Branche im Aufwind: Top-Entscheider der internationalen Reisebranche rechnen laut einer Umfrage der "Deutschen Zentrale für Tourismus" (DZT) für die nächsten sechs Monate mit stark ansteigenden Zahlen im deutschen Einreisetourismus.
Zwar erschweren steigende Mobilitätskosten und hohe Inflationsraten in Europa eine Vorhersage. Allerdings rechnen auch die Experten von "Tourismus Economics" im laufenden Jahr mit insgesamt 54 Millionen Übernachtungen europäischer Gäste in Deutschland. Das entspricht rund 83 Prozent des Vorkrisenniveaus 2019.
Für 2023 werden mit 63 Millionen Übernachtungen aus Europa bereits wieder 97 Prozent der Werte aus dem Rekordjahr 2019 erwartet. Die Überseemärkte hingegen können nach diesen Prognosen in diesem Jahr 64 Prozent und im kommenden Jahr 82 Prozent des Vorkrisenniveaus von 2019 erreichen.
Die "Deutsche Zentrale für Tourismus" – sie präsentiert Deutschland als Urlaubsland im Ausland – scheint an die deutsche Erfolgsgeschichte des Einreisetourismus vor der Corona-Pandemie anzuknüpfen. Zur Erinnerung: Nach der Wiedervereinigung wurden in der alten Bundesrepublik 31,3 Millionen internationale Übernachtungen gezählt, in der ehemaligen DDR mit Berlin rund 3,4 Millionen. Die Zahlen stiegen dann kontinuierlich bis zu einem gesamtdeutschen Einreise-Volumen 2019 von rund 90 Millionen Übernachtungen.
Damit trugen die überwiegend mittelständisch geprägten Tourismus-Unternehmen in Deutschland rund vier Prozent zur Bruttowertschöpfung der deutschen Volkswirtschaft bei und schufen rund drei Millionen Arbeitsplätze.
Interessant auch: Dem Tourismus Competitiveness Index des Word Economic Forums zufolge - es bewertet die Vielfalt der Angebote eines Urlaubslandes - steht Deutschland an dritter Stelle. Und laut dem World Travel Monitor von IPK International lag Deutschland in der zweiten Hälfte des Vorjahres mit 23 Millionen Reisen auf dem zweiten Platz als Zielmarkt der Europäer – zwar hinter Spanien aber überraschenderweise noch vor Italien. Gleichzeitig setzte auch eine rege Nachfrage aus den USA ein.
Damit lag Deutschland teilweise deutlich über den Vorjahreswerten und glich zu einem Teil die Verluste aus, die Corona in den ersten Monaten des Jahres in die Kassen riss. Zuvor trafen die Auswirkungen von Corona auf den internationalen Reiseverkehr vor allem die deutschen Großstädte. „Hier herrscht seitdem ein riesiger Nachholbedarf,“ erklärt Huberta Sasse vom Deutschen Tourismusverband gegenüber den DWN.
So blieb Deutschland im vergangenen Jahr das Kulturziel Nummer eins bei den weltweiten Reisen der Europäer und behauptet trotz der Einbrüche dennoch mit großem Abstand seine Spitzenposition als führendes Geschäftsreisziel in Europa.
Die Deutschen selbst verbrachten ihren Urlaub im Jahr 2021 vermehrt in ihrem Heimatland. Rund 37 Prozent blieben im eigenen Land, dahinter folgten Spanien, Italien, die Türkei und Kroatien. Die beliebtesten Urlaubsziele im eigenen Land waren dabei Bayern mit rund 19 Prozent, gefolgt von Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Baden-Württemberg. Besonders häufig verbringen die Deutschen mit 84,5 Prozent ihren Kurzurlaub im eigenen Land. Weit abgeschlagen dahinter befinden sich Österreich, Niederlande, Frankreich und Italien.