Wirtschaft

Der große Ausverkauf: Zahlreiche deutsche Unternehmen gehören ausländischen Eigentümern

Der deutsche Markt, deutsche Unternehmen und deutsches Knowhow sind begehrte Ziele von Investments aus aller Welt.
24.07.2022 08:43
Aktualisiert: 24.07.2022 08:43
Lesezeit: 2 min

Insgesamt sind derzeit rund 7.870 Unternehmen in Deutschland tätig, die mehrheitlich ausländischen Eigentümern gehören. Diese Firmen erwirtschaften einen Jahresumsatz von rund 1,39 Billionen Euro und zählen 3,9 Millionen Arbeitsplätze.

Dabei sind 62 Prozent von ihnen in der Industrie tätig, 23,5 Prozent sind Dienstleister und drei Prozent können dem Handel zugeordnet werden.

Damit stellt sich die Struktur der Unternehmen in Auslandsbesitz anders dar als die der größten deutschen Familienunternehmen oder der 10.000 wichtigsten Mittelstandsunternehmen. Bei diesen liegt der Industrieanteil zwar mit 64 beziehungsweise 51 Prozent ähnlich hoch, allerdings zeigen sie mit 18 und 16 Prozent einen deutlich höheren Handelsanteil.

Auch interessant: Mit 225 Unternehmen haben laut des Lexikons der deutschen Weltmarktführer fünfzehn Prozent aller deutschen Weltmarktführer ausländische Eigentümer.

Ebenfalls unverhältnismäßig groß ist die Anzahl ausländischer Unternehmen in Trend- und Wachstumsbranchen. Von rund 3000 deutschen Unternehmen, die dieser Gruppe zuzuordnen sind, haben 884 und damit 29 Prozent internationale Eigner.

Maschinenbau besonders gefragt, China nur auf Platz zehn

Vor allem im Bereich des Maschinenbaus erwecken deutsche Unternehmen das Investoren-Interesse. Dabei sind rund 396 Unternehmen im Maschinenbau im Auslandsbesitz, gefolgt von Automobilzulieferern (313), IT-Technologie-Unternehmen (313), sowie Unternehmen die in den Bereichen Elektrotechnik (279) und Chemieindustrie (260) tätig sind.

Die meisten ausländischen Eigentümer in Deutschland ansässiger Unternehmen kommen mit 1779 Firmen aus den USA. Dahinter platziert sich Frankreich mit 818, die Schweiz mit 787, Großbritannien mit 584 und die Niederlande mit 536 Unternehmen. China rangiert mit lediglich 267 Unternehmen an zehnter Stelle, knapp hinter Italien mit 314 Unternehmen. Auf Platz sechs steht Japan mit 4698 Unternehmen, dahinter das Nachbarsland Österreich mit 459 Unternehmen und an achter Stelle Schweden mit 323 Unternehmen.

Dabei sind große Konzerne (5.286 Unternehmen) mit Abstand die aktivsten ausländischen Unternehmen in Deutschland und mit ihren Tochtergesellschaften am gegenwärtigsten. Familienunternehmen (1.058) haben ebenfalls ein starkes Interesse an deutsche Unternehmen und liegen auf Platz zwei, gefolgt von Investoren (1055).

Ausländische Investoren reduzieren ihr Engagement in Deutschland

Allerdings haben ausländische Investoren ihr Engagement in Deutschland im Vorjahr deutlich reduziert. So sank die Zahl der von ausländischen Unternehmen in Deutschland angekündigten Investitionsprojekte um zehn Prozent auf 841. Hingegen verzeichneten die beiden wichtigsten Wettbewerber in Europa – Frankreich und Großbritannien - Zuwächse. So stieg die Zahl der ausländischen Investitionsprojekte in Großbritannien um zwei Prozent, in Frankreich sogar um 24 Prozent auf 1.222.

Die Gründe dafür lassen sich leicht ausmachen und belasten auch die deutschen Unternehmen seit geraumer Zeit. Insbesondere ist den ausländischen Firmen die Energie zu teuer, die Genehmigungsprozesse, sprich die Bürokratie, zu langatmig, und die Personalsuche zu schwierig.

Unter den zehn umsatzstärksten ausländischen Unternehmen in Deutschland befinden im mit Uniper SE, welches jedoch jetzt vom Staat gerettet werden muss, BP Europa SE, Total Deutschland GmbH, Vattenfall und Gazprom fünf im weiteren Sinne in der Energiebranche tätige Unternehmen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

 

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Regierung plant „Grüngas-Quote“: Mehr Umweltschutz auf Kosten der Industrie und Verbraucher
26.11.2025

Die schwarz-rote Regierung plant eine Quote, um die schleppende Wasserstoffwirtschaft in Deutschland auszubauen. Unternehmen sollen...

DWN
Politik
Politik Chatkontrolle: EU-Staaten setzen auf freiwillige Maßnahmen statt Pflichtkontrollen
26.11.2025

Die EU ringt seit Jahren darum, wie digitale Kommunikation geschützt und zugleich besser überwacht werden kann. Doch wie weit sollen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Schwarz Group plant Lidl-Rechenzentrum: Milliardenprojekt für Deutschlands KI-Infrastruktur
26.11.2025

Die Großinvestition der Schwarz Group verdeutlicht den wachsenden Wettbewerb um digitale Infrastruktur in Europa. Doch welche Bedingungen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Jobs wandern nach Südamerika: Faber-Castell will 130 Stellen in Deutschland streichen
26.11.2025

Hohe Kosten und eine schwache Nachfrage: Der fränkische Schreibwarenhersteller will Fertigung nach Südamerika verlagern und dafür...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Covestro-Überrnahme genehmigt: Abu Dhabi wird vom Ölreich zum Chemieriesen
26.11.2025

In Abu Dhabi gilt die Chemieindustrie als Zukunftsmodell. Zentraler Baustein der Vision: Die Übernahme des Leverkusener...

DWN
Politik
Politik Nach AfD-Einladung: Deutsche Bank kündigt "Familienunternehmer" den Mietvertrag
26.11.2025

Der Verband „Die Familienunternehmer“ lädt einen AfD-Politiker ein. Daraufhin beendet die Deutsche Bank einen Mietvertrag. Der Verband...

DWN
Politik
Politik Brandmauer-Debatte: Erster Wirtschaftsverband offen für Gespräche mit AfD - Rossmann verlässt Familienunternehmer
26.11.2025

Die Brandmauer-Debatte hat die Wirtschaft erreicht: Der Verband der Familienunternehmer will sich für Gespräche mit der AfD öffnen, um...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Mut statt Stillstand: Warum Deutschland beim Digitalpakt 2030 liefern muss
26.11.2025

Zwanzig Jahre Digitalpolitik und Milliarden Euro an Fördermitteln später ist Deutschland immer noch digitalen Anfänger. Verantwortung...