Eine Fehlzündung: Der russische Lebensmittel-Discounter Mere wollte im Eiltempo den deutschen Discounter-Markt erobern. Dabei sollten den ersten zwei deutschen Filialen im Jahre 2019 weitere 100 folgen, und Aldi, die Mutter aller deutschen Discounter, preislich um 20 bis 30 Prozent unterboten werden. Allerdings hat sich das Blatt gewendet. Aus der groß angekündigten Eroberung des deutschen Discounter-Marktes ist mittlerweile ein leiser Rückzug geworden.
Insgesamt hat Mere seit 2019 sieben Standorte in Deutschland mit zwei in Halle und jeweils einen in Homburg, Berlin, Schönbeck, Leipzig und Zwickau eröffnet. Die Hälfte davon ist bereits geschlossen, die andere Hälfte soll kurzfristig folgen. Der Grund: Der Ukraine-Krieg verschärft die Probleme mit der Warenversorgung, die neuen logistischen Herausforderungen sind für den Russen-Aldi nicht mehr preisgünstig zu stemmen.
Die Discounterkette, die vor vier Jahren in Deutschland startete, setzte in der Vergangenheit in ihrer Unternehmens-Strategie nicht nur auf zollfreie Waren aus osteuropäischen EU-Mitgliedern. Sondern auch auf eine minimale Gestaltung des Verkaufsbereichs, auf eine geringe Anzahl von Mitarbeitern, und einer vereinfachen Paletten-Anzeige der Produkte.
Während der Discounter in Deutschland dicht macht, ist er in Osteuropa immer noch auf Wachstumskurs. Vor allem in Kasachstan und Weißrussland scheinen sich die Geschäfte gut zu entwickeln.
Neben diesen zwei Verbündeten Russlands betreibt der Discounter im Osten Europas noch Märkte in Litauen, Polen, Lettland, und Rumänien. Auch in der Ukraine eröffneten sie 2020 zwei Filialen. Zudem ist er in China, Spanien, Griechenland, Großbritannien, Frankreich, Belgien und Serbien präsent.
Hinter dem Mere-Discounter steckt die Svetofor-Kette, die seit den zwei ersten eröffneten Discountern in Sibirien im Jahre 2009 mittlerweile rund 2.200 Standorte betreibt, davon allein in Russland mehr als 1000.
Die Svetofor-Kette gehört mehrheitlich der Familie Schneider aus Krasnojarsk. Walentina Schneider führt es mit ihren Söhnen. In den 1990er Jahren verdienten sie ihr erstes Geld mit dem Wodka-Handel, später mit Bier und nach der Wirtschaftskrise 2009 sattelten sie auf Lebensmittel um.
Der deutsch klingende Name Schneider ist keine Seltenheit in dieser Region, schließlich wurden viele Wolgadeutsche der Sowjetunion mit dem Ausbruch des zweiten Weltkrieges ins sibirische Krasnojarsk verbannt.