Politik

Nato-Beitritt von Schweden und Finnland rückt näher

Mit überraschend breiter Mehrheit votieren im US-Senat die Demokraten und Republikaner für die Nato-Norderweiterung. Damit haben 23 von 30 Nato-Staaten den beitrittswilligen Ländern Schweden und Finnland ihren Segen gegeben. Die harten Brocken warten aber noch.
04.08.2022 14:38
Aktualisiert: 04.08.2022 14:38
Lesezeit: 2 min
Nato-Beitritt von Schweden und Finnland rückt näher
Chuck Schumer (Mi.), Mehrheitsführer der Demokraten im US-Senat, begrüßt Paivi Nevala (li.), Ministerberaterin der finnischen Botschaft, und Karin Olofsdotter, Schwedens Botschafterin in den USA, im Kapitol kurz vor der Senatsabstimmung über die Ratifizierung der NATO-Mitgliedschaft. (Foto: dpa) Foto: J. Scott Applewhite

Die USA haben dem Beitritt Schwedens und Finnlands zur Nato zugestimmt. Der US-Senat ratifizierte am Mittwoch fast einstimmig die Norderweiterung des Verteidigungsbündnisses, nachdem sich Demokraten und Republikaner zuvor in seltener Einigkeit deutlich dafür ausgesprochen hatten. Über die Parteigrenzen hinweg votierten 95 Senatorinnen und Senatoren dafür – nur einer stimmte dagegen. Die beiden nordischen EU-Staaten hatten die Aufnahme in das westliche Verteidigungsbündnis im Zuge des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine beantragt.

Einschließlich den USA haben somit 23 der 30 Nato-Mitglieder ihre Zustimmung zu dem Doppelbeitritt gegeben. Deutschland hatte dies bereits Anfang Juli getan. Die 22. Zustimmung kam am Mittwochabend aus Italien: Nach dem Abgeordnetenhaus Anfang der Woche stimmte am Mittwochabend auch der Senat, damit die zweite Kammer des italienischen Parlaments, für die Norderweiterung des Bündnisses.

Die USA sind das militärisch stärkste Land innerhalb der Nato. US-Präsident Joe Biden hatte sich für die Aufnahme Finnlands und Schwedens starkgemacht und die entsprechenden Dokumente im Juli an den Senat zur Prüfung geschickt. Mit der Abstimmung noch vor der Sommerpause hat der Senat nun überdurchschnittlich schnell reagiert. Das US-Repräsentantenhaus hatte das Vorhaben im Juli mit der Verabschiedung einer Resolution unterstützt.

Türkei hat Vorbehalte

Schweden und Finnland bedankten sich für die zügige Ratifizierung in Washington. „Die starke, parteiübergreifende Unterstützung und das rasche Votum für den Beitritt unserer Länder zum Bündnis werden sehr geschätzt“, erklärte die schwedische Ministerpräsidentin Magdalena Andersson noch in der Nacht zum Donnerstag auf Twitter. Der finnische Außenminister Pekka Haavisto ließ über sein Ministerium mitteilen, man freue sich darauf, als ein verlässlicher Nato-Verbündeter mit den USA zusammenzuarbeiten.

Bisher sind Finnland und Schweden keine Mitglieder, aber enge Partner der Nato. Bevor die Beitrittsprotokolle in Kraft treten können, müssen sie von allen aktuell 30 Nato-Mitgliedstaaten ratifiziert werden. Sieben fehlen dabei nun noch: Ungarn, Tschechien, Griechenland, Portugal, Slowakei, Spanien und die Türkei.

Die größte Unsicherheit bei dem Beitrittsprozess geht nach wie vor von der Türkei aus. Ankara hatte den Beginn des Prozesses zunächst als einziges Land blockiert und diese Haltung mit der angeblichen schwedischen und finnischen Unterstützung von „Terrororganisationen“ begründet. Ende Juni unterzeichneten die drei Länder dann eine Absichtserklärung, die auf die türkischen Vorbehalte einging.

Jüngst hatte Präsident Recep Tayyip Erdogan jedoch erneut mit einer Blockade gedroht. Er wolle daran erinnern, dass die Türkei den „Prozess einfrieren“ werde, wenn gestellte Bedingungen nicht erfüllt würden, hatte er Mitte Juli gesagt. Am Freitag wollte er Russlands Präsidenten Wladimir Putin im russischen Badeort Sotschi treffen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Rutte warnt in Berlin: Russland sieht Europa als nächstes Ziel
11.12.2025

Bundeskanzler Merz und Nato-Generalsekretär Rutte haben in Berlin Alarm geschlagen. Russland ziele nicht nur auf die Ukraine, sondern...

DWN
Finanzen
Finanzen Münchener Rück-Aktie: Neue Strategie setzt deutliche Gewinneffekte frei
11.12.2025

Die Münchener Rück-Aktie gewinnt an Tempo – und das aus gutem Grund. Die neue Strategie Ambition 2030 verspricht höhere Gewinne,...

DWN
Politik
Politik Analyse: Putin und Trump spielen im selben Team gegen Europa
11.12.2025

Putin und Trump sprechen plötzlich dieselbe Sprache. Europas Zukunft steht auf dem Spiel, während Washington und Moskau ein gemeinsames...

DWN
Technologie
Technologie Halbleiter-Förderung: Dresden und Erfurt erhalten grünes Licht
11.12.2025

Europa hängt bei Chips weiter an Asien – nun greift die EU zu einem Milliardenhebel. Deutschland darf zwei neue Werke in Dresden und...

DWN
Finanzen
Finanzen EZB erhöht Druck: Vereinfachte Regeln für Europas Banken
11.12.2025

Die EZB drängt auf einfachere EU-Bankenvorschriften und will kleinere Institute entlasten. Doch wie weit darf eine Reform gehen, ohne...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Ifo-Institut korrigiert Wirtschaftsprognose: Deutschlands Aufschwung bleibt schwach
11.12.2025

Die neue Wirtschaftsprognose des Ifo-Instituts dämpft Hoffnungen auf einen kräftigen Aufschwung. Trotz Milliardeninvestitionen und...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Klimarisiken: Unternehmen gefährden ihre Umsätze durch schwaches Risikomanagement
11.12.2025

Unternehmen geraten weltweit unter Druck, ihre Klimarisiken präziser zu bewerten und belastbare Strategien für den Übergang in eine...

DWN
Politik
Politik Trump warnt die Ukraine und verspottet Europa. „Am Ende gewinnt der Stärkere“
11.12.2025

US-Präsident Donald Trump erhöht den Druck auf die Ukraine und attackiert gleichzeitig europäische Staatschefs. Seine Aussagen im...