Weltwirtschaft

Jahrhundert-Chance: Mosambik steigt in den LNG-Markt ein

Lesezeit: 2 min
29.08.2022 12:09
Mosambik steigt in den Markt für Flüssiggas ein. Die Umstände sind günstig, dem armen Land bietet sich eine historische Chance.
Jahrhundert-Chance: Mosambik steigt in den LNG-Markt ein
Filipe Nyusi, der Präsident von Mosambik. Dem Land bietet sich durch LNG eine große Chance. (Foto: dpa)
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Mit dem südafrikanischen Mosambik wird bald ein neuer Spieler in den Markt für verflüssigtes Erdgas (liquified natural gas – LNG) einsteigen. Wie der auf Rohstoffe spezialisierte Nachrichtendienst Oilprice berichtet, könnte in den kommenden Tagen die erste Ladung mosambikanischen Flüssiggases exportiert werden.

Gefördert wird das Erdgas auf hoher See vor der nordöstlichen Küste des Landes. Medienberichten zufolge wird der italienische Eni-Konzern LNG aus dem „Coral Sul“-Feld an BP verkaufen. Das Geschäft soll im Oktober abgewickelt werden.

BP, das den Tanker „British Mentor“ bereits zur Abholung der Lieferung in die Region entsandt hat, konnte sich einen Liefervertrag mit 20 Jahren Laufzeit sichern. Das Gesamtvolumen des in diesem Zeitraum gehandelten LNG soll sich auf etwa 3,4 Millionen metrische Tonnen belaufen.

Eni arbeitet derweil an einem zweiten schwimmenden LNG-Terminal in der rohstoffreichen Region, welches in weniger als vier Jahren betriebsbereit sein soll, berichtet Bloomberg.

Mosambiks umkämpfte Ölprovinz

Mosambik blickt auf eine sehr wechselhafte Entwicklung seiner Gas-Industrie zurück. Seit einigen Jahren wird die Provinz Cabo Delgado im Norden des Landes, vor deren Küsten die Erdgasfelder liegen, von islamistischen Milizen terrorisiert.

Mit ihren Angriffen auf die Zivilbevölkerung hatten diese nicht nur tausende Mosambikaner getötet und hunderttausende weitere in die Flucht getrieben, sondern auch die Entwicklung der Gasfelder massiv beeinträchtigt.

Im April des vergangenen Jahres musste sich der französische Total-Konzern angesichts der verschlechternden Sicherheitslage aus Mosambik zurückziehen und die Entwicklung seines „Afungi“-Feldes mit Verweis auf höhere Gewalt vorerst stoppen. Die EU begann daraufhin, die Sicherheitskräfte des Landes finanziell und mit Ausbildungsmissionen zu unterstützen.

Lesen Sie hierzu: EU bereitet Entsendung von Militärausbildern nach Mosambik vor

Eine Jahrhundertchance

Die realistische Aussicht auf einen Einstieg in den Markt für LNG bietet dem armen Land nun eine historische Chance. Denn als Folge des russischen Krieges gegen die Ukraine und die darauf folgenden Sanktionen westlicher Länder gegen Russlands Energiewirtschaft suchen insbesondere die Europäer händeringend nach alternativen Lieferanten.

Die Explosion der Preise für Erdgas – die schon vor dem Krieg begann und sich seitdem noch verschärfte – könnten sich als finanzieller Segen für Mosambik erweisen. Noch im vergangenen Jahr rechneten Experten mit jährlichen Einnahmen von ungefähr 12 Milliarden US-Dollar, den der Export von Flüssiggas in die Staatskassen spülen könnte. Da sich die Weltmarkpreise für LNG seitdem aber von rund 8,5 Dollar je Million britischer Thermaleinheiten auf rund 30 Dollar fast vervierfacht hat, dürften auch die Einnahmen entsprechend höher ausfallen.

Die guten Aussichten auf dem Gasmarkt werden durch positive Entwicklungen auf anderen Gebieten unterfüttert. So ist es der Regierung in Maputo mithilfe ruandischer und südafrikanischer Soldaten, die im Rahmen der Southern African Development Community nach Cabo Delgado verlegt wurden, gelungen, den Vormarsch der Milizen zu stoppen und das Momentum zu drehen. Darüber hinaus erhält das Land wirtschaftliche und finanzielle Hilfe von der Weltbank und dem Internationalen Währungsfonds.

Mosambiks Regierung erwägt vor diesem Hintergrund die Schaffung eines Staatsfonds, in den die Hälfte der Einnahmen aus dem Gasgeschäft fließen sollen. Die andere Hälfte ist demnach zur direkten Unterstützung des Staatshaushalts vorgesehen.

Es bleibt abzusehen, ob Mosambik die große Chance nutzen kann. Neben der Wiederherstellung der öffentlichen Ordnung in Cabo Delgado stellt die effektive Zurückdrängung der Korruption sicherlich eine Hauptvoraussetzung zur Erreichung der Ziele dar.


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