Trotz Energiekrise, Inflation und Lieferkettenproblemen: Im zweiten Quartal dieses Jahres sind in Deutschland nur 19 Großunternehmen mit einem Umsatz von mehr als 20 Millionen Euro in die Insolvenz gegangen. Das sind 43 Prozent weniger als in den ersten drei Monaten des Jahres und nur zwei mehr als im selben Zeitraum des Vorjahres.
Insgesamt meldeten damit im ersten Halbjahr dieses Jahres 52 Großunternehmen Insolvenz an, rund 53 Prozent mehr als noch im Vorjahr. Sollte es in diesem Takt weitergehen, dann lägen die Insolvenzen dieses Jahres im Schnitt der Jahre vor der Pandemie.
Drei der in Insolvenz gegangenen Unternehmen im zweiten Quartal des Jahres sind dem Ukraine-Krieg zum Opfer gefallen. Dabei handelt es sich um die CargoLogic Germany, eine am Flughafen Leipzig/Halle beheimatete Fracht-Airline, die zur russischen Volga-Dnepr-Gruppe gehörte und seit 2019 in Deutschland aktiv war.
Wegen der Sanktionen gegen russische Unternehmen wurde die deutsche Tochter so stark in Mitleidenschaft gezogen, dass das Unternehmen aufgeben und alle 60 Mitarbeitern entlassen musste.
Und auch die Pleiten des Kranbauers Kocks Ardelt und des Stahlbauers Reuther STC gehen auf den Krieg in der Ukraine zurück. Beide Unternehmen aus Brandenburg bezogen nämlich ihren Stahl bisher hauptsächlich aus dem lange umkämpften ukrainischen Stahlwerk Asow bei Mariupol. Besonders tragisch: Kocks Ardelt hatte noch bis Ende 2023 gefüllte Auftragsbücher.
Die anderen deutschen Insolvenzen gehen hingegen auf das Konto der hohen Energiepreise, und Rohstoffkosten, aber auch auf die immer noch stark gestörten Lieferketten aufgrund der Corona-Krise in China zurück.
Allerdings bedeutet die Insolvenz eines Unternehmens nicht immer das endgültige Aus. So können sie zum Beispiel entweder durch eine Übernahme oder durch eine Neustrukturierung der Schulden gerettet werden. (ps)