Politik

Ukrainischer Botschafter: „Historische Nähe der Evangelischen Kirche zu Russland ist mehr als bedenklich. Frohe Ostern noch!“

Die katholischen Bischöfe haben sich einstimmig für Waffenlieferungen an die Ukraine ausgesprochen. Doch die Evangelische Kirche tut sich da etwas schwerer. Deshalb kritisiert der ukrainische Botschafter den evangelischen Friedensbeauftragten Kramer und die gesamte Evangelische Kirche mit folgenden Worten: „Friedensbeauftragter der EKD stellt sich gegen deutsche Waffen an die angegriffene Ukraine. Was für ein Jammer. Ich habe einen Vorschlag, Herrn Kramer in Putin-Beauftragten umzubenennen. Die historische Nähe der Evangelischen Kirche zu Russland ist mehr als bedenklich. Frohe Ostern noch.“
18.04.2022 00:14
Aktualisiert: 18.04.2022 00:14
Lesezeit: 2 min
Ukrainischer Botschafter: „Historische Nähe der Evangelischen Kirche zu Russland ist mehr als bedenklich. Frohe Ostern noch!“
Der ukrainische Botschafter Andrij Melnyk. (Screenshot via YouTube)

Der ukrainische Botschafter Andrij Melnyk teilt über Twitter mit: „Friedensbeauftragter der @EKD stellt sich gegen deutsche Waffen an die angegriffene Ukraine. Was für ein Jammer. Ich habe einen Vorschlag, Herrn Kramer in Putin-Beauftragten umzubenennen. Die historische Nähe der Evangelischen Kirche zu Russland ist mehr als bedenklich. Frohe Ostern noch.“

Melnyks Worte beziehen sich auf einen Artikel der „SZ“ über Friedrich Kramer, der der Friedensbeauftragte der EKG ist:

„An einem Ostermarsch wird Friedrich Kramer nicht teilnehmen. Zu viel zu tun, Ostern ist Hochsaison für einen Bischof (…) der neue Friedensbeauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ermuntert wiederholt zu Demonstrationen gegen das, was er als ,brutalen Angriffskrieg‘ verurteilt. Doch da ist noch ein anderer Ton, mit dem der Landesbischof irritiert - und auch irritieren will in einer Debatte, in der er eine ,zunehmend kriegerische Rhetorik‘ wahrnimmt. Ja, die Ukraine führe nach dem kirchlichen Leitbild des ,gerechten Friedens‘ einen legitimen Verteidigungskrieg. Und ja, ,es wäre zynisch, der Ukraine den Einsatz von Waffen zu verwehren‘. Aber Waffen aus Deutschland, die historisch in der Region so viel Unheil angerichtet haben? Kramer sagt ,ganz klar Nein zu Waffenlieferungen, Nein zur massiven Aufrüstung‘ (…) Damit drückt er aus, was viele Friedensbewegte bedrückt in Zeiten eines Krieges, der alte Gewissheiten erschüttert. Die katholischen Bischöfe haben Waffenlieferungen einstimmig gutgeheißen. Die Protestanten, traditionell der Friedensbewegung eng verbunden, tun sich schwerer.“

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat vom Westen dringend die Lieferung von schweren Waffen für die Verteidigung seines Landes verlangt. Vor dem Krieg verfügte die Ukraine westlichen Analysten zufolge über rund 900 einsatzfähige Panzer und über 1200 Schützenpanzer. Russische Luftangriffe und die seit bald zwei Monate andauernden Kämpfe verursachten jedoch schwere Verluste. Nach russischen Angaben wurde bisher 2290 Panzer und gepanzerte Kampffahrzeuge vernichtet.

Zusätzlich zerstörte Russland gezielt die Panzerwerke in Lwiw, Schytomyr, Kiew und Charkiw. Kiew fehlen damit die Kapazitäten zur Reparatur und Reaktivierung von eingemotteten sowjetischen Altbeständen, weil Werkstätten von der russischen Armee gezielt zerstört wurden. Ohne Unterstützung von Panzern ist die ukrainische Armee dabei nicht in der Lage, zu eigenen Offensiven überzugehen oder den vom Osten drohenden russischen Großangriff abzuwehren.

