Der Ukraine-Krieg stoppt Fusionsgespräche: Die bereits im September 2017 von Angela Titzrath, Vorstandsvorsitzende der "Hamburger Hafen und Logistik AG" (HHLA), ins Gespräch gebrachte Fusion zwischen der HHLA und dem Bremer Hafenbetreiber "Eurogate" scheint vorerst dem Ukraine-Krieg zum Opfer zu fallen. Noch vor einem halben Jahr blickten die zwei Unternehmen diesbezüglich zuversichtlich in die Zukunft, mit Kriegsausbruch müssen die Karten nun neu gemischt werden.
Die Presse-Chefs beider Unternehmen, Hans-Jörg Heims von der HHLA und Steffen Leuthold von Eurogate, geben dazu allerdings keine Stellungnahme ab. Stattdessen weisen gutinformierte Kreise aus dem Umfeld beider Unternehmen darauf hin, dass der Ukraine-Konflikt eine Neubewertung der Unternehmenswerte nach sich ziehe. Im Klartext: Geschlossene Terminals verschieben die Unternehmenswerte und erfordern erstmal eine neue Bestandsaufnahme. Ein Beispiel am Rande: Seit Kriegsausbruch musste die HHLA ihren Terminal in Odessa schließen.
Zudem seien die Handelsströme mit Russland aufgrund der Sanktionen der Europäischen Union eingeschränkt. Ebenso haben die Unternehmen mit gestörten Lieferketten, vor allem im Ostasien-Verkehr, zu kämpfen.
Grundsätzlich wolle man aber an einer Fusion festhalten. Schon allein deshalb, um den Häfen Rotterdam, Antwerpen und Danzig weiter die Stirn bieten zu können und einen konkurrenzfähigen maritimen Standort in Deutschland zu sichern.
Die börsennotierte HHLA ist ein führender europäischer Hafen- und Transportlogistik-Konzern. Das Kerngeschäft sind der Containerumschlag in Seehäfen sowie Containertransporte zwischen Häfen und dem deutschen und europäischen Binnenland. Das Unternehmen beschäftigt weltweit insgesamt 6.444 Mitarbeiter, hat jährlich einen Containerumschlag von 6,9 Millionen Containern (TEU) und ein jährliches Transportvolumen von 1,7 Millionen TEU. Die HHLA-Aktien werden an der Börse gehandelt, befinden sich zu einem großen Teil allerdings im Besitz der Stadt Hamburg. Im Jahr 2021 erzielte die HHLA einen Umsatz von knapp 1,5 Milliarden Euro.
Das Bremer Unternehmen Eurogate hingegen kommt in den drei deutschen Häfen Hamburg, Wilhelmshaven und Bremerhaven auf einen jährlichen Containerumschlag von rund 7,9 Millionen und beschäftigt deutschlandweit 4.583 Mitarbeiter. Es befindet sich in Familienbesitz und erzielt einen Umsatz von rund 600 Millionen Euro im Jahr.
KORREKTUR:
In einer früheren Version des Artikels hatten wir im Titel geschrieben, die Fusion sei "geplatzt". Richtig ist aber, dass die Fusionsgespräche vorübergehend ausgesetzt und wieder aufgenommen werden sollen.
Weiterhin hatten wir in der Bildunterschrift geschrieben, dass bei der HHLA derzeit das Arbeitsaufkommen relativ gering sei. Richtig ist aber, dass die HHLA sehr viel zu tun hat.
Wir bitten, diese Fehler zu entschuldigen.