Deutschland

Versicherer befürchten russische Cyberangriffe auf deutsche Unternehmen

Der Hauptgeschäftsführer des Gesamtverbands der deutschen Versicherungswirtschaft fordert deutsche Unternehmen dazu auf, sich besser auf Cyberangriffe vorzubereiten.
07.06.2022 12:47
Lesezeit: 2 min
Versicherer befürchten russische Cyberangriffe auf deutsche Unternehmen
Die russische Invasion der Ukraine dauert an. Dasselbe gilt für die Sorge vor russischen Cyberangriffen gegen deutsche Ziele. (Foto: dpa)

Das zuvor schon hohe Niveau von Cyberattacken hat nach Angaben von IT-Sicherheitsexperten mit dem Angriff Russlands auf die Ukraine noch zugenommen. "Wir haben nicht nur während der Pandemie eine stärkere Verbreitung von Angriffen gesehen - die Risiken im Zusammenhang mit Attacken haben mit dem Krieg in der Ukraine noch zugenommen, da Cyberattacken ein Werkzeug der Kriegsführung sind", betont IT-Sicherheitsexperte André Kudelski. Kudelski ist Chef der Schweizer Verschlüsselungs- und IT-Sicherheitsfirma Kudelski Group.

IT-Sicherheitsexperte: IT-Systeme und Maschinenparks derzeit stärker verwundbar als früher

Die Landschaft von IT-Systemen und Maschinenparks sei derzeit auch stärker verwundbar als früher, so Kudelski. "Als Konsequenz aus der Notsituation infolge von Covid-bezogenen Lockdowns haben viele Organisationen es möglich gemacht, alle Funktionen auch aus der Ferne auszuführen, darunter auch die kritischsten", sagt der Fachmann.

"Das hat die Angriffsfläche für Cyberkriminelle bedeutend vergrößert." Vor Ausbruch der Corona-Krise sei die Steuerung von Systemen in den meisten Fällen nur physisch vor Ort anwesenden Experten möglich gewesen. Die Anwendung von Künstlicher Intelligenz ermögliche den Angreifern zudem komplexere Attacken und mache auch kleinere Angriffe tendenziell profitabler, sagte Kudelski.

Versicherungsverbandschef: "Je länger der Krieg dauert, desto wahrscheinlicher werden Cyberangriffe."

Auch die deutschen Versicherer befürchten durch den Ukraine-Krieg eine Zunahme von Cyberattacken auf die deutsche Wirtschaft. "Je länger der Krieg in der Ukraine dauert, desto wahrscheinlicher werden Cyberangriffe auf deutsche Unternehmen aus Russland heraus", sagte der Hauptgeschäftsführer des Gesamtverbands der deutschen Versicherungswirtschaft, Jörg Asmussen, am Dienstag laut Mitteilung. Zuvor hatte das Redaktionsnetzwerk Deutschland berichtet.

Bislang hätten die Versicherer seit Beginn des Krieges zwar noch keine vermehrten Schäden feststellen können, sie gingen aber von einem deutlich höheren Risiko aus, hieß es. "Es könnte nicht nur zu gezielten Angriffen auf einzelne Unternehmen kommen, sondern auch zu breiter angelegten Attacken – zum Beispiel mit Schadsoftware, die massenhaft per Mail versendet wird", sagte Asmussen.

Asmussen: Mittelstand soll sich gegen Cyberangriffe wappnen

Er rief insbesondere mittelständische Unternehmen auf, ihre IT-Sicherheit weiter zu verbessern. "Der Mittelstand hat die Potenziale bei der Prävention bei weitem noch nicht ausgeschöpft. Angesichts der neuen Gefahren müsste IT-Sicherheit spätestens jetzt in jedem Unternehmen Chefsache sein, denn eine Cyberattacke kann die wirtschaftliche Existenz eines Unternehmens in kürzester Zeit vernichten."

