Wirtschaft

Deutschland wird Gas künftig nach Moskauer Modell bezahlen

Der Energieversorger Uniper wird russisches Gas künftig in dem von Moskau geforderten Modell über die Gazprombank bezahlen.
28.04.2022 10:00
Lesezeit: 1 min

Der Energiekonzern Uniper bereitet sich grundsätzlich darauf vor, über die "Zwei-Konten-Lösung" zu bezahlen. "Das heißt, wir zahlen weiterhin in Euro und es findet, orchestriert über die Gazprom-Bank, eine unmittelbare Konvertierung in Rubel statt. Dass die Russen dann sagen, wir hätten in Rubel bezahlt, damit müssten wir dann leben. Das Verfahren ist intensiv mit der Bundesregierung besprochen".

Sorge, dass Deutschland wegen der von Russland geforderten Bezahlung in Rubel als nächstes Land von der Belieferung abgeschnitten wird, hat Uniper-Vorstandsvorsitzender Klaus-Dieter Maubach nicht. "Der Rubelumtausch jedenfalls bietet dafür keinen Anlass. Da war die Lage in Polen und Bulgarien völlig anders", sagte er.

Das Unternehmen hat zudem vor indirekten Folgen eines Ölembargos gegen Russland gewarnt. "Sollte der Westen ein Ölembargo beschließen, ist nicht auszuschließen,dass die Russen mit einem Gaslieferstopp reagieren", sagte der Uniper-Vorstandsvorsitzende Klaus-Dieter Maubach der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (Donnerstag). Uniper ist Deutschlands größter Importeur von russischem Erdgas.

Gazprom: Polen kauft weiter Gas - über Deutschland

Ungeachtet der Einstellung direkter Lieferungen kauft Polen nach Angaben des Energieriesen Gazprom weiter russisches Gas - nun über Deutschland. «Es wurde feierlich verkündet, dass russisches Gas nicht mehr gebraucht wird und man es nicht kaufen wird. Aber in Wirklichkeit ist das nicht so», sagte Gazprom-Sprecher Sergej Kuprijanow am Donnerstag der russischen Agentur Interfax zufolge. Über die Jamal-Europa-Pipeline fließen laut Kuprijanow täglich rund 30 Millionen Kubikmeter Gas aus Deutschland zurück nach Polen.

Gazprom hatte am Mittwoch bestätigt, nach Polen sowie nach Bulgarien kein Gas mehr zu liefern. Der russische Staatskonzern begründete den Lieferstopp damit, dass die Gasunternehmen beider Länder nicht rechtzeitig in Rubel gezahlt hätten. Sofia und Warschau betonten hingegen, ihre Zahlungsverpflichtungen erfüllt zu haben. Polens Regierungschef Mateusz Morawiecki sprach von einem «direkten Angriff» auf sein Land. Zugleich betonte er, Polen habe genug Gasvorräte.

Ende März hatte Präsident Wladimir Putin gefordert, dass westliche Staaten mit Wirkung zum 1. April Konten bei der Gazprombank eröffnen müssen, um russische Gaslieferungen zu bezahlen. Andernfalls würden die Lieferungen an die «unfreundlichen» Länder eingestellt. Nach einem von Putin unterzeichneten Dekret können die Rechnungssummen weiter in Euro oder Dollar auf das russische Konto eingezahlt werden. Die Gazprombank konvertiert das Geld in Rubel und überweist den Betrag in der russischen Währung an Gazprom. Bei einem Ausbleiben der Zahlungen würden die Lieferungen eingestellt, hatte Putin gedroht.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Trotz US-Verboten finden chinesische Tech-Giganten Wege, um im KI-Rennen zu bleiben
14.06.2025

Die USA wollen Chinas Aufstieg im KI-Sektor durch Exportverbote für High-End-Chips stoppen. Doch Konzerne wie Tencent und Baidu zeigen,...

DWN
Technologie
Technologie Einsatz von Tasern: Diskussion um „Aufrüstung“ der Polizei
14.06.2025

Taser gelten als umstritten, nun will Innenminister Alexander Dobrindt damit die Bundespolizei ausrüsten. Kritik kommt von Niedersachsens...

DWN
Finanzen
Finanzen Dividendenstrategie: Für wen sie sich im Aktiendepot lohnen kann
14.06.2025

Mit einer Dividendenstrategie setzen Anleger auf regelmäßige Erträge durch Aktien. Doch Ist eine Dividendenstrategie sinnvoll, wie...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Krisenmodus in der Industrie: Autohersteller weichen Chinas Regeln aus
14.06.2025

Weil China den Export kritischer Magnetstoffe drastisch beschränkt, geraten weltweite Lieferketten ins Wanken. Autohersteller suchen eilig...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft H&M baut Milliardenhandel mit Secondhand-Mode aus
14.06.2025

H&M will das Image der Wegwerfmode abschütteln – mit gebrauchten Designerstücken mitten im Flagshipstore. Wird ausgerechnet Fast...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Atomkraftgegner fordern Ende der Uran-Geschäfte mit Kreml
14.06.2025

Atomkraftgegner wenden sich an die Bundesregierung: Sie fordern einen Stopp russischer Uranlieferungen nach Lingen. Auch die hybride Gefahr...

DWN
Finanzen
Finanzen Teuer Wohnen in Deutschland: Rund jeder Siebte zahlt mehr als halben Monatslohn für Miete
14.06.2025

Nach der Mietzahlung ist bei manchen nicht mehr viel übrig für den Rest des Monats, zeigt eine Studie. Jedoch haben viele Menschen auch...

DWN
Technologie
Technologie Autoren fragen, ob ihre Werke für künstliche Intelligenz genutzt werden können – eine unmögliche Mission?
14.06.2025

Ein Ex-Spitzenmanager von Meta warnt: Wenn KI-Unternehmen vor jedem Training urheberrechtlich geschützte Werke lizenzieren müssten,...