Nun droht ein dramatischer Preisanstieg bei Neon sowie eine weitere Verschärfung des weltweit anhaltenden Halbleitermangels, denn Neongas wird vor allem für die Laser von Computerchips und Bildschirmen benötigt.

Nach Angaben des taiwanesischen Wirtschaftsministeriums (dort sitzt der weltgrößte Chiphersteller TSMC), haben die heimischen Unternehmen bereits Vorbereitungen getroffen und würden über Sicherheitsvorräte an Neon verfügen. Kurzfristig seien demnach keine Probleme in der Lieferkette zu erwarten. Ausreichende Neon-Lagerbestände für mehrere Monate haben jedoch nur für große Firmen wie TSMC, Samsung und Intel. „Viele andere Chipfabriken verfügen jedoch nicht über diese Art von Puffer.“, so Techcet-Präsidentin Lita Shon-Roy. Kleinere Chip-Produzenten dürften also schon bald mit einer akuten Neon-Knappheit konfrontiert werden und müssten entsprechend ihre Produktion vorübergehend einstellen.

In normalen Zeiten betrug der Anteil der Ukraine an der weltweiten Neon-Produktion etwa 45 Prozent, Russland kam vor Kriegsbeginn auf rund 30 Prozent. Drei Viertel der Neon-Versorgung sind also hochgradig gefährdet. Selbst wenn eine Wiederaufnahme der ukrainischen Produktion möglich wäre, ist nicht gesichert, dass Ingas und Cryoin auch Zugang zu den für die Reinigung des Neon nötigen Rohstoffen hätten. Unternehmen aus anderen Ländern könnten in die Neonproduktion einsteigen, aber es würde ein bis zwei Jahre dauern, um die Produktion hochzufahren, so Richard Barnett, Chief Marketing Officer von Supplyframe, das Marktinformationen für Unternehmen aus der Elektronikbranche bereitstellt.

Das Edelgas wird auch in China hergestellt, aber die chinesischen Preise stiegen zuletzt folgerichtig auf astronomische Höhen. Die South China Morning Post berichtet, dass sich die durchschnittlichen Preise für industrielles Neongas seit Beginn der Invasion von rund 2.000 Yuan pro Kubikmeter auf 16.000 Yuan erhöht haben. Dabei waren die Preise schon vorher durch die weltweite Halbleiter-Knappheit in einem massiven Auftrieb gewesen – laut dem Datenanbieter „biiinfo.com“ hatten sich die chinesischen Neongas-Preise alleine von Oktober 2021 bis Februar 2022 vervierfacht.

Was ebenfalls selten thematisiert wird: Der Uran-Abbau könnte zum Pulverfass in der hochexplosiven geopolitischen Gemengelage werden. Uran ist der wichtigste Brennstoff für Atomkraftwerke. In Kasachstan lagern die meisten Uran-Reserven weltweit und es ist mit einem Anteil von circa 40 Prozent zugleich das wichtigste Förderland. Falls sich der Ukraine-Krieg auf die Nachbarländer Russlands ausweitet, dann könnte die globale Uranversorgung zusammenbrechen – und indirekt die westliche Stromversorgung akut gefährdet werden.

Nahrungsmittel werden knapp

Gravierende Preissprünge waren zuletzt auch im Agrarsektor zu beobachten. In den letzen zwei Jahren haben sich die Preise der meisten landwirtschaftlichen Erzeugnisse verdoppelt bis verdreifacht. Beispielhaft hier die Charts von Zucker und Rindfleisch seit 2020.

Die Preisrally an den Agrarrohstoffmärkten hatte zuletzt noch einmal Auftrieb bekommen, nachdem Russland eine massive Drosselung seiner Weizenexporte bekanntgegeben hatte, während Ungarn seine Ausfuhren bis auf Weiteres komplett einstellen wird. Die Versorgung der eigenen Bevölkerung hat gegenüber den Weltmärkten Vorrang. Aus der Ukraine kommt selbstverständlich auch nichts mehr. Auf den Krieg reagierte speziell der Weizenpreis mit einem sprunghaften Anstieg auf ein neues Allzeithoch.

Russland und die Ukraine sind die weltweit größten Getreide-Lieferanten und zugleich bedeutende Exporteure von Düngemittel. Insbesondere für Entwicklungsländer im nahen Osten und Afrika sind Russland und die Ukraine unverzichtbare Kornkammern. Experten sprechen nicht zufällig angesichts der jüngsten Entwicklungen von einer drohenden Welternährungskrise. Ganz aktuell warnt das World Food Programme (WFP) der Vereinten Nationen vor einer sich potentiell auf die ganze Erde ausweitenden Hungerkatastrophe.

Der „FAO World Food Price Index“, welcher die Preisänderungsrate eines repräsentativen globalen Warenkorbs von Lebensmitteln abbildet, befindet sich auf einem Allzeithoch – auch bei einer inflationsbereinigten Betrachtung.

