Deutschland

Energiekrise: Showdown im Kohlekraftwerk

Die Energiekrise hilft den deutschen Steinkohlekraftwerken zumindest zu einem zeitlichen Comeback.
Autor
30.08.2022 11:00
Aktualisiert: 30.08.2022 11:01
Lesezeit: 2 min
Energiekrise: Showdown im Kohlekraftwerk
Aufgrund der Energiekrise werden in Deutschland wieder die Kohlekraftwerke hochgefahren (Foto: dpa) Foto: Julian Stratenschulte

Comeback der Steinkohlekraftwerke: Mit dem Steinkohlekraftwerk Heyden 4 versorgt ein Steinkohlekraftwerk wieder den Strommarkt in Nordrhein-Westfahlen. Das von dem in finanzielle Turbulenzen geratenen Energieversorger Uniper - er gehört mehrheitlich zur finnischen Energiekonzern Fortum - betriebene Kraftwerk soll dazu beitragen, Gas in der Stromversorgung zu sparen. Nicht zuletzt, weil die Verstromung von Gas aufgrund des „Merit-Order-Systems“ die Strompreise in die Höhe treibt.

Zur Erklärung: Die Großhandelspreise für Strom richten sich im Rahmen des „Merit-Order-Systems“ nach dem teuersten Kraftwerk, das zuletzt zur Einspeisung zugeschaltet wurde, um die Nachfrage zu decken. Das sind in der Regel Gas-Kraftwerke, deren teuerster Strom den Strompreis für alle bestimmt.

Das Kraftwerk Heyden im nordrhein-westfälischen Petershagen befindet sich an der Grenze zu Niedersachsen und soll mindestens bis Ende April 2023 Strom produzieren. Das im Jahr 1987 in Betrieb gegangene Kraftwerk ist laut des in Finanznöte geratenen Unternehmens, das kürzlich weitere Milliarden Euro an staatlichen Krediten beantragt hat, das leistungsstärkste Kohlekraftwerke Deutschlands. Zuletzt befand es sich in der Netzreserve. Das heißt, dass es nur noch zeitweise Strom für die Netzstabilität lieferte.

Beschluss der Bundesregierung

Bereits Mitte Juli dieses Jahres hatte die Bundesregierung beschlossen, die mit Steinkohle oder Öl betriebenen Kraftwerke wieder aus der sogenannten Netzreserve zu holen, um Erdgas einzusparen. Damals lag der Gasanteil an der Stromerzeugung laut Bundesnetzagentur bei 9,8 Prozent.

Vor Heyden 4 wurde bereits Anfang dieses Monats das Kraftwerk Mehrum im niedersächsischen Hohenhameln, das dem tschechischen Energiekonzern EPH gehört, aus der Reserve geholt. Im Saarland hingegen will der Essener Energieversorger STEAG seine zwei Werke in Quierschied und in Bexbach spätestens im November hochfahren.

Kohle und Klima

Zwar ist die Kohleverstromung nicht mit den Klimazielen und Klimaschutz vereinbar, aber mittlerweile lässt sogar der Umweltverband Greenpeace verlauten, dass eine Wiederinbetriebnahme notwendig sei. „Es ist bitter, aber unumgänglich, dass bereits stillgelegte Kohlekraftwerke wieder ans Netz gehen, so Karsten Smid, Klima- und Energieexperte von Greenpeace, „um sich aus der politisch verschuldeten Abhängigkeit von Putins Gaslieferungen zu befreien.“

Allerdings: Greenpeace fordert auf das Anfahren von Braunkohlekraftwerken für die Stromversorgung zu verzichten. Sie gelten als besonders klimaschädlich, da bei der Umwandlung der Braunkohle in Energie große Mengen des Klimakillers Kohlendioxid freigesetzt werden.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Immobilien
Immobilien Bauzinsen aktuell weiterhin hoch: Worauf Häuslebauer und Immobilienkäufer jetzt achten sollten
12.07.2025

Die Zinsen auf unser Erspartes sinken – die Bauzinsen für Kredite bleiben allerdings hoch. Was für Bauherren und Immobilienkäufer...

DWN
Finanzen
Finanzen Checkliste: So vermeiden Sie unnötige Kreditkarten-Gebühren auf Reisen
12.07.2025

Ob am Strand, in der Stadt oder im Hotel – im Ausland lauern versteckte Kreditkarten-Gebühren. Mit diesen Tricks umgehen Sie...

DWN
Technologie
Technologie Elektrische Kleinwagen: Kompakte Elektroautos für die Innenstadt
12.07.2025

Elektrische Kleinwagen erobern die Straßen – effizient, kompakt und emissionsfrei. Immer mehr Modelle treten an, um Verbrenner zu...

DWN
Finanzen
Finanzen Elterngeld: Warum oft eine Steuernachzahlung droht
12.07.2025

Das Elterngeld soll junge Familien entlasten – doch am Jahresende folgt oft das böse Erwachen. Trotz Steuerfreiheit lauert ein...

DWN
Finanzen
Finanzen Krypto ersetzt Börse: Robinhood bietet Token-Anteile an OpenAI und SpaceX
12.07.2025

Die Handelsplattform Robinhood bringt tokenisierte Beteiligungen an OpenAI und SpaceX auf den Markt. Doch was wie ein Investment klingt,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Meta-KI: Facebook-Mutter wirbt KI-Top-Talente von OpenAI ab – Altman schlägt Alarm
12.07.2025

Der KI-Krieg spitzt sich zu: Meta kauft sich Top-Talente, OpenAI wehrt sich mit Krisenurlaub – und Europa droht im Wettrennen um die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deindustrialisierung: Ostdeutsche Betriebsräte fordern Ende von Habecks Energiewende - Industriestandort gefährdet
11.07.2025

Nach dem Verlust von über 100.000 Industriearbeitsplätzen richten ostdeutsche Betriebsräte einen dramatischen Appell an Kanzler Merz....

DWN
Technologie
Technologie Start-up ATMOS Space Cargo setzt neue Maßstäbe: Deutsche Logistik erobert den Weltraum
11.07.2025

Fracht ins Weltall zu bringen, ist eine Herausforderung. Eine noch größere ist es, sie wieder unversehrt zur Erde zurückzubringen....