Finanzen

Abkopplung vom Dollar: Indischer Großkonzern kauft russische Kohle mit chinesischem Yuan

Lesezeit: 2 min
29.06.2022 13:00  Aktualisiert: 29.06.2022 13:28
Die Instrumentalisierung des Dollars zu geopolitischen Zwecken führt verstärkt zu Gegenmaßnahmen.
Abkopplung vom Dollar: Indischer Großkonzern kauft russische Kohle mit chinesischem Yuan
Scheine und Münzen des Renminbi. (Foto: dpa)
Foto: How Hwee Young

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die Abkopplung vom Dollar nimmt Fahrt auf. Indiens größter Zementhersteller UltraTech Cement hat Dokumenten zufolge erstmals eine Ladung russischer Kohle mit chinesischen Yuan bezahlt. Das geht aus Reuters am Mittwoch vorliegenden indischen Zollangaben hervor. Diese bislang sehr selten angewandte Zahlungsmethode könnte Händlern zufolge angesichts der westlichen Sanktionen gegen Russland zunehmend üblich werden und dem Dollar Konkurrenz machen. "Dieser Schritt ist bedeutsam", sagte ein in Singapur ansässiger Devisenhändler. "Ich habe in den vergangenen 25 Jahren meiner Karriere noch nie gehört, dass ein indisches Unternehmen im internationalen Handel in Yuan bezahlt. Damit wird im Grunde der US-Dollar umgangen."

UltraTech importierte den Angaben zufolge 157.000 Tonnen Kohle des russischen Produzenten Suek. Diese wurde auf den Frachter MV Mangas im russischen Fernosthafen Vanino geladen. Aus den Zollunterlagen geht eine Rechnung vom 5. Juni hervor, die den Wert der Ladung mit 172.652.900 Yuan (rund 24,5 Millionen Euro) angibt. Zwei mit der Angelegenheit vertraute Personen sagten, der Verkauf der Ladung sei von der in Dubai ansässigen Suek-Tochter arrangiert worden. Demnach haben auch andere Unternehmen Aufträge für russische Kohle unter Verwendung von Yuan-Überweisungen erteilt. Beide Unternehmen wollten sich auf Nachfrage nicht dazu äußern.

Die zunehmende Verwendung des Yuan zur Begleichung von Zahlungen könnte dazu beitragen, Moskau vor den Auswirkungen der westlichen Sanktionen zu schützen. Diese wurden wegen des Einmarsches in die Ukraine verhängt und klemmen Russland weitgehend vom etablierten globalen Zahlungssystem ab. Peking kommt das Ausweichen auf Yuan gelegen, will es doch die eigene Währung zu einer international akzeptierten Handelswährung weiterentwickeln und die Dominanz des US-Dollar im Welthandel brechen. Grund dafür ist, dass der Dollar zunehmend von Washington als geopolitische Waffe eingesetzt wird - beispielsweise als Hebel für Sanktionen. Chinesische Unternehmen verwenden den Yuan deshalb bereits seit Jahren in Vertragsabschlüssen mit Russland.

Das Geschäft unterstreicht auch, wie Indien trotz der westlichen Sanktionen Handelsbeziehungen mit Russland für Rohstoffe wie Öl und Kohle aufrecht erhält. Indien unterhält seit langem politische und sicherheitspolitische Beziehungen zu Russland und hat davon abgesehen, den Angriff auf die Ukraine zu verurteilen.

Lesen Sie dazu: Energie und Waffen: Russland und Indien treiben strategische Annäherung voran

Für indische Handelsabwicklungen unter Verwendung des Yuan müssten die Kreditgeber möglicherweise Dollar an Filialen in China oder Hongkong oder an chinesische Banken senden, mit denen sie Verbindungen haben. Dort erhalten sie im Gegenzug Yuan, sagten zwei hochrangige indische Banker. "Wenn sich die Rupie-Yuan-Rubel-Route als günstig herausstellt, haben die Unternehmen allen Grund und Anreiz, umzusteigen. Dies wird wahrscheinlich häufiger passieren", sagte Subash Chandra Garg, ein ehemaliger Mitarbeiter im indischen Finanzministerium.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Ratgeber
Ratgeber Sichere Mobilgeräte für Ihr Business: Das Samsung Security Ecosystem

In vielen Unternehmen sind Smartphones und Tablets längst zum unverzichtbaren Arbeitsmittel geworden. Je nach Einsatzgebiet sind die...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Geschäftsklima sinkt nur minimal - Geht es nun wieder bergauf?
25.09.2023

Der Ifo-Index zum Geschäftsklima ist den 5. Monat in Folge gefallen, aber nur minimal. Der Pessimismus nimmt ab. Ist das Schlimmste für...

DWN
Politik
Politik DWN-Interview: Wie die USA Europa eroberten
24.09.2023

Der Publizist Werner Rügemer äußert sich im Gespräch mit den Deutschen Wirtschaftsnachrichten zum Anspruch der USA, alleinige Weltmacht...

DWN
Politik
Politik Eklat um SS-Veteran beim Selenskyj-Besuch in Kanada
25.09.2023

Das kanadische Parlament hat beim Selenskyj-Besuch einen ukrainischen "Kriegsveteranen" mit Jubel und stehendem Applaus gewürdigt. Nach...

DWN
Immobilien
Immobilien Das plant die Regierung gegen die Wohnungsmisere
25.09.2023

Die Bau-Branche gibt sich positiv überrascht von den Beschlüssen der Bundesregierung, fordert nun aber eine schnelle Umsetzung. Denn die...

DWN
Finanzen
Finanzen Beginn einer Ent-Euroisierung? Euro-Nutzung bricht laut Swift ein
24.09.2023

Der Euro wird im internationalen Handel viel weniger verwendet. Das zeigen kürzlich erschienene Swift-Zahlen. Ökonomen sehen darin eine...

DWN
Immobilien
Immobilien Habeck gibt strengere Vorgaben für Dämmung von Neubauten auf
25.09.2023

Als Reaktion auf Krise der Baubranche will Bundeswirtschaftsminister Habeck die strengeren Vorgaben zur Dämmung von Neubauten nicht mehr...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Kritische Rohstoffe: Wie die EU ihre Versorgung sichern will
24.09.2023

Lernen auf die harte Tour: Pandemiebedingte Engpässe, geopolitische Veränderungen und der Krieg in der Ukraine zwingen Europa zum...

DWN
Politik
Politik Gewalt-Eskalation im Kosovo: Spannungen mit Serbien nehmen massiv zu
24.09.2023

Bei Kämpfen mit einem bewaffnetem Kampftrupp im Nord-Kosovo gab es Tote. Die Spannungen in der Region nahmen zuletzt zu. Nun ist es zu den...