Befürchtungen, dass die US-Fed und die EZB weiter an der Zinsschraube drehen, die Inflation, die gestressten Lieferketten, und natürlich auch der Ukraine-Krieg: Das sind die wichtigsten Themen, mit denen sich die Börsianer in der laufenden Woche beschäftigen. Die Nachrichten sind vielfältig, und entsprechend unklar ist die Richtung, in die sich die Märkte bewegen. Der deutsche Leitindex hat zum Wochenstart bis 16 Uhr ein knappes Prozent auf Werten etwas oberhalb der Marke von 14.000 Punkten gewonnen. Und das, obwohl das Börsenbarometer den Tag noch mit einem Minus begonnen hatte. Die Frage ist, inwieweit sich die Kurse wieder über dieser psychologisch wichtigen Schwelle stabilisieren können.
Interessant: Die militärische Aggression Russlands ist an den Märkten nicht unwichtig, spielt aber derzeit eine weniger große Rolle: So hat der Dax seit dem Ausbruch des Krieges gerade einmal 0,8 Prozent verloren. Das heißt, die Verluste halten sich seitdem in Grenzen. Die anderen Faktoren, die den Markt negativ beeinflussen, sind größer und belasten die Börse schon wesentlich länger. Denn der Index hat seit drei Monaten schon 7,7 Prozent an Boden verloren. Und seit einem Jahr hat der Dax sogar ein Minus um 8,7 Prozent verzeichnet.
Heute Abend sollten die Anleger nach New York schauen, wenn das EZB-Mitglied Fabio Panetta in einer Rede auf einer Veranstaltung der Columbia Universität vor den Risken der Kryptowährungen warnt, die in den vergangenen Jahren immer mehr an Beliebtheit gewonnen haben. „Sie sind aber nicht nur spekulative und hochriskante Investments, sondern wecken zudem zahlreiche Bedenken, wie sie öffentlich geregelt werden sollten und wie sie sich auf die Stabilität des Finanzsystems auswirken. Panetta spricht von einem „Digitalen Wilden Westen“, mit dem sich Anleger in Kryptowährungen auseinandersetzen müssten.
Analysten-Liebling Deutsche Börse wohl mit Gewinn je Aktie
Am Montag präsentiert die Deutsche Börse abends um 19 Uhr ihre Bilanz fürs erste Quartal. Die Schätzungen liegen bei 2,14 Euro je Anteilsschein. Die Erwartungen für das zweite und dritte Quartal betragen 1,75 Euro beziehungsweise 1,76 Euro je Aktie. Fürs Gesamtjahr rechnen die Experten mit einem Gewinn je Anteilsschein von 7,34 Euro. Der Aktienkurs liegt derzeit bei Werten um 160,80 Euro. In den vergangenen sechs und zwölf Monaten hat das Papier jeweils elf Prozent zugelegt. In den vergangenen drei Jahren ist der Kurs sogar regelrecht explodiert – und zwar um fast 40 Prozent.
Nicht nur die Gewinnentwicklung ist von Steigerungen geprägt, sondern auch die Dividende. Die Führungsriege hat für 2021 3,20 Euro ausgeschüttet. 2020 lag das Volumen bei drei Euro, während es wiederum zwölf Monate zuvor 2,90 Euro betragen hat. Die Experten glauben, dass das Unternehmen für das laufende Jahr 3,52 Euro zahlt. So ist es auch nicht verwunderlich, dass die Mehrheit der Analysten für das Papier den Daumen nach oben hält. Einer aktuellen Umfrage zufolge, die der Fachdienst „Finanzen.net“ unter zwölf Analysten organisiert hat, raten sechs Experten, die Aktie zu kaufen. Sechs weitere sagen, man soll das Papier halten. Keiner empfiehlt den Verkauf.
Am Dienstag, den 25. April, warten die Börsianer auf die Präsentation von Makrodaten aus den USA. Die Verantwortlichen werden März-Statistiken zu den Aufträgen über langlebige Güter veröffentlichen. Die Prognosen liegen bei einem Wachstum von 1,1 Prozent gegenüber dem Vormonat. Im Februar hatte es noch einen Rückgang um 2,2 Prozent gegeben.
Doch das ist noch nicht alles: Die Anleger wollen wissen, wie sich im Februar der Immobilienpreis-Index entwickelt hat. Die Schätzungen gehen gegenüber dem Vorjahreszeitraum von einem Wachstum um 18,5 Prozent aus. Gegenüber dem Vormonat rechnen die Experten mit einem Plus von 1,7 Prozent. Zusätzlich werden Tabellen präsentiert, die die Entwicklung der Dienstleistungsindustrie abbilden. Es geht um den „Richmond Fed Services Index“ und „Dallas Fed Service Index“ für den laufenden Monat April. Die Fachleute gehen von einem Wert von fünf beziehungsweise 13 aus. Bei den letzten Messungen haben die Niveaus bei neun beziehungsweise 10,6 gelegen.
