Deutschland

Lucke: Ergebnis der Bundestagswahl bringt AfD 1,7 Millionen Euro

Die eurokritische Alternative für Deutschland (AfD) bekommt nach dem Erreichen von 4,7 Prozent bei der Bundestags-Wahl 1,7 Millionen Euro an staatlicher Förderung. AfD-Chef Bernd Lucke will bei der Wahl zum Europa-Parlament als Spitzenkandidat antreten. Eine Koalition mit Nigel Farage sieht er jedoch nicht.
25.10.2013 02:16
Lesezeit: 3 min

Deutsche Wirtschafts Nachrichten: Man hat länger nichts mehr von der AfD gehört. Gibt es die Partei noch?

Bernd Lucke: Wollen Sie mir sagen, dass Sie nicht auf unserem Presseverteiler sind? Ich setze Sie gerne rauf.

Deutsche Wirtschafts Nachrichten: Danke - sehr freundlich! Bleiben alle Protagonisten an Bord?

Bernd Lucke: Falls Sie den Bundesvorstand meinen: Ja.

Deutsche Wirtschafts Nachrichten: Welches sind die nächsten Schritte?

Bernd Lucke: Wir bereiten den Europawahlkampf und 10 Kommunalwahlkämpfe vor. Zurzeit arbeiten wir unter anderem am Europawahlprogramm.

Deutsche Wirtschafts Nachrichten: Wie soll die Struktur der Partei aussehen?

Bernd Lucke: Da wird sich nicht viel ändern. Allerdings gründen wir derzeit fleißig neue Kreisverbände.

Deutsche Wirtschafts Nachrichten: Welche Pläne haben Sie für die Finanzierung?

Bernd Lucke: Wir sind finanziell ganz gut aufgestellt. Unser Bundestagswahlergebnis sichert uns staatliche Gelder in der Höhe von mindestens 1,7 Millionen Euro pro Jahr.

Deutsche Wirtschafts Nachrichten: Wie teuer war der Wahlkampf?

Bernd Lucke: Ich habe keine Ahnung. Wir sind eine Graswurzelpartei mit sehr hoher Einsatzbereitschaft der Mitglieder. Wenn kein Geld da war, haben viele Mitglieder selbst in die Tasche gegriffen.

Deutsche Wirtschafts Nachrichten: Haben Sie noch ausstehende Kosten, die zu finanzieren sind?

Bernd Lucke: Eine Partei verursacht laufend Kosten und wir sind sehr gut in der Lage, sie zu finanzieren.

Deutsche Wirtschafts Nachrichten: Wie viele Mitglieder hat die AfD heute?

Bernd Lucke: Circa 17.000.

Deutsche Wirtschafts Nachrichten: Wir hören von Interessierten, dass es schwer ist, mit der Partei Kontakt aufzunehmen. Woran kann das liegen?

Bernd Lucke: Wir arbeiten noch sehr viel mit Ehrenamtlichen. Nach dem Wahlkampf brauchen manche auch mal ein Päuschen. Gleichzeitig haben wir nach den Wahlen besonders viele Interessenten. Da kann es schon mal zu Staus kommen. Aber das wird sich bald wieder geben. Wir professionalisieren gerade unsere Geschäftsstelle.

Deutsche Wirtschafts Nachrichten: Sie haben angekündigt, bei den Europa-Wahlen anzutreten. Bleibt es dabei?

Bernd Lucke: Ja, klar. Europa ist ja nun mal eines unserer zentralen Themen. Wir wollen die Demokratiedefizite thematisieren, den schleichenden Kompetenzschwund nach Brüssel, die dortige Bürokratie und Überregulierung. Außerdem natürlich die Probleme der Währungsunion, die wie ein Spaltpilz für Europa wirken. Selbstverständlich wird die AfD antreten, denn welche andere Partei würde diese Themen aufgreifen?

Deutsche Wirtschafts Nachrichten: Wie sieht es mit den nächsten Landtagswahlen aus?

Bernd Lucke: Gut. 2014 werden die Landtage in Sachsen, Thüringen und Brandenburg gewählt. Da lagen wir überall über 6 Prozent. Da werden sich die Altparteien noch umgucken.

Deutsche Wirtschafts Nachrichten: Werden Sie die Partei als Spitzenkandidat in die EU-Wahlen führen?

Bernd Lucke: Ich strebe die Spitzenkandidatur an. Die Entscheidung darüber fällt ein Parteitag im Januar.

Deutsche Wirtschafts Nachrichten: Was halten Sie von Nigel Farage – der wäre doch der ideale Partner im EU-Parlament?

Bernd Lucke: Keineswegs. Wenn es um britische Parteien geht, haben wir mehr Gemeinsamkeiten mit den Konservativen und der Labor Party. Die stehen wie wir dem Euro kritisch gegenüber. Sie bejahen die Europäische Union, wollen aber mehr Dezentralisierung und Deregulierung.

Deutsche Wirtschafts Nachrichten: Bundespräsident Gauck hat gesagt, er freut sich, dass die AfD es nicht in den Bundestag geschafft hat. Was denken Sie über diese Aussage?

Bernd Lucke: Ich halte das für sehr ungewöhnlich. Es ist ein ungeschriebenes Gesetz, dass der Bundespräsident sich parteipolitisch neutral verhält. Es geht nicht, dass er öffentlich sagt, welche Partei er im Bundestag haben möchte und welche nicht. Das hat kein Bundespräsident je getan – selbst nicht, als die Grünen aufkamen und den Kindersex im Programm hatten.

Deutsche Wirtschafts Nachrichten: Gauck sagt, die AfD sei „populistisch“. Was halten Sie von dieser Wortwahl?

Bernd Lucke: Das halte ich für eine Entgleisung. Zum einen ist es nicht wahr, denn populistisch sind doch die, die dem Volk vorgaukeln, sie hätten die Probleme im Griff und es würde schon nicht so schlimm werden. Zum anderen steht es dem Bundespräsidenten nun mal nicht gut zu Gesicht, eine Partei herabzuwürdigen, die mehr als 2 Millionen Wähler gewählt haben. Er vertritt doch das ganze Volk.

Deutsche Wirtschafts Nachrichten: Welche Ziele haben Sie für die nächsten Wahlen – EU und Länder?

Bernd Lucke: Wir haben vor allem politische Ziele. Es braucht in Deutschland wieder eine Partei, die sich für die Marktwirtschaft einsetzt statt Klientelpolitik zu betreiben. Es braucht eine Partei, die in der Euro-Frage die Wahrheit ausspricht. Es braucht eine Partei, die den Finger in die Wunden legt: Bei der Bildungspolitik, bei der Energiepolitik, bei den sozialen Sicherungssystemen. Das wollen wir tun. Und das werden wir tun.

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