Wirtschaft

Wie Frankreich der Dijon-Senf ausgegangen ist

In den Regalen von Frankreichs Supermärkte herrscht ein akuter Mangel an Dijon-Senf. Dies ist vor allem die Folge zweier ganz unerwarteter Ereignisse.
Autor
14.08.2022 08:23
Aktualisiert: 14.08.2022 08:23
Lesezeit: 1 min

Seit einigen Monaten gibt es in Frankreich kaum noch Dijon-Senf. Aus den Supermärkten des Landes ist er praktisch verschwunden. Wenn doch einmal knappe Lieferungen eintreffen, so sind einige Geschäfte dazu übergegangen, den Einkauf auf ein Glas pro Person zu rationieren. In den sozialen Medien diskutieren Hobbyköche mögliche Alternativen zum Dijon-Senf.

Die Franzosen konsumieren jedes Jahr ein Kilogramm Senf pro Person. Ein Großteil davon ist Dijon-Senf. Der Hauptgrund für die heutigen Engpässe besteht darin, dass Dijon-Senf nach den französischen Vorschriften aus braunen (brassica juncea) oder schwarzen (brassica nigra) Samen hergestellt werden muss. Dies trägt entscheidend zur besonderen Schärfe dieses Senfes bei.

Normalerweise importieren die französischen Hersteller etwa 80 Prozent der 35.000 Tonnen Saatgut, die sie für den Dijon-Senf benötigen, aus Kanada. Doch letztes Jahr wurden die kanadischen Provinzen Alberta und Saskatchewan, in denen der größte Teil des Saatguts angebaut wird, von einer Dürre heimgesucht. Die kanadische Ernte war nur etwa halb so groß wie in einem normalen Jahr.

Ohne den Ukraine-Krieg hätten die französischen Importeure das richtige Saatgut vielleicht stattdessen bei Lieferanten in Russland oder der Ukraine bestellen können, auch wenn die beiden Staaten sich auf die gelbe Senfsaat spezialisiert haben, die für mildere Senfsorten verwendet wird. Doch der Krieg hat die Ausfuhren unterbrochen, die weltweite Versorgung unter Druck gesetzt und die Preise in die Höhe getrieben.

Der Markt ist ausgetrocknet

Luc Vandermaesen, Leiter der Senfvereinigung von Burgund und Direktor von Reine de Dijon, einem französischen Senfproduzenten mit Sitz in dieser Region, vertritt die Ansicht, dass die in Burgund angebauten Senfkörner die mangelnden Importe nicht ausgleichen können. "Der Markt ist völlig ausgetrocknet, es gibt keine Lagerbestände, nichts", zitiert ihn der Economist.

Die Aussichten für Dijon-Senf werden nach dem Sommer klarer werden. Die burgundischen Landwirte haben bereits die diesjährige Ernte an braunem Senf eingebracht, der derzeit gereinigt wird. Ende September werden die Senfsamen in den Fabriken eintreffen, sodass die Produktion des Dijon-Senf in Frankreich im folgenden Monat wieder aufgenommen werden kann.

Die kanadische Senfernte kommt jedoch erst etwas später, und die für dieses Jahr erwarteten Mengen sind derzeit noch unbekannt. Die französischen Hersteller rechnen mit kanadischen Importen nicht vor Dezember. In der Folge wird der scharfe Dijon-Senf aus Frankreich frühestens 2023 wieder in normalen Mengen in den Regalen der französischen Supermärkte zu finden sein.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin-Kurs: Zinssignale aus Japan belasten Stimmung am Kryptomarkt – wie es weitergeht
07.12.2025

Der Bitcoin-Kurs steht erneut im Mittelpunkt der Marktdebatten, da globale Zinssignale und eine wachsende Verunsicherung unter Anlegern die...

DWN
Technologie
Technologie Social Media im Umbruch: KI verdrängt persönliche Beiträge immer mehr
07.12.2025

Die sozialen Netzwerke verändern sich rasant, während persönliche Beiträge seltener werden und KI-Inhalte die Feeds bestimmen. Welche...

DWN
Finanzen
Finanzen Nvidia-Aktie: Weshalb selbst starke Zahlen ein strukturelles Problem nicht lösen
07.12.2025

Die Nvidia-Aktie glänzt mit beeindruckenden Ergebnissen, doch Anleger übersehen oft ein zentrales Risiko. Die enorme Größe des Konzerns...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Mautkosten in Europa steigen: Wie sich Speditionen jetzt Wettbewerbsvorteile sichern
07.12.2025

Trotz wachsender Belastungen im europäischen Transportsektor zeigt sich immer deutlicher, dass Mautgebühren weit mehr sind als ein...

DWN
Panorama
Panorama Weihnachten mit kleinerem Budget: Viele Menschen müssen bei Weihnachtsgeschenken sparen
07.12.2025

Weihnachten rückt näher, doch viele Haushalte kalkulieren strenger als je zuvor. Eine neue Umfrage zeigt, wie stark Preissteigerungen die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft OpenAI-Bilanz: Deloitte prüft Milliardenpläne und Michael Burry entfacht Debatte
07.12.2025

OpenAIs rasanter Aufstieg und die enormen Investitionspläne des Unternehmens rücken die Transparenz der OpenAI-Bilanz in den Mittelpunkt....

DWN
Politik
Politik Elektromobilitätssteuer Großbritannien: Wie London die E-Auto-Revolution abbremst
07.12.2025

Großbritannien setzt mit einer kilometerbasierten Abgabe ein hartes Signal an alle E-Autofahrer und stellt die finanzielle Logik der...

DWN
Politik
Politik Russlands Desinformationskampagnen: Wie Europa gegen Putins Trolle kämpft
06.12.2025

Europe wird zunehmend Ziel digitaler Einflussoperationen, die gesellschaftliche Stabilität, politische Prozesse und wirtschaftliche...