Kudelski sieht ein erfolgreiches Geschäftsmodell von privaten Hackergruppen vor allem darin, von Staaten toleriert zu werden und im Gegenzug auch staatlich genehme Attacken durchzuführen. "Falls ein Schurkenstaat am Diebstahl von Geheimnissen interessiert ist, können Hacker ein effektives Werkzeug sein, um diskret an diese Geheimnisse zu kommen, ohne direkt die Regierung darin zu verwickeln", führte der Experte aus. Das sehe dann oft wie ein rein geschäftlich motivierter Angriff aus, etwa im Fall von sogenannter Ransomware, bei der Angreifer wichtige Daten verschlüsseln und sie erst gegen Geldzahlung wieder freigeben.

Kudelski: Kriminelle kreativ im Erfinden neuer Geschäftsmodelle

Hackergruppen organisieren sich Kudelski zufolge oft in einer solchen Art "Franchise"-Modell. "Leute finanzieren Cyberattacken mit ihrem eigenen Geld, sowohl um Geld zu machen als auch ein Ziel zu erreichen, das von einem Schurkenstaat oder einem Unternehmen erwünscht ist – als Gegenleistung dafür, dass die Behörden ein Auge zudrücken." Weil Cyberattacken sehr profitabel sein könnten, seien Kriminelle auch sehr kreativ im Erfinden neuer Geschäftsmodelle.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN-Wochenrückblick

Weniger E-Mails, mehr Substanz: Der DWN-Wochenrückblick liefert 1x/Woche die wichtigsten Themen kompakt und Podcast. Für alle, deren Postfach überläuft.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Globale Wirtschaft: Fed-Zurückhaltung bremst Wachstum und Aktienmärkte weltweit
22.12.2025

Nach der starken Rally an den Aktienmärkten mehren sich die Zweifel, ob das globale Wachstum ohne neue geldpolitische Impulse tragfähig...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Bundeskartellamt verhängt zehn Millionen Euro Bußgeld
22.12.2025

Zehn Millionen Euro Bußgeld – das klingt nach wenig für Deutschlands oberste Wettbewerbshüter. Tatsächlich ist es ein deutlicher...

DWN
Finanzen
Finanzen Persönliche Daten bei Banken: Was Sie preisgeben müssen - und was nicht
22.12.2025

Bevor Banken Konten, Kredite oder Depots freigeben, sammeln sie umfangreiche Daten. Doch nicht jede Auskunft ist verpflichtend – viele...

DWN
Finanzen
Finanzen Schaeffler-Aktie vor dem Ausbruch: Zehn Prozent Umsatz aus neuen Geschäften
22.12.2025

Während andere Rüstungsaktien nach ihrer Rally ins Stocken geraten, schiebt sich ein Industriekonzern überraschend nach vorn. Die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Fallender Ölpreis hält Kraftstoffpreise vor den Feiertagen niedrig
22.12.2025

Der Ölpreis ist erstmals seit Beginn des Ukrainekriegs unter 60 US-Dollar gefallen. Für Verbraucher bedeutet das niedrige...

DWN
Technologie
Technologie Smart Cities: Fluch oder Segen?
22.12.2025

Smart Cities sind längst keine Zukunftsmusik mehr. In Städten wie Grevenbroich testen Sensoren, Kameras und KI das urbane Leben der...

DWN
Politik
Politik EU-Ukraine-Finanzierung: Milliardenkredit ohne Zugriff auf russisches Vermögen – die Hintergründe
22.12.2025

Die EU sucht nach Wegen, die Ukraine finanziell zu stützen, ohne neue politische Bruchlinien in der Union zu erzeugen. Doch welche Folgen...

DWN
Finanzen
Finanzen DroneShield-Aktie: Drohnenabwehr boomt durch steigende Bedrohungslage
22.12.2025

Die DroneShield-Aktie legt nach starken Zuwächsen weiter zu. Neue Governance-Regeln stärken das Vertrauen der Anleger, während der Markt...