Unternehmen

Mit dem Rücken zur Wand: Deutsche Schiffsbauer leiden unter Chinas Dumping-Preisen

Die europäische und somit auch die deutsche Schiffbau-Industrie scheinen in einem ausweglosen Dilemma zu stecken.
06.06.2022 09:59
Lesezeit: 1 min

Europas ziviler Seeschiffbau in Gefahr: Die europäische und somit auch deutsche Schiffbauindustrie scheint in einem ausweglosen Dilemma zu stecken. Der Grund: Die Dumpingpreise der asiatischen Schiffsbauer, allen voran China und Südkorea. Sie können es sich erlauben, billiger zu produzieren, da die jeweiligen Regierungen ihre maritime Industrie seit Jahren mit massiven Subventionen unterstützen.

Der dramatische Entwicklungstrend in Zahlen: Trotz einer Verdoppelung der globalen Schiffbaunachfrage nahmen die Bestellungen in Europa im Jahr 2021 auch im Vergleich zum extrem schlechten Vorjahr noch einmal um 20 Prozent ab. So gingen im Jahr 2020 allein 85 Prozent aller weltweit erteilten Aufträge an China und Südkorea. Selbst der Inselstaat Japan, der eine hohe Inlandsnachfrage an Schiffen hat, kommt nicht einmal mehr auf zehn Prozent. Weit abgeschlagen mit kaum noch vier Prozent, fristet Europa mittlerweile ein stiefmütterliches Dasein. Der deutsche Boots- und Schiffbauer-Verband (DBSV) befürchtet sogar einen dramatischen Verlust schiffbaulicher Fähigkeiten in der EU.

Das Problem: Deutsche Werften müssen gewinnorientiert arbeiten, sie können weder subventionierte Preise anbieten noch darauf hoffen, dass der Staat die Verluste ausgleicht. Besonders bitter dabei: Obwohl sich vor allem der Containerbereich der Schiffsbauproduktion einer hohen Nachfrage erfreut, fällt für die deutschen Werften kaum etwa ab. Während ihre chinesischen Mitstreiter, weltweit die Nummer eins im Schiffsbau, auf volle Auftragsbücher verweisen können. Sie bieten Baupreise an, die bis zu 30 Prozent niedriger sind als vor 15 Jahren in Deutschland.

Bereits heute ist die maritime Wirtschaft in Europa, und speziell in Deutschland, in einem erheblichen Umfang von Lieferungen aus China und auch aus Südkorea abhängig. So vergaben allein die deutschen Reeder in den vergangenen Jahren Neubaubestellungen im Wert von vier Milliarden Euro nach Asien, davon gingen 55 Prozent nach China, weitere 45 nach Südkorea.

Abgesehen davon, produziert China mittlerweile 96 Prozent aller Container und 80 Prozent aller Containerbrücken. Gleichzeitig beklagen europäische Schiffsbau-Zulieferfirmen, dass es für sie immer schwerer wird, mit ihren chinesischen Kunden ins Geschäft zu kommen. Es nur mehr möglich ist, mit ihnen zusammenzuarbeiten, wenn sie auf das Produkt angewiesen sind.

Als einziger Ausweg aus dieser misslichen Lage erscheint dem DBSV eine dringende Korrektur der politisch gesetzten Rahmenbedingungen für die maritime Industrie in Deutschland.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

 

 

DWN
Finanzen
Finanzen Airbus-Aktie fällt nach A320-Software-Update
01.12.2025

Ein Pflicht-Update für die A320-Reihe schickt die Airbus-Aktie auf ein Zweimonatstief. Airlines reagieren hektisch, doch der Hersteller...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin-Kurs rutscht zum Wochenstart ab: Liquidationswelle bringt Kryptowährungen unter massiven Druck
01.12.2025

Der Bitcoin-Kurs startet tiefrot in den Dezember: Ein Wochenend-Schock hat den Markt binnen Stunden umgekrempelt. Liquidationen rollen auf...

DWN
Politik
Politik Bürgergeldreform „Bullshit“: Arbeitsministerin Bas muss bei Jusos einstecken - wackelt die neue Grundsicherung?
01.12.2025

Die Bürgergeldreform steht bevor, der erste Teil der neuen Grundsicherung soll noch im Dezember durch das Bundeskabinett von Kanzler Merz...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutsche Industrie: Materialmangel trifft Autoindustrie am härtesten – Ursache wohl in China
01.12.2025

Materialmangel trifft die deutsche Industrie unerwartet hart und legt Schwachstellen in globalen Lieferketten offen. Besonders Halbleiter...

DWN
Politik
Politik NATO-Krise: Ex-Spitzenoffizier fordert im DWN-Interview totale Umstellung von Gesellschaft und Wirtschaft
01.12.2025

Ein früherer NATO-Spitzenoffizier warnt in einem exklusiven Interview, dass Europa nur wenige Jahre hat, um sich auf einen möglichen...

DWN
Finanzen
Finanzen Hugo Boss-Aktie: Machtkampf mit Großaktionär Frasers?
01.12.2025

Beim Modekonzern Hugo Boss knirscht es im Machtgefüge: Der wichtigste Investor zieht dem Aufsichtsratschef die Unterstützung weg,...

DWN
Finanzen
Finanzen US-Börsen: Wird 2026 alles steigen? Prognose für Aktien, Bitcoin-Kurs und Goldpreis
01.12.2025

Der November brachte an den US-Börsen einen synchronen Aufschwung über sämtliche Anlageklassen hinweg. Jetzt legen die größten Häuser...

DWN
Finanzen
Finanzen Dividenden-Aktien: Wie Anleger jetzt potenzielle Dividendenrenditen erkennen
01.12.2025

Dividenden-Aktien gewinnen für Anleger in unsicheren Zeiten an Bedeutung, da sie regelmäßige Ausschüttungen mit potenziellem...