Unternehmen

Holzpreis-Explosion: Unsichere Zeiten für Bauherren

Viele Bauherren leiden derzeit in Deutschland unter den starken Preisschwankungen in der deutschen Holzindustrie.
Autor
03.07.2022 10:10
Lesezeit: 2 min
Holzpreis-Explosion: Unsichere Zeiten für Bauherren
Ein im vergangenen Jahr gebautes Fachwerkhaus in einem Neubaugebiet in der Region Hannover. (Foto: dpa) Foto: Julian Stratenschulte

Volatile Holzpreise verhindern sicheres Bauen: Viele Bauherren leiden derzeit unter der starken Preisdynamik in der deutschen Holzindustrie. Zwar sind die Weltmarktpreise für Holz zuletzt abgestürzt, jedoch hat diese Entwicklung noch nicht den deutschen Markt erfasst. Der Grund: Neben dem Wegfall von russischem Holz sichert eine noch gleichbleibende Nachfrage in den wichtigsten Bereichen der deutschen Holzindustrie den derzeit hohen Holz-Preis.

Wie eine Erhebung des Statistischen Bundesamtes zeigt, kostete Fichtenholz im April dieses Jahres rund 50 Prozent mehr als noch im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Insgesamt sind die Preise unter Berücksichtigung aller Holzarten um knapp 35 Prozent gestiegen.

Zur Freude der Waldbesitzer, die, um einige Beispiele zu nennen, für ihr Kiefernholz 27,2 Prozent mehr bekamen als noch im Vorjahr. Dagegen betrug der Aufschlag bei Industrieholz stolze 33,6 Prozent. Unter Industrieholz versteht man Rohholz, das unter anderem für die Herstellung von Papier und Karton, Span- und Faserplatten oder Holzwolle verwendet wird.

Weniger erfreulicher sind die Preisanstiege – nicht anders als im Lebensmittelhandel – für die Holzindustrie und die Endverbraucher, auf die letztendlich die gestiegenen Preise abgewälzt werden.

Möbelindustrie leidet

Insbesondere davon betroffen sind die Möbel- und die Bauindustrie. So war allein das vor allem in der Möbelindustrie genutzte Schnittholz im Mai dieses Jahres um 41 Prozent teurer als noch zur selben Zeit im Vorjahr. Dabei kommen hauptsächlich Laubhölzer wie Eiche und Buche zum Einsatz.

Nicht anders ist die Situation in der Bauindustrie. Auch die Preise des dort verwendeten sogenannten Konstruktionsvollholzes, kurz KUH genannt, sind in den vergangenen zwölf Monaten erheblich angestiegen. Dabei handelt es sich in der Regel um Nadelhölzer. Dazu zählt das rund um 50 Prozent angestiegene Fichtenholz, sowie das Lärchen-, Tannen- und Kiefernholz.

Allerdings scheint es auch eine gute Nachricht zu geben: Die Holzpreise in Deutschland haben sich in den vergangenen drei Monaten zwar nicht wie auf dem Holz-Terminmarkt in Chicago halbiert, allerdings ist zumindest eine bestimmte Preis-Konsolidierung in Sicht. Ohne weiter von nochmals steigenden Holzpreisen ausgehen zu müssen.

Wie in anderen Bereichen auch, wird der Holzpreis unter anderem durch die Nachfrage bestimmt. Dabei kann man vor allem im Bausektor davon ausgehen, dass künftig weniger gebaut wird. Neben den Lieferengpässen und den hohen Rohstoff-Preisen, spielen zugleich die negativen Baugenehmigungszahlen der einzelnen Kommunen eine wesentliche Rolle. Auch dieser Umstand trägt zu einer Preisregulierung bei. Allerdings: Dieser Rückgang ist noch nicht auf dem Markt angekommen. Einstweilen werden noch die Bauaufträge des vergangenen Jahres abgebaut.

Sollten sich die Aufträge in der Baubranche weiter abkühlen, ist es durchaus möglich, dass sich die Holzpreis-Entwicklung umkehrt und die Preise auf dem deutschen Markt wieder sinken. In den USA etwa hat vor allem eine nachlassende Nachfrage bei einem steigenden Angebot zu einem Preisrutsch geführt.

Die Holzwirtschaft beschäftigt in Deutschland rund 650.000 Mitarbeiter in über 70.000 Unternehmen, die insgesamt einen Umsatz von rund 120 Milliarden Euro erwirtschaften. Damit zählt die Holzwirtschaft neben der Automobil- oder der Elektroindustrie zu den der wichtigsten Industrie-Branchen in Deutschland.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

 

 

DWN
Finanzen
Finanzen Finanzmärkte zum Jahresende: Wie sich Anleger zwischen Rallye und Korrekturgefahr absichern
24.12.2025

Zum Jahresende verdichten sich an den globalen Finanzmärkten die Signale für Chancen, Risiken und mögliche Wendepunkte. Stehen Anleger...

DWN
Politik
Politik Cyberangriff auf Aeroflot: Wie Hacker Russlands Luftverkehr störten
24.12.2025

Ein Cyberangriff brachte die IT-Systeme von Aeroflot binnen Stunden zum Stillstand und zwang den Flugbetrieb in den Notmodus. Welche...

DWN
Politik
Politik Putins neue Gegnerin und ihr Appell an Europa
24.12.2025

Europa ringt mit seiner Haltung gegenüber Russland und der Frage nach Konsequenz und Abschreckung. Wie sollte der Westen mit einem Kreml...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Handwerkspräsident: "Demokratie muss nun liefern"
24.12.2025

Die Stimmung im deutschen Handwerk ist angespannt, die Wirtschaft schwächelt seit Jahren. Jörg Dittrich, Präsident des Zentralverbands...

DWN
Politik
Politik DWN-Jahresrückblick 2025: Schulden, Krieg, KI – und Europas Zerreißprobe
24.12.2025

Schulden in Billionenhöhe, neue Kriegsängste, technologische Abhängigkeiten: 2025 hat Gewissheiten zerlegt, die lange als stabil galten....

DWN
Technologie
Technologie The Good City: Die Stadt der Zukunft ist leise, sauber und elektrisch
24.12.2025

Lärm, Abgase, Platzmangel – urbane Probleme kennt jeder. Doch Renault Trucks zeigt: Die Zukunft der Stadt ist elektrisch, leise und...

DWN
Finanzen
Finanzen Ripple XRP: Zwischen ETF-Fantasie und anhaltendem Kursdruck
24.12.2025

Ripple XRP verliert an Boden, während der Kryptomarkt insgesamt vorsichtiger wird. Technische Schwäche, unterschrittene Schlüsselmarken...

DWN
Technologie
Technologie Exponentielles Wachstum durch KI: Chancen und Grenzen für Wirtschaft und Gesellschaft
24.12.2025

Die künstliche Intelligenz entwickelt sich rasant und verändert zunehmend Wirtschaft, Forschung und Gesellschaft. Doch kann dieser...