Der ukrainische Botschafter Andrij Melnyk teilt über Twitter mit: „Friedensbeauftragter der @EKD stellt sich gegen deutsche Waffen an die angegriffene Ukraine. Was für ein Jammer. Ich habe einen Vorschlag, Herrn Kramer in Putin-Beauftragten umzubenennen. Die historische Nähe der Evangelischen Kirche zu Russland ist mehr als bedenklich. Frohe Ostern noch.“
Melnyks Worte beziehen sich auf einen Artikel der „SZ“ über Friedrich Kramer, der der Friedensbeauftragte der EKG ist:
„An einem Ostermarsch wird Friedrich Kramer nicht teilnehmen. Zu viel zu tun, Ostern ist Hochsaison für einen Bischof (…) der neue Friedensbeauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ermuntert wiederholt zu Demonstrationen gegen das, was er als ,brutalen Angriffskrieg‘ verurteilt. Doch da ist noch ein anderer Ton, mit dem der Landesbischof irritiert - und auch irritieren will in einer Debatte, in der er eine ,zunehmend kriegerische Rhetorik‘ wahrnimmt. Ja, die Ukraine führe nach dem kirchlichen Leitbild des ,gerechten Friedens‘ einen legitimen Verteidigungskrieg. Und ja, ,es wäre zynisch, der Ukraine den Einsatz von Waffen zu verwehren‘. Aber Waffen aus Deutschland, die historisch in der Region so viel Unheil angerichtet haben? Kramer sagt ,ganz klar Nein zu Waffenlieferungen, Nein zur massiven Aufrüstung‘ (…) Damit drückt er aus, was viele Friedensbewegte bedrückt in Zeiten eines Krieges, der alte Gewissheiten erschüttert. Die katholischen Bischöfe haben Waffenlieferungen einstimmig gutgeheißen. Die Protestanten, traditionell der Friedensbewegung eng verbunden, tun sich schwerer.“
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat vom Westen dringend die Lieferung von schweren Waffen für die Verteidigung seines Landes verlangt. Vor dem Krieg verfügte die Ukraine westlichen Analysten zufolge über rund 900 einsatzfähige Panzer und über 1200 Schützenpanzer. Russische Luftangriffe und die seit bald zwei Monate andauernden Kämpfe verursachten jedoch schwere Verluste. Nach russischen Angaben wurde bisher 2290 Panzer und gepanzerte Kampffahrzeuge vernichtet.
Zusätzlich zerstörte Russland gezielt die Panzerwerke in Lwiw, Schytomyr, Kiew und Charkiw. Kiew fehlen damit die Kapazitäten zur Reparatur und Reaktivierung von eingemotteten sowjetischen Altbeständen, weil Werkstätten von der russischen Armee gezielt zerstört wurden. Ohne Unterstützung von Panzern ist die ukrainische Armee dabei nicht in der Lage, zu eigenen Offensiven überzugehen oder den vom Osten drohenden russischen Großangriff abzuwehren.
Selenskyj erhob dabei bereits den Vorwurf, dass Kiew die belagerte Hafenstadt Mariupol hätte freikämpfen können, wenn der Westen rechtzeitig Panzer geliefert hätte. Sein Berater Olexij Arestowytsch hatte zuletzt Bedenken, die ukrainischen Soldaten könnten mit westlicher Waffentechnik überfordert sein, klar zurückgewiesen. Er hatte erklärt, dass sich die Kämpfer binnen weniger Tage an die Bedienung gewöhnen könnten.
Unterdessen trafen erste Teile des jüngsten US-Unterstützungspakets an Waffen und Munition in der Ukraine ein, wie der Nachrichtensender CNN in der Nacht zum Sonntag berichtete. Washington hatte am Mittwoch Kiew weitere Waffen und Munition im Wert von bis zu 800 Millionen Dollar (740 Millionen Euro) zugesagt - darunter auch Artillerie, gepanzerte Fahrzeuge und Hubschrauber.
Deutschland hat bisher unter anderem Panzerfäuste, Luftabwehrraketen, Maschinengewehre, aber auch Fahrzeuge, Nachtsichtgeräte und Schutzausrüstung geliefert. Die Ukraine fordert von der Bundesregierung mit Blick auf die erwartete russische Großoffensive im Osten des Landes auch die Lieferung schwerer Waffen. Darunter fallen etwa Kampfpanzer, Artilleriegeschütze oder auch Kampfhubschrauber.