Panorama

Kalifornien: Hitze bedroht E-Auto-Markt

Seit Tagen warnen die kalifornischen Behörden vor möglichen Rekordtemperaturen und rufen die Bürger auf, Strom einzusparen. Dabei sollen sie auf das Aufladen von E-Autos verzichten. Das wirft ein nicht zu unterschätzendes Problem für die Zukunft auf.
Autor
05.09.2022 09:36
Aktualisiert: 05.09.2022 09:36
Lesezeit: 2 min

Hitzewelle in Kalifornien: Der US-Bundesstaat Kalifornien wird von einer Hitzewelle heimgesucht, die das Stromnetz mit einem erhöhten Energiebedarf belastet. Der Gouverneur Gavin Newsom hat schon einmal vorsorglich den Notstand ausgerufen. Besonders heiß soll es diesen Mittwoch im „Tal des Todes“ (Death Valley) mit Temperaturen über 50 Grad Celsius werden.

Obwohl der California Independent System Operator (ISO), das ist ein von neun unabhängigen, überregionalen Übertragungsnetzbetreibern in den USA und Kanada, versucht, alle vorhandenen Ressourcen ins Netz zu bringen, appelliert der Netzbetreiber an die über 40 Millionen Bürger des Bundesstaates, Strom einzusparen. Unter anderem wurde die Bevölkerung aufgerufen, auf den Einsatz von Großgeräten und auf das Aufladen von Elektrofahrzeugen zu verzichten.

Sommerhitze und E-Autos

Zwar ist die Sommerhitze in Kalifornien nichts Neues, allerdings könnte ein damit zusammenhängender Verzicht, E-Autos aufzuladen, künftig zu einem Hemmschuh in der Umsetzung einiger Reformen des US-Bundesstaates werden, die auf eine Reduzierung des Treibhausausstoßes abzielen. Konkret: Die Umstellung von benzinbetriebenen Autos auf Elektrofahrzeuge.

Denn: Ähnlich wie in Deutschland sind die Stromkapazitäten des Landes begrenzt und es scheint, dass die Stromversorger des Landes nicht darauf vorbereitet sind, einen rapid wachsenden Markt an E-Autos mit dem notwendigen Strom zu versorgen, ohne dass es zu Engpässen kommt, oder noch schlimmer, die Strom-Knappheit dazu beiträgt, die von der Umweltbehörde angepeilten Ziele abrupt abzubremsen.

Denn die Regelung der Behörde sieht vor, dass schon im Jahr 2026, 35 Prozent der im Handel angebotenen Autos elektrisch oder mit Wasserstoff fahren müssen. Zwei Jahre später bereits 51 Prozent, und 2030 68 Prozent, um im Jahr 2035 auf 100 Prozent zu kommen. Zumindest nach heutigem Stand der Versorgung scheint diese Umstellung für die Energie-Lieferanten ein nicht zu bewältigendes Problem zu sein.

Verbraucher sollen Verbrauch reduzieren

Bereits in der jetzigen Hitzephase, in der der tägliche Stromverbrauch die Marke von 48.000 Megawatt überschreiten soll, rechnet der Netzbetreiber damit, Flex-Warnungen ausrufen zu müssen. Während eines solchen Aufrufs werden die Verbraucher aufgefordert, den Energieverbrauch zwischen 16 und 21 Uhr zu reduzieren. Der Grund: Das System ist zu dieser Zeit am stärksten belastet, die Nachfrage nach Strom hoch und es steht weniger Sonnenenergie zur Verfügung.

Der Bundesstaat, in dem der Autobauer Tesla in Fremont seine Modelle produziert, nimmt eine Vorreiterstelle in der Umstellung auf E-Autos in den USA ein. Dabei überschritt Kalifornien erstmals in diesem Jahr die Zahl von einer Million zugelassenen E-Autos. Zudem ist der Bundesstaat am Pazifik der größte Neuwagenmarkt im Land und von großer Bedeutung für die Autoindustrie. Aber: Auch wenn der größte US-Autobauer General Motors die von der Umweltbehörde herausgegebenen Ziele unterstützt und bereits im vergangenen Jahr angekündigt hat, seine Modellpalette bis 2035 komplett emissionsfrei aufzustellen, bleibt allerdings die Frage zu beantworten, ob das Stromaufkommen des Bundesstaates einer derartigen E-Auto-Welle gewachsen ist.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Politik
Politik Demokratie unter Dauerstress: Der globale Trend zur Autokratie
26.12.2025

2026 könnte zum Wendepunkt werden: Von Washington bis Berlin geraten liberale Demokratien unter Druck. Autokraten gewinnen Einfluss,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Prognose: Startet die deutsche Wirtschaft 2026 endlich durch?
25.12.2025

Drei Jahre Flaute, kaum Wachstum – doch 2026 könnte die deutsche Wirtschaft endlich drehen. Prognosen deuten auf leichte Erholung,...

DWN
Finanzen
Finanzen Bundesbank: Zahlungen per Smartphone steigen sprunghaft an
25.12.2025

Immer mehr Menschen zücken zum Bezahlen das Smartphone. Hinter den allermeisten Transaktionen stecken heute noch Debitkarten. Das könnte...

DWN
Finanzen
Finanzen Bankenpleite: Was passiert mit meinem Geld?
25.12.2025

Es ist eine tiefe Angst vieler Menschen – die eigene Bank, der man sein Erspartes anvertraut hat, geht bankrott. Erfahren Sie hier, wie...

DWN
Finanzen
Finanzen Stablecoins vs. Digitaler Euro: Wie digitales Geld den globalen Zahlungsverkehr verändert
25.12.2025

Digitale Zahlungsmittel gewinnen zunehmend an Bedeutung und verändern, wie Geld transferiert und gespeichert wird. Stablecoins dringen in...

DWN
Finanzen
Finanzen Private Debt im Fokus: Steigt das Risiko einer Finanzkrise an den US-Börsen?
25.12.2025

Die jüngsten Insolvenzen in der Autoindustrie haben an den internationalen Finanzmärkten eine neue Debatte über versteckte Risiken im...

DWN
Panorama
Panorama Initiative Jobsuche: Weshalb die Weihnachtszeit perfekt ist
25.12.2025

Während viele glauben, der Arbeitsmarkt schlummere zum Jahresende, öffnen sich gerade jetzt heimlich Türen. Eine erfahrene Coachin...

DWN
Finanzen
Finanzen US-Tech-Aktien: Tech-Konzerne überