Die deutschen Großhändler haben ihre Preise im April wegen der wirtschaftlichen Verwerfungen durch den russischen Krieg gegen die Ukraine abermals in Rekordtempo angehoben. Sie stiegen um durchschnittlich 23,8 Prozent zum Vorjahresmonat, wie das Statistische Bundesamt am Montag mitteilte. Ein größeres Plus hat es seit Beginn der Berechnungen 1962 noch nicht gegeben. Im März lag es noch bei 22,6 Prozent, was ebenfalls eine Höchstmarke war. Allein von März auf April zogen die Großhandelspreise um 2,1 Prozent an. "Die Auswirkungen des Kriegs in der Ukraine auf die Großhandelspreise sind im April 2022 besonders im Großhandel mit Rohstoffen und Energieträgern, aber auch mit verschiedenen Lebensmitteln zu beobachten", erklärten die Statistiker den Trend. Auch gestörte Lieferketten, etwa durch Corona-Ausbrüche beim wichtigsten deutschen Handelspartner China, machen derzeit viele Waren teurer.
Die Entwicklung gilt als Indikator für zukünftige Inflationstendenzen, da der Großhandel das Scharnier zwischen Herstellern und Endkunden darstellt und höhere Kosten am Ende zumindest teilweise bei den Konsumenten landen dürften. Die Verbraucherpreise sind im April mit 7,4 Prozent so stark gestiegen wie seit 1981 nicht mehr, da für Energie und Nahrungsmittel deutlich mehr bezahlt werden musste.
Der rekordhohe Anstieg im Großhandel geht auf stark gestiegene Preise für viele Rohstoffe und Vorprodukte zurück. Mineralölerzeugnisse kosteten im Großhandel 63,4 Prozent mehr als im April 2021. Feste Brennstoffe (plus 70,9 Prozent) sowie Erze, Metalle und Metallhalbzeug (plus 55,7 Prozent) verteuerten sich ebenfalls sehr stark. Erheblich höher waren auch die Preise im Großhandel mit Getreide, Rohtabak, Saatgut und Futtermitteln (+56,3 Prozent) sowie mit chemischen Erzeugnissen (+44,4 Prozent). Im Großhandel mit Milch, Milcherzeugnissen, Eiern, Speiseölen und Nahrungsfetten betrug das Plus 29,7 Prozent.