Politik

Gemessen am BIP: Deutschland hängt bei Regierungshilfen für Ukraine hinterher

Welche Länder helfen der Ukraine viel, welche halten sich eher zurück? Ein von Wirtschaftsforschern entwickeltes Ranking soll darüber Auskunft geben.
20.04.2022 11:54
Aktualisiert: 20.04.2022 11:54
Lesezeit: 1 min
Gemessen am BIP: Deutschland hängt bei Regierungshilfen für Ukraine hinterher
Auf öffentlichen Kundgebungen bekunden deutsche Bürger regelmäßig ihre Solidarität mit der Ukraine. Die Bundesregierung hält sich im internationalen Vergleich mit der Unterstützung eher zurück. (Foto: dpa)

Laut dem von Forschern am Kiel Institut für Weltwirtschaft (IfW) entwickelten Ukraine Support Tracker hängt Deutschland, was finanzielle, humanitäre und militärische Unterstützung für die Ukraine anbetrifft, im internationalen Vergleich hinterher. Zwar liegt Deutschland, was die Unterstützung in Milliarden Euro in absoluten Zahlen betrifft, hinter den USA, Polen und Großbritannien auf Platz vier. Doch in Verhältnis zu dem BIP des Landes gesetzt, landet Deutschland lediglich auf Platz zwölf, vor Kanada und hinter Italien.

IfW-Direktor: Öffentliche Debatte dreht sich mehr um russische Regierung als um Hilfe für die Ukraine

Der Ukraine Support Tracker erfasst laut dem IfW Kiel "systematisch den Wert der Unterstützung, die Regierungen von 31 westlichen Ländern der Ukraine seit der russischen Invasion am 24. Februar 2022 zugesagt haben". Erfasst werden dabei militärische, finanzielle und humanitäre Hilfen, die öffentlich bekannt sind. Die Datenbank soll, so Christoph Trebesch, Forschungsdirektor am IfW und Verantwortlicher für den Ukraine Support Tracker, die Diskussion über die Ukraine mit Fakten unterfüttern.

Seit Kriegsausbruch drehe sich die öffentliche Debatte vor allem um die Frage, wie Russlands Regierung am effektivsten geschadet werden kann. "Hilfen an die Ukraine spielen im Vergleich eine untergeordnete Rolle – auch weil Daten dazu fehlen", betont Trebesch. Gleichsam gesteht Trebesch ein, dass der Ukraine Support Tracker, der fortan stetig von den Forschern aktualisiert und verbessert werden soll, nicht das volle Bild liefern könne, "weil gerade militärische Hilfen an die Ukraine nicht immer transparent" seien.

"Beachtlich": USA helfen Ukraine mehr als gesamte EU, an deren Grenzen der Krieg tobt

Öffentliche Hilfen hingegen hätten die Forscher "akribisch erfasst und bewertet". Diese Daten machten es möglich, die Unterstützung der einzelnen Länder mit, beispielsweise, der Wirtschaftsleistung vergleichen. Für "beachtlich" hält Trebesch, dass alleine die USA die Ukraine deutlich mehr unterstütze als die gesamte EU, in deren unmittelbarer Nachbarschaft der Krieg tobt. Innerhalb der EU sind es vor allem jene Länder Osteuropas, die in ihrer Vergangenheit selbst bereits mehrfach russischen Invasionen oder Besetzungen zum Opfer gefallen waren, allen voran Estland, Litauen und Polen.

Berücksichtigt wurden im Zuge der Datenerhebung für den Ukraine Support Tracker vor allem die EU-Staaten sowie die weiteren Mitglieder G7 sowie Hilfszusagen der EU-Kommission und der Europäischen Investitionsbank. Als Hilfszusagen gelten dabei Zusagen, welche die Regierungen oder Institutionen dieser Länder der ukrainischen Regierung gemacht haben, private Spenden oder solche von internationalen Hilfsorganisationen seien in dieser Version des Rankings nicht enthalten. Ebenso nicht mitgezählt habe man Hilfen an Nachbarländer der Ukraine wie Moldawien oder andere Länder, zum Beispiel für die Aufnahme von Flüchtlingen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen Halbleiter-Aktien: Wie die ASML-Aktie zur europäischen Macht im Chipsektor wird
08.12.2025

Die US-Großbank Bank of America setzt in Europa auf einen Chipkonzern, der in einem neuen Wachstumszyklus steckt und die Branche unter...

DWN
Politik
Politik EU-Staaten beschließen schärfere Migrationspolitik
08.12.2025

Die EU zieht die Zügel in der Migrationspolitik an: Abschiebungen sollen leichter, Verteilung verpflichtender werden. Doch neue Regeln zu...

DWN
Politik
Politik Russland tobt nach Interview mit ehemaligen NATO-General Rob Bauer
08.12.2025

Ein explosiver Schlagabtausch zwischen Russland und einem früheren NATO-Spitzenoffizier schürt neue Ängste vor einer Eskalation. Moskau...

DWN
Politik
Politik EU-Kommission: Vorschläge zum Verbrenner-Aus nächste Woche
08.12.2025

Die EU-Kommission legt am 16.12. neue Vorschläge zum Verbrenner-Aus vor. Nach wachsender Kritik aus Industrie, Politik und Bevölkerung...

DWN
Finanzen
Finanzen Confluent-Aktie auf Höhenflug: IBM will Dateninfrastruktur-Spezialisten Confluent kaufen
08.12.2025

Ein Mega-Deal rückt die Confluent-Aktie schlagartig ins Rampenlicht: IBM bietet Milliarden für den Datenstreaming-Spezialisten Confluent....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft VDA rechnet 2026 mit rund 693.000 neuen E-Autos
08.12.2025

Deutschlands Autokäufer stehen vor einem elektrischen Wendepunkt: Verbände prognostizieren deutliche Zuwächse bei Elektroautos und...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Machtwechsel im Arbeitsmarkt 2025: Arbeitgeber geben wieder den Ton an
08.12.2025

Der Wind am Arbeitsmarkt 2025 dreht sich offenbar: Nach Jahren der Bewerbermacht gewinnen Unternehmen wieder Spielraum. Jan-Niklas Hustedt,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Insolvenzzahlen 2025: Warum Firmenpleiten weiter steigen
08.12.2025

Deutschlands Insolvenzzahlen klettern auf den höchsten Stand seit Jahren. Besonders Mittelstand, Handel und Autozulieferer geraten unter...