Welche Spuren hat der Krieg in Russland hinterlassen?
Am 26. April spielt wieder die große Politik eine wichtige Rolle an den Märkten, wenn in Russland aktuelle volkswirtschaftliche Daten vorgelegt werden. An ihnen lässt sich erkennen, welche Spuren der Angriff auf die Ukraine bisher in der russischen Wirtschaft hinterlassen hat.
Die Arbeitslosenquote wird im März wohl bei 4,5 Prozent gelegen haben, glauben die Experten. Die Einzelhandelsverkäufe sind wahrscheinlich im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um sechs Prozent gewachsen. Die Industrieproduktion hat sich hingegen wohl um 2,2 Prozent verringert, so die Schätzungen.
Doch bleiben die Märkte in den USA trotzdem das wichtigste Barometer für die internationalen Anleger, weil Russland aus Anlagesicht nur eine Nebenrolle spielt. Und hier werden erneut bedeutsame Statistiken präsentiert. Die Verantwortlichen erklären, wie sich die Zahl der Hypothekenanträge entwickelt hat. Sie werden sich über die vergangene Woche zwischen 18. und 22. April äußern. In der Vorwoche hatte es ein Wachstum um fünf Prozent gegeben. Zusätzlich warten die Börsianer auf Statistiken, die die Zahl der Hausverkäufe im März ausweisen. Die Experten rechnen mit einem Rückgang gegenüber den Vorjahreszeitraum um fünf Prozent. Und auch gegenüber dem Vormonat hat es wohl ein Minus gegeben, glauben die Fachleute. Allerdings wird es wahrscheinlich nur 1,1 Prozent betragen haben, sagen sie.
Am 27. April steht wiederum Deutschland im Fokus der Anleger. Dann kommt die Deutsche Bank mit ihren Erstquartalsergebnissen. Die Analysten rechnen mit einem Gewinn je Aktie von 0,52 Euro. Die Schätzungen für das zweite und dritte Quartal liegen bei 0,42 beziehungsweise bei 0,41 Euro je Anteilsschein. Im Gesamtjahr dürfte das Unternehmen wohl 1,53 Euro verdient haben, glauben die Fachleute. „Finanzen.net“ listet zwischen dem 25. April und 30. März acht Analysen auf, von denen lediglich drei dem Papier die Bewertung „Buy“ oder „Overweight“ geben. Der Rest rät in seinen Empfehlungen die Aktie zu halten oder zu verkaufen.
Der Kurs der Deutschen Bank hat im vergangenen Monat fast zehn Prozent verloren. In vergangenen sechs Monaten waren es neun Prozent. Die Aktie hat zudem in den vergangenen zwölf Monaten fünf Prozent eingebüßt.
Gazprom-Aktie büßt seit Kriegsausbruch die Hälfte an Wert ein
Am Donnerstag, den 28. April, zeigt Gazprom seine Ergebnisse, die der russische Staatskonzern im ersten Quartal erzielt hat. Dies ist insbesondere aus politischen Gründen wichtig, weil die geschäftliche Entwicklung des Unternehmens eine strategisch wichtige Rolle beim Ukraine-Krieg spielt. Deutschland deckt 55 Prozent seines jährlichen Bedarfes mit Lieferungen aus Russland. Die Analysten rechnen damit, dass der Gewinn je Aktie bis Ende März bei 43,37 Dollar gelegen hat. Zwölf Monate zuvor betrug das Volumen noch 31,19 Dollar. Die Fachleute gehen davon aus, dass der Gewinn je Aktie im zweiten und im dritten Quartal bei 36,11 Dollar beziehungsweise 34,95 Dollar liegen wird. Im Gesamtjahr dürfte wohl ein Gewinn je Anteilsschein von 185,41 Dollar anfallen, glauben die Experten.
Das Gazprom-Papier notiert derzeit bei Niveaus um 2,50 Euro. Die Aktie hat seit Kriegsausbruch rund die Hälfte an Wert eingebüßt. In den vergangenen sechs Monaten machte die Aktie sogar einen Abgang um mehr als 70 Prozent. Darüber hinaus verbuchte es in den vergangenen zwölf Monaten einen Rückgang um 50 Prozent.