Selenskyj erhob dabei bereits den Vorwurf, dass Kiew die belagerte Hafenstadt Mariupol hätte freikämpfen können, wenn der Westen rechtzeitig Panzer geliefert hätte. Sein Berater Olexij Arestowytsch hatte zuletzt Bedenken, die ukrainischen Soldaten könnten mit westlicher Waffentechnik überfordert sein, klar zurückgewiesen. Er hatte erklärt, dass sich die Kämpfer binnen weniger Tage an die Bedienung gewöhnen könnten.

Unterdessen trafen erste Teile des jüngsten US-Unterstützungspakets an Waffen und Munition in der Ukraine ein, wie der Nachrichtensender CNN in der Nacht zum Sonntag berichtete. Washington hatte am Mittwoch Kiew weitere Waffen und Munition im Wert von bis zu 800 Millionen Dollar (740 Millionen Euro) zugesagt - darunter auch Artillerie, gepanzerte Fahrzeuge und Hubschrauber.

Deutschland hat bisher unter anderem Panzerfäuste, Luftabwehrraketen, Maschinengewehre, aber auch Fahrzeuge, Nachtsichtgeräte und Schutzausrüstung geliefert. Die Ukraine fordert von der Bundesregierung mit Blick auf die erwartete russische Großoffensive im Osten des Landes auch die Lieferung schwerer Waffen. Darunter fallen etwa Kampfpanzer, Artilleriegeschütze oder auch Kampfhubschrauber.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Neue Biomüll-Verordnung ab Mai: Bis zu 2.500 Euro Strafe bei falscher Mülltrennung
30.04.2025

Ökologische Pflicht zur Mülltrennung: Ab dem 1. Mai 2025 tritt die neue Bioabfallverordnung (BioAbfV) in Deutschland in Kraft. Dann...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Die Tech-Giganten blasen zum Angriff: Neue Funktionen und digitale Machtverschiebung im Frühjahr 2025
30.04.2025

Die digitale Elite schläft nicht – sie beschleunigt. Im Frühjahr 2025 liefern die großen US-Tech-Konzerne ein beispielloses Arsenal an...

DWN
Politik
Politik Rohstoffdeal Ukraine steht kurz bevor: USA sichern sich Zugriff auf ukrainische Ressourcen
30.04.2025

Ein Durchbruch im Schatten des Krieges: Nach zähen Verhandlungen stehen die USA und die Ukraine offenbar kurz davor, ein weitreichendes...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Der Fall Pirelli: Beginn einer europäischen Gegenoffensive gegen Chinas Wirtschaftsmacht?
30.04.2025

Der Entzug chinesischer Kontrolle bei Pirelli markiert einen Wendepunkt: Europa ringt um Souveränität – zwischen amerikanischem Druck...

DWN
Politik
Politik Wie Trump den grünen Wandel ausbremst – Chronik eines klimapolitischen Rückschritts
30.04.2025

Während Europa sich zunehmend in grüne Bürokratie verstrickt und Milliarden für Klima-Versprechen mobilisiert, marschiert der ehemalige...

DWN
Panorama
Panorama Inflationsrate sinkt auf 2,1 Prozent – Lebensmittelpreise steigen aber weiter
30.04.2025

Die Inflation in Deutschland geht leicht zurück – doch die Entlastung kommt nicht überall an. Während Energie günstiger wird, ziehen...

DWN
Technologie
Technologie Im Moment gewinnen wir gegen die künstliche Intelligenz – noch
30.04.2025

Im Wettrennen zwischen Mensch und Maschine scheint die Entscheidung längst gefallen: Algorithmen rechnen schneller, analysieren...

DWN
Politik
Politik 100 Tage Präsident: Trump gibt sich Bestnoten
30.04.2025

Donald Trump hat seine ersten einhundert Tage der neuen Amtszeit zum Triumphzug erklärt – mit scharfen Angriffen auf Joe Biden, Justiz,...