Deutschland

Ukraine-Krieg kostet Deutschland bis zu 200 Milliarden Euro

Lesezeit: 2 min
24.08.2022 09:41  Aktualisiert: 24.08.2022 09:41
Laut DIW-Präsident Fratzscher bringt der Ukraine-Krieg einen massiven Schaden für die deutsche Wirtschaft, nämlich etwa 2.500 Euro pro Bürger.
Ukraine-Krieg kostet Deutschland bis zu 200 Milliarden Euro
Der Ukraine-Krieg bringt für Deutschland hohe Kosten. Präsident Wolodymyr Selenskyj und Bundaußenministerin Annalena Baerbock Mitte Mai in Kiew. (Foto: dpa)
Foto: Florian Gaertner

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Der seit einem halben Jahr andauernde Krieg Russlands gegen die Ukraine wird die deutsche Wirtschaft nach den Worten von DIW-Präsident Marcel Fratzscher noch über Jahre belasten. "Der Ukraine-Krieg hat massiven Schaden für die deutsche Wirtschaft verursacht", sagte der Chef des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) in einem am Mittwoch veröffentlichten Interview der Nachrichtenagentur Reuters.

Von dem zu Jahresbeginn für möglich gehaltenen Anstieg des Bruttoinlandsproduktes (BIP) von 4,5 Prozent in diesem Jahr könnte bestenfalls ein Plus von anderthalb Prozent übrig bleiben, was größtenteils an den ökonomischen Folgen des Krieges liege, der am 24. Februar begann.

"Und das ist jetzt nur der Einfluss auf dieses Jahr." Das werde sich die nächsten zwei, drei Jahre fortsetzen – "so lange, bis wir wirklich unabhängig von russischem Gas sind", sagte Fratzscher. Das werde bis mindestens 2025 dauern. "Wir reden grob geschätzt über drei Jahre hinweg von vier bis fünf Prozentpunkten des Bruttoinlandsproduktes, die verloren gehen", sagte Fratzscher. "Das sind 150 bis 200 Milliarden Euro weniger Wirtschaftsleistung."

Rezession droht

Fratzscher hält die Gefahr einer Rezession im Winterhalbjahr für "hoch und steigend". Es könnte schon im laufenden Sommerquartal eine schrumpfende Wirtschaftsleistung geben. "Das könnte sich im Herbst und auch Anfang kommenden Jahres fortsetzen", warnte der Ökonom. Im Augenblick sehe er aber keine tiefe Rezession. Es werde nicht so dramatisch werden wie zu Beginn der Corona-Pandemie.

"Wir könnten eine ungewöhnliche Rezession erleben, in der wir keinen Anstieg der Arbeitslosigkeit haben werden, aber einen deutlichen Rückgang des privaten Konsums und damit des Lebensstandards ungewöhnlich vieler Menschen", sagte Fratzscher. Gegen größere Probleme am Arbeitsmarkt spreche der massive Fachkräftemangel. Die Unternehmen hätten aktuell fast 2 Millionen offene Jobs.

Der Treiber Nummer eins für eine Rezession seien die höheren Energiepreise. "Das führt dazu, das Unternehmen weniger investieren und vor allem Verbraucher weniger konsumieren", sagte der DIW-Chef. "Wir sehen schon jetzt eine massive Schwäche bei den privaten Konsumausgaben. Denn diese Krise geht durch die hohe Inflation mit einem massiven Kaufkraftverlust der Menschen einher." So gesehen würden die Kosten dieser Rezession zwar auf viel mehr Schultern verteilt als üblich.

Das Problem daran sei, dass es Menschen mit geringen Einkommen ungewöhnlich stark treffe. "Sie haben das Drei- bis Vierfache an Inflation im Vergleich zu Menschen mit hohen Einkommen", so der Ökonom. "Daher erfahren Menschen mit geringen Einkommen einen höheren Kaufkraftverlust und müssen ihren Konsum stärker reduzieren, zumal viele von ihnen keine Ersparnisse haben."


Mehr zum Thema:  

DWN
Unternehmen
Unternehmen Neue Verträge: Nach dem KaDeWe sind auch Oberpollinger und Alsterhaus gerettet
26.07.2024

Die berühmten Flaggschiffe der deutschen Warenhäuser scheinen nach der Pleite des Immobilien-Hasardeurs René Benko endlich gerettet zu...

DWN
Politik
Politik Ukraine-Hilfsgelder von Russland: EU gibt Erträge aus dem eingefrorenen Vermögen frei
26.07.2024

Die Europäische Union hat jetzt die ersten Zinserträge aus dem im Westen eingefrorenem russischen Staatsvermögen freigegeben. Die...

DWN
Politik
Politik Der Chefredakteur kommentiert: Islamisches Zentrum Hamburg - ein längst überfälliges Verbot, Frau Faeser!
26.07.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Politik
Politik Bundeskanzler Scholz zu irregulärer Migration: „Die Zahlen müssen runter“
26.07.2024

Erwerbsmigration nach Deutschland sei erwünscht, meint der Kanzler. Problematisch findet er unerlaubte Einreisen. Eine Innenexpertin der...

DWN
Panorama
Panorama ADAC warnt: Es droht schlimmstes Stau-Wochenende der Saison
26.07.2024

Wer nun in den Urlaub fährt, sollte etwas mehr Zeit einplanen und mitunter starke Nerven haben. Der ADAC rechnet mit vielen Staus. Lassen...

DWN
Politik
Politik Außenministerin Baerbock: Seegerichtshof in Hamburg wird an Bedeutung gewinnen
26.07.2024

In Hamburg informiert sich die Außenministerin bei ihrer Sommerreise über die Arbeit des Internationalen Seegerichtshofs. Anschließend...

DWN
Finanzen
Finanzen EZB nach Stresstest: Banken haben Verbesserungsbedarf bei Cyber-Angriffen
26.07.2024

Seit der Finanzkrise 2008 wird genauer hingeschaut bei den Banken. Im Euroraum müssen sich die Institute nach Einschätzung der...

DWN
Politik
Politik Verfassungsschutz weist auf russische Sabotageversuche hin
26.07.2024

Der deutsche Inlandsgeheimdienst beobachtet schon länger verstärkte russische Geheimdienstaktivitäten. Neue Hinweise veranlassen ihn...