Politik

NATO stockt schnelle Eingreiftruppe massiv auf

Die Nato will durch ein neues strategisches Konzept ihre Flexibilität erhöhen.
28.06.2022 16:00
Lesezeit: 1 min
NATO stockt schnelle Eingreiftruppe massiv auf
Pedro Sanchez (r), Ministerpräsident von Spanien, und Jens Stoltenberg, Nato-Generalsekretär, vor Beginn des Nato-Gipfels in Madrid. (Foto: dpa) Foto: Bernd von Jutrczenka

Ein gewaltiger Schritt: Die NATO, die heute in einem bis Donnerstag andauernden Gipfel-Treffen in Madrid zusammenkommt, versiebenfacht ihre schnelle Eingreiftruppe NRF (Nato Response Force). Sie wird künftig anstelle von 40.000 gut 300.000 Soldaten umfassen. Dabei handelt es sich nicht wirklich um einen Aufrüstungschritt. Der Grund: Ein Großteil der Soldaten für diese Eingreiftruppe existiert bereits in den einzelnen 30 Nato-Mitgliedsstaaten.

Allerdings: Durch das neue strategische Konzept soll die Nato wendiger, flexibler und schneller werden. So soll in einer Krisensituation der Nato-Oberbefehlshaber imstande sein, die Soldatinnen und Soldaten innerhalb von zehn Tagen anzufordern, und die Truppenkontingente innerhalb der Nato-Mitgliedsstaaten deutlich rascher zu verschieben.

Bisher war die Nato auf Friedenszeiten ausgerichtet. Seit dem russischen Überfall auf die Ukraine muss sie sich wieder mit möglichen Kriegsszenarien befassen, sprich viel mehr Soldatinnen und Soldaten in hoher Bereitschaft haben. Davon verspricht sie sich auch, Russland davon abhalten zu können, künftig ein Nato-Land anzugreifen.

Konkret erhofften sich vor allem die baltischen Staaten Litauen, Lettland und Estland schon lange eine stärkere Nato-Präsenz im östlichen Bündnisgebiet. Mit dieser Aufstockung der Nato ist es jetzt zumindest möglich, die Nato-Beistandspflicht nach dem Prinzip ‹einer für alle, alle für einen› realistischer umzusetzen. Bisher war das im Fall des Baltikums eher Theorie.

Durch die Erhöhung der Bereitschaft sollten der Nato keine schwerwiegenden Mehrlosten entstehen, da es die Soldaten bereits gibt und sie bereits ihre Gehälter beziehen. Aber unabhängig davon, wird sich der Finanzbedarf in der Nato wohl erhöhen. Denn im Unterschied zu den vergangenen drei Jahrzehnten, in denen viele Länder abgerüstet haben, streben die einzelnen Nato-Mitglieder eine Aufrüstung an. Allein in Deutschland werden über einen Zeitraum von fünf Jahren insgesamt 100 Milliarden Euro für die Ausstattung und Ausrüstung der Bundeswehr bereitgestellt.

Deshalb kann man wohl auch davon ausgehen, dass künftig jedes Nato-Land zwei Prozent des Bruttoinlandsproduktes für die Verteidigung ausgeben wird. Jetzt ist es noch so, dass nur wenige Nato-Mitgliedsländer dieses Ziel erreichen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Neun von zehn Haushaltshilfen werden schwarz beschäftigt
30.12.2025

Fast vier Millionen Haushalte setzen auf Schwarzarbeit – warum viele die Anmeldung umgehen und wie viel Geld dabei wirklich fließt.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Generation Z: Warum Sinnhaftigkeit zur neuen Währung im Job wird
30.12.2025

Führungskraft? Nein danke. Für die Generation Z zählt im Beruf längst nicht mehr die steile Karriere, sondern Sinn, Freiheit und...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Lebensmittelpreise 2025: Butter billiger, Schokolade teurer
30.12.2025

2025 wurden Verbraucher bei Lebensmitteln kräftig durchgeschüttelt. Butter fiel im Preis deutlich, während Schokolade, Rinderhack und...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Alarm: Deutschland hat die höchsten Unternehmenssteuern der G7
30.12.2025

Deutschland gilt als Hochsteuerland – nun belegen es die Zahlen. Eine große Mehrheit der Unternehmen empfindet Steuern und Abgaben als...

DWN
Politik
Politik Angriff auf Putin? USA kritisieren Ukraine, versenken zugleich weiter Schiffe vor Venezuela
30.12.2025

Ein angeblicher Drohnenangriff auf eine Residenz von Wladimir Putin bringt neue Unruhe in die festgefahrenen Gespräche über den...

DWN
Panorama
Panorama Rätsel um Verschwinden des Fluges MH370: Eine neue Suche nach Antworten beginnt
30.12.2025

Was passierte mit Flug MH370? Das Verschwinden der Boeing 777 zählt zu den Mysterien der Luftfahrtgeschichte. Ab dieser Woche soll noch...

DWN
Politik
Politik Kontaktgebühr gegen Ärzte-Hopping? Kassenärzte-Chef für Gebühr bei Praxisbesuch
30.12.2025

Wie sind steigende Milliardenkosten für die medizinische Versorgung zu begrenzen? Vorschläge von Ärzten und Kliniken zielen auf die...

DWN
Finanzen
Finanzen US-Börsen: Die letzte Woche des Jahres begann an der Wall Street im roten Bereich
29.12.2025

Die US-Aktienmärkte starteten mit Verlusten in die letzte Handelswoche des Jahres, da eine Schwäche im Technologiesektor die wichtigsten...