Deutschland

Deutschland kauft zwar weniger Öl aus Russland – zahlt aber mehr

Die gesamten Ausgaben Deutschlands für Einfuhren aus Russland wuchsen im März trotz westlicher Sanktionen um 77,7 Prozent auf 4,4 Milliarden Euro.
12.05.2022 11:12
Lesezeit: 1 min
Deutschland kauft zwar weniger Öl aus Russland – zahlt aber mehr
Der russische Energiekonzern Rosneft hatte im vergangenen Jahr einen Großteil der PCK-Raffinerie in Schwedt übernommen. Die Anlage in der Uckermark verarbeitet nach eigenen Angaben jährlich 12 Millionen Tonnen Rohöl und gehört damit zu den größten Verarbeitungsstandorten in Deutschland. (Foto: dpa)

Deutschland hat im ersten Monat nach Kriegsbeginn deutlich mehr für Importe aus Russland bezahlt. Die gesamten Ausgaben für Einfuhren aus Russland wuchsen im März trotz westlicher Sanktionen um 77,7 Prozent auf 4,4 Milliarden Euro, wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag mitteilte. Grund dafür sind gestiegene Rohstoffpreise. Wichtigste Importgüter waren dabei Erdöl und Erdgas mit einem wertmäßigen Anstieg um 56,5 Prozent auf 2,4 Milliarden Euro - und das, obwohl die eingeführte Menge um 27,8 Prozent zurückging.

Die deutschen Ausfuhren nach Russland wiederum fielen im März um 58,7 Prozent auf rund 1,0 Milliarden Euro. Noch im Februar waren sie um 16,7 Prozent gewachsen. Besonders starke Rückgänge gab es beim Handel mit Maschinen: Das Geschäfte brach im März um fast drei Viertel auf 165,8 Millionen Euro ein. Bei chemischen Erzeugnissen gab es ein Minus von 40,9 Prozent auf 158,7 Millionen Euro. Das Handelsdefizit mit Russland – Exporte minus Importe – schwoll dadurch auf den Rekordwert von 3,4 Milliarden Euro an.

Die deutschen Exporte in die von Russland angegriffene Ukraine brachen im März um 45,7 Prozent auf 265,8 Millionen Euro. Die Importe aus der Ukraine sanken zugleich um 27,5 Prozent auf 199,6 Millionen Euro.

Insgesamt wächst das Geschäft der deutschen Wirtschaft mit Ost- und Mitteleuropa aber weiter. Die Exporte in die 29 Staaten legten im gesamten ersten Quartal um 9,8 Prozent zum Vorjahreszeitraum auf knapp 67 Milliarden Euro zu, so der Ost-Ausschusses der deutschen Wirtschaft. Die Importe nach Deutschland nahmen insbesondere wegen höherer Rohstoffkosten sogar um 14,6 Prozent auf gut 69,2 Milliarden Euro zu. "Die deutsche Wirtschaft profitierte nach der Corona-Krise von der teilweise kräftigen wirtschaftlichen Erholung dieser Länder", sagte die stellvertretende Vorsitzende des Ost-Ausschusses, Cathrina Claas-Mühlhäuser.

Der mit Abstand wichtigste Kunde der deutschen Wirtschaft im Osten ist demnach Polen: Die Exporte dorthin wuchsen in den ersten drei Monaten des Jahres um fast 13 Prozent auf mehr als 21 Milliarden Euro. Auf Platz zwei folgt Tschechien. Die Ausfuhren dorthin sprangen sogar um 18,6 Prozent auf 13,4 Milliarden Euro nach oben. Drittgrößter Exportmarkt im Osten ist Ungarn - die Ausfuhren dorthin wuchsen um 7,3 Prozent auf rund 7,5 Milliarden Euro.

Zuletzt versuchte der grüne Wirtschaftsminister Robert Habeck am Montag, Mitarbeitern der in ihrer Existenz bedrohten PCK-Raffinerie Schwedt Mut zu machen. Trotz des geplanten EU-Ölembargos gegen Russland soll die Anlage mit rund 1.200 Beschäftigten laut Habeck eine Zukunft haben. Die Annahmen seines Plans stehen jedoch auf wackeligen Beinen, sodass die Zukunft einer der größten Verarbeitungsstandorte für Erdöl in Deutschland vorerst ungewiss bleibt.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Rezession 2025: Düstere Aussichten für Deutschland
13.05.2025

Die deutsche Wirtschaft tritt auf der Stelle – und das ausgerechnet in einer Phase, in der neue Impulse dringend nötig wären. Der...

DWN
Politik
Politik Rentenversicherung: Warum Bärbel Bas' Beamten-Vorschlag 20 Milliarden Euro im Jahr kosten würde
13.05.2025

Geht es nach Arbeitsministerin Bärbel Bas, sollen künftig auch Beamte in die gesetzliche Rentenversicherung aufgenommen werden. Eine neue...

DWN
Panorama
Panorama Reichsbürger-Verbot: Dobrindt zerschlägt "Königreich Deutschland"
13.05.2025

Sie erkennen den Staat nicht an, verbreiten Verschwörungstheorien und zahlen häufig keine Steuern. Die Szene der Reichsbürger war...

DWN
Politik
Politik Geopolitischer Showdown in der Türkei: Selenskyj, Putin – und Trump im Anflug
13.05.2025

Ein historisches Treffen bahnt sich an: Während Selenski den russischen Präsidenten zu direkten Friedensgesprächen nach Istanbul...

DWN
Panorama
Panorama Umwelt? Mir doch egal: Klimaschutz verliert an Bedeutung
13.05.2025

Klimaschutz galt lange als gesellschaftlicher Konsens – doch das Umweltbewusstsein in Deutschland bröckelt. Eine neue Studie zeigt, dass...

DWN
Immobilien
Immobilien Wohntraum wird Luxus: Preise schießen in Städten durch die Decke
13.05.2025

Die Preise für Häuser und Wohnungen in Deutschland ziehen wieder deutlich an – vor allem in den größten Städten. Im ersten Quartal...

DWN
Finanzen
Finanzen Wird die Grundsteuer erhöht? Zu viele Ausgaben, zu wenig Einnahmen: Deutsche Kommunen vorm finanziellen Kollaps
13.05.2025

Marode Straßen, Bäder und Schulen: Fast neun von zehn Städten und Gemeinden in Deutschland droht in absehbarer Zeit die Pleite. Bereits...

DWN
Politik
Politik EU im Abseits: Trump bevorzugt London und Peking – Brüssel droht der strategische Bedeutungsverlust
12.05.2025

Während Washington und London Handelsabkommen schließen und die USA gegenüber China überraschend Konzessionen zeigen, steht die EU ohne...