Politik

Amnesty International beklagt Taliban-Terror in Afghanistan

Nach einem Jahr der Machtübernahme, zeichnet die Herrschaft der Taliban in Afghanistan ein ernüchterndes Bild.
15.08.2022 12:59
Aktualisiert: 15.08.2022 12:59
Lesezeit: 1 min

Inhaftierungen, Folter und Hinrichtungen: Vor genau einem Jahr, am 15. August 2021, eroberten die Taliban nahezu kampflos die Hauptstadt Kabul. Ein Bericht von Amnesty International dokumentiert jetzt eine weit verbreitete Straflosigkeit für Verbrechen wie Folter und Morde aus Rache seit ihrer Machtergreifung.

Dabei verflogt die radikalislamische Regierung Minderheiten, schlägt friedliche Proteste gewaltsam nieder und unterdrückt Frauen. Das Resümee des Berichts: „Ein Jahr voller Gewalt, Straflosigkeit und falscher Versprechen," nachdem Deutschland und andere NATO-Staaten vor gut einem Jahr das Land verließen.

Noch vor einem Jahr haben sich die Taliban dazu verpflichtet, die Menschenrechte einzuhalten. Allerdings sei die menschenrechtliche Bilanz katastrophal, sagte Theresa Bergmann, Asienexpertin bei Amnesty International in Deutschland.

Willkürliche Inhaftierungen, Folter, das Verschwinden von Menschen oder Hinrichtungen im Schnellverfahren seien an der Tagesordnung. Auch verprügeln und foltern Taliban-Soldaten willkürlich Menschen, die im Verdacht stehen, angeblich gegen Erlasse verstoßen zu haben oder der Zusammenarbeit mit der früheren Regierung beschuldigt werden. Dabei seien hunderte Leichen mit Schusswunden oder Folterspuren gefunden worden, die auf außergerichtliche Hinrichtungen hindeuten.

Mädchen und Frauen vom öffentlichen Leben ausgeschlossen

Auch würden den Mädchen und Frauen die Ausbildung und die Teilnahme am öffentlichen Leben verwehrt. Zudem gingen die Taliban massiv gegen die Pressefreiheit vor. Dabei seien im vergangenen Jahr mehr als 80 Journalisten festgenommen und gefoltert worden, allein deshalb, weil sie über friedliche Proteste berichteten.

Amnesty International ruft in ihrem Bericht die internationale Gemeinschaft dazu auf, wirksame Maßnahmen zu ergreifen, um die Taliban für die begangenen Verbrechen zur Rechenschaft zu ziehen.

Hingegen hat die deutsche Innenministerin Nancy Faeser auf massive Kritik von Menschenrechtsorganisationen, ihre Zusage, gefährdete Menschen zu retten, nicht genügend umzusetzen, reagiert. Und den noch in Afghanistan verbliebenen früheren Ortskräften eine schnelle Ausreise zugesagt.

Das größte Problem dabei sei, die besonders bedrohten Menschen aus Afghanistan rauszubekommen. Mittlerweile seien 15.759 afghanische Ortskräfte und Familienangehörige nach Deutschland gebracht worden. (ps)

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Finanzen
Finanzen Wenn Märkte überhitzen: Droht der Small-Cap-Rally das Aus?
13.07.2025

US-Anleger stürzen sich auf kleine Firmen – ein alarmierendes Zeichen. Warum Euphorie an der Börse oft das Ende markiert und was das...

DWN
Panorama
Panorama 100 Jahre Rolltreppe: Aufstieg in 30 Sekunden
13.07.2025

Die Rolltreppe ist allgegenwärtig – und doch übersehen wir oft ihre faszinierende Geschichte. Seit 100 Jahren bewegt sie Menschen durch...

DWN
Technologie
Technologie The bright, bright future ahead (AI): Bringt künstliche Intelligenz uns eine bessere Zukunft?
13.07.2025

Es geht Schlag auf Schlag. Bald, so hört man, haben wir die AGI (artificial general intelligence) und danach kommt die Superintelligence....

DWN
Unternehmen
Unternehmen Geschäftsideen schützen: Mehr Umsatz für Unternehmen mit Patenten und Marken
13.07.2025

Mehr als 50-Prozent mehr Umsatz für kleine und mittlere Unternehmen (KMU), die ihre Innovationen schützen – warum cleverer Schutz der...

DWN
Politik
Politik Patient Pflegeversicherung: Es fehlen Milliarden in den Kassen
13.07.2025

Immer mehr Pflegebedürftige in Deutschland – und die Finanzierungslücke wächst. Der Bundesrechnungshof warnt und spricht von über 12...

DWN
Technologie
Technologie KI als Mobbing-Waffe: Wenn Algorithmen Karrieren zerstören
13.07.2025

Künstliche Intelligenz soll den Arbeitsplatz smarter machen – doch in der Praxis wird sie zum Spion, Zensor und Karriere-Killer. Wer...

DWN
Finanzen
Finanzen Geldanlage: Keine reine Männersache – Geschlechterunterschiede beim Investieren
13.07.2025

Obwohl Frauen in sozialen Medien Finanzwissen teilen und Banken gezielt werben, bleibt das Investieren weiterhin stark männlich geprägt....

DWN
Unternehmen
Unternehmen Renault: Globales KI-System soll helfen, jährlich eine Viertelmilliarde Euro einzusparen
13.07.2025

Produktionsstopps, Transportrisiken, geopolitische Schocks: Renault setzt nun auf ein KI-System, das weltweite Logistik in Echtzeit...