Die Düngemittel-Knappheit bestand schon Anfang 2021 und wurde nun noch einmal dadurch verschärft, dass Russland ankündigte, bis April weder Düngemittel noch Ammoniumnitrate an den Rest der Welt exportieren zu wollen. Die Russische Föderation und Weißrussland repräsentieren in diesen Bereichen einen Anteil von bis zu fünfzig Prozent an den Weltmarktausfuhren. Laut der neuesten Direktive soll jetzt wieder vermehrt exportiert werden – allerdings wie schon bei Öl und Gas nur noch gegen Zahlungen in Rubel.

Zu allem Überfluss ist Erdgas ein wichtiger Inputfaktor in der Herstellung von Kunstdünger, weswegen am Markt verfügbares künstliches Düngemittel nur noch teurer wird. Der „Bloomberg Green Markets Düngemittelpreisindex“ ist laut Agrarheute seit Beginn der russischen Invasion um etwa 40 Prozent gestiegen. Außerdem sorgt die Kombination von exorbitant hohen Kosten für Erdgas und hohen Stromkosten zunehmend für Schließungen von Düngemittel- und Ammoniumnitrat-Fabriken.

Ausgerechnet zu Beginn der Aussaat im Frühling stehen also momentan vielen Landwirte und Farmern weltweit nicht ausreichend (und viel zu teures) Düngemittel und zu wenige Phosphate und Nitrate für die Bodenbestellung und Agrarkultivierung zur Verfügung. Seit einigen Monaten häufen sich zudem Meldungen, über schwerwiegenden Störungen von Lieferketten bei bestimmten Traktorteilen. Es droht eine äußerst unergiebige Ernte-Saison 2022. Eine Rationierung von Düngemitteln für die heimische Agrar-Industrie und bestimmten Lebensmitteln für die Bevölkerung, wie es schon vereinzelt in deutschen Supermärkten passiert, könnte die Folge sein.

Das wenige geerntete Getreide wird dann übrigens auf deutlich reduzierte Vermahlungs-Kapazitäten treffen. Die Weizen-Knappheit und gigantische Stromkosten zwingen zahlreiche Mühlen-Betriebe in Deutschland zur temporären Schließung (beispielhaft sei hier die Blattert-Mühle verlinkt). Diejenigen Mühlen, die noch operieren, kommen kaum mit den Hamster-Bestellungen ihrer Kunden hinterher und haben deshalb reduzierte Öffnungszeiten und dramatisch erhöhte Lieferzeiten für ihre Onlineshops. Die Mühle Schlingemann berichtet von einer zehnfach erhöhten Nachfrage.

China hortet Rohstoffe wie verrückt

Fazit: Rohstoff-Knappheiten sind vor allem dann problematisch, wenn man als klassisches Import-Land wie Deutschland nahezu vollständig von Russland (Öl, Gas, Nickel, Palladium, Düngemittel) und China (seltene Erden, Aluminium, Düngemittel) abhängig ist. Diese Abhängigkeit lässt sich meist aufgrund der ungleichen globalen Verteilung der Rohstoff-Reserven auch auf lange Sicht nicht dadurch lösen, dass man eine heimische Produktion aufbaut.

Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass sich die Volksrepublik China in den letzten Jahren massiv mit Rohstoffen eindeckt. Die chinesischen Vorräte an Grundstoffen aller Art haben sich seit Sommer 2020 gravierend erhöht. Laut der amerikanischen Großbank J.P. Morgan hat das Reich der Mitte schon 2019 angefangen, enorme Mengen an Rohstoffen auf Vorrat zu kaufen. Experteneinschätzungen zufolge sollen in chinesischen Lagerhäusern zum Beispiel 80 Prozent der weltweiten Kupfer-Reserven lagern. Bei Aluminium geht man von circa 20 Prozent aus. An den weltweiten Rohöl-Reserven stellt China einen Anteil von rund 70 Prozent.

Die US-amerikanische Landwirtschaftsbehörde USDA schätzt, dass China zudem auf satten 50 Prozent der weltweiten Weizen- und 70 Prozent der gesamten Getreide-Vorräte sitzt. Gleichzeitig hat aber die heimische Agrar-Industrie immer noch mit den Auswirkungen der Rekordfluten vom letzten Herbst zu kämpfen. Die landwirtschaftlichen Bedingungen sollen heimischen Landwirten und Agrartechnikern zufolge so schlimm sein wie selten zuvor in der chinesischen Geschichte.

China ist wie Deutschland Großimporteur (unter anderem Industriemetalle, fossile Brennstoffe, Getreide und Fleisch). Ob man in Peking wohl Vorwissen hatte und eine globale Rohstoff-Knappheit schon Jahre im Voraus kommen sah beziehungsweise durch das eigene Hortungs-Verhalten bewusst zu einer Unterversorgung der Weltmärkte beigetragen hat? Gleichzeitig ist China zurzeit vielleicht der größte Profiteur des Ukraine-Krieges. Nur allzu gerne kauft Peking russisches Ural-Öl mit einem Abschlag von 20 Prozent zum vorherigen Marktpreis und füllt damit die landeseigenen Ölspeicher weiter auf.

++ Diese wichtige Analyse erschien erstmals am 4. April 2022. Auf Wunsch unserer Leser veröffentlichen wir sie erneut. ++

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Jakob Schmidt ist studierter Volkswirt und schreibt vor allem über Wirtschaft, Finanzen, Geldanlage und Edelmetalle.



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