Deutschland hat im ersten Monat nach Kriegsbeginn deutlich mehr für Importe aus Russland bezahlt. Die gesamten Ausgaben für Einfuhren aus Russland wuchsen im März trotz westlicher Sanktionen um 77,7 Prozent auf 4,4 Milliarden Euro, wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag mitteilte. Grund dafür sind gestiegene Rohstoffpreise. Wichtigste Importgüter waren dabei Erdöl und Erdgas mit einem wertmäßigen Anstieg um 56,5 Prozent auf 2,4 Milliarden Euro - und das, obwohl die eingeführte Menge um 27,8 Prozent zurückging.
Die deutschen Ausfuhren nach Russland wiederum fielen im März um 58,7 Prozent auf rund 1,0 Milliarden Euro. Noch im Februar waren sie um 16,7 Prozent gewachsen. Besonders starke Rückgänge gab es beim Handel mit Maschinen: Das Geschäfte brach im März um fast drei Viertel auf 165,8 Millionen Euro ein. Bei chemischen Erzeugnissen gab es ein Minus von 40,9 Prozent auf 158,7 Millionen Euro. Das Handelsdefizit mit Russland – Exporte minus Importe – schwoll dadurch auf den Rekordwert von 3,4 Milliarden Euro an.
Die deutschen Exporte in die von Russland angegriffene Ukraine brachen im März um 45,7 Prozent auf 265,8 Millionen Euro. Die Importe aus der Ukraine sanken zugleich um 27,5 Prozent auf 199,6 Millionen Euro.
Insgesamt wächst das Geschäft der deutschen Wirtschaft mit Ost- und Mitteleuropa aber weiter. Die Exporte in die 29 Staaten legten im gesamten ersten Quartal um 9,8 Prozent zum Vorjahreszeitraum auf knapp 67 Milliarden Euro zu, so der Ost-Ausschusses der deutschen Wirtschaft. Die Importe nach Deutschland nahmen insbesondere wegen höherer Rohstoffkosten sogar um 14,6 Prozent auf gut 69,2 Milliarden Euro zu. "Die deutsche Wirtschaft profitierte nach der Corona-Krise von der teilweise kräftigen wirtschaftlichen Erholung dieser Länder", sagte die stellvertretende Vorsitzende des Ost-Ausschusses, Cathrina Claas-Mühlhäuser.
Der mit Abstand wichtigste Kunde der deutschen Wirtschaft im Osten ist demnach Polen: Die Exporte dorthin wuchsen in den ersten drei Monaten des Jahres um fast 13 Prozent auf mehr als 21 Milliarden Euro. Auf Platz zwei folgt Tschechien. Die Ausfuhren dorthin sprangen sogar um 18,6 Prozent auf 13,4 Milliarden Euro nach oben. Drittgrößter Exportmarkt im Osten ist Ungarn - die Ausfuhren dorthin wuchsen um 7,3 Prozent auf rund 7,5 Milliarden Euro.
Zuletzt versuchte der grüne Wirtschaftsminister Robert Habeck am Montag, Mitarbeitern der in ihrer Existenz bedrohten PCK-Raffinerie Schwedt Mut zu machen. Trotz des geplanten EU-Ölembargos gegen Russland soll die Anlage mit rund 1.200 Beschäftigten laut Habeck eine Zukunft haben. Die Annahmen seines Plans stehen jedoch auf wackeligen Beinen, sodass die Zukunft einer der größten Verarbeitungsstandorte für Erdöl in Deutschland vorerst ungewiss bleibt.