Politik

Bundesregierung legitimiert Bezahlung von Gas nach Moskauer Modell

Die Bundesregierung sieht die Zahlung von russischem Gas auch nach dem Moskauer Modell im Einklang mit den EU-Sanktionen.
29.04.2022 13:00
Aktualisiert: 29.04.2022 13:24
Lesezeit: 2 min

Die Bundesregierung sieht die Zahlung von russischem Gas auch auf ein neues oder zweites Konto im Einklang mit den EU-Sanktionen. Es komme bei der Zahlung nicht auf die Kontonummer an oder drauf, ob es zwei Konten sind, sagte ein Sprecher des Wirtschaftsministeriums am Freitag in Berlin. Dem Ressort zufolge ist es im Einklang mit den EU-Bestimmungen, wenn auf ein sogenanntes Konto "K" in Euro oder Dollar bei der Gazprombank eingezahlt wird. Die Unternehmen müssten dann erklären, dass mit der Zahlung die vertraglich geschuldete Leistung erfolgt ist. In Regierungskreisen hieß es, dass es auch nicht darauf ankomme, in welchem Land das Konto der Gazprombank geführt wird. Die Gazprombank ist von den EU-Sanktionen nicht erfasst.

Hintergrund ist die russische Forderung nach einer Zahlung in Rubel. Dies lehnen die westlichen Staaten und auch die G7-Gemeinschaft ab, da die Verträge fast ausschließlich in Euro oder Dollar geschlossen wurden. Die genaue Umsetzung der russischen Seite zur Rubelzahlung gilt aber als unklar. Das Konto "K" könnte für eine Konvertierung genutzt werden. Dieser Prozess wäre dann aber allein in russischer Regie ohne Einfluss der westlichen Kunden. Die EU-Kommission hatte die Unternehmen davor gewarnt, die Umwandlung in Rubel selbst vorzunehmen. Dies könne ein Bruch der Sanktionen sein.

Gazprom hatte Polen und Bulgarien in dieser Woche die Einstellung der Lieferung angekündigt. Polen hatte sich aber schon geweigert ein zweites Konto zu eröffnen. Die anderen europäischen Ländern, darunter Deutschland, werden bislang normal beliefert.

Eine Ausnahme bildet dabei ein britisches Tochterunternehmen von Gazprom Germania, die von einem deutschen Treuhänder verwaltet wird. Hier soll es technische Schwierigkeiten bei der Zahlungsabwicklung geben, die genauen Gründe sind unbekannt. Es geht hierbei laut Wirtschaftsministerium aber nur um sehr geringe Gasmengen. Inwieweit Russland das Vorgehen westlicher Konzerne akzeptiert, wird sich voraussichtlich im Mai zeigen, wenn Zahlungen für viele Verträge anstehen.

Mehr zum Thema: Wie Europas Konzerne Rubel-Zahlungen für russisches Gas vorbereiten

Die EU-Energieminister wollen am Montag erneut über die Frage der Gas-Zahlungen und Sanktionen beraten.

Österreich: Ab Mai gelten die neuen Konditionen

Der Wiener Öl- und Gaskonzern OMV stellt sich darauf ein, dass die neuen Zahlungskonditionen der Gazprom für Gaslieferungen im Mai wirksam werden. "Ich würde davon ausgehen, dass das im Laufe des Mai geschehen soll", sagte Vorstandschef Alfred Stern am Freitag zur Agentur APA. Derzeit würde jedoch "relativ große Unklarheit" bestehen. Er könne es daher zur Zeit nicht endgültig sagen.

Bei der Präsentation der Ergebnisse für das erste Quartal sagte Stern lediglich, dass die OMV im Mai die nächste Rechnung der Gazprom erwarte. Derzeit bezahle der Konzern gemäß seiner bestehenden Verträge mit Gazprom in Euro.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Politik
Politik Landtagswahlen Baden-Württemberg 2026: AfD liegt vor den Grünen – eine Partei gewinnt noch mehr
09.05.2025

Die AfD überholt erstmals laut Insa-Umfrage die grüne Partei in Baden-Württemberg, die seit 13 Jahren regiert und die größte...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Kunstmarkt: Familienangelegenheiten im Auktionshaus Lempertz - und was Unternehmer davon lernen können
09.05.2025

Lempertz in Köln ist das älteste Auktionshaus der Welt in Familienbesitz. Isabel Apiarius-Hanstein leitet es in sechster Generation. Erst...

DWN
Immobilien
Immobilien Wohnquartiere als soziale Brennpunkte: Armut, Migration und Überalterung – Ghettobildung nimmt zu
09.05.2025

Armut, Migration, Wohnungsmangel, Überalterung und Einsamkeit: Immer mehr Wohnquartiere in Deutschland sind überfordert. Eine neue Studie...

DWN
Finanzen
Finanzen Commerzbank-Aktie auf Rekordkurs nach starkem Quartalsgewinn – und nun?
09.05.2025

Die Commerzbank-Aktie hat zum Start in den Börsenhandel am Freitag zugelegt – und im Handelsverlauf ein neues Jahreshoch erreicht. Das...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft EU schlägt zurück: Diese US-Produkte stehen nun im Visier von Brüssel
09.05.2025

Die Europäische Kommission hat eine umfassende Liste von US-Produkten veröffentlicht, auf die im Falle eines Scheiterns der Verhandlungen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Daimler-Sparprogramm: Was plant Daimler Truck in Deutschland?
09.05.2025

Der Nutzfahrzeughersteller Daimler Truck strebt an, seine Wettbewerbsfähigkeit in Europa zu erhöhen und hat sich mit dem...

DWN
Panorama
Panorama Endlos-Hitze droht im Sommer: Wetterextreme betreffen jüngere Generationen erheblich stärker
09.05.2025

Endlos-Hitze droht im Sommer - diese Schlagzeile geistert an diesem Freitag durch die Medien. Klar ist, dass die Folgen der globalen...

DWN
Technologie
Technologie Datenfalle USA: Warum viele Unternehmen in Gefahr sind - ohne es zu merken
09.05.2025

Viele Unternehmen übertragen täglich Daten in die USA – und merken nicht, dass sie damit in eine rechtliche Falle tappen könnten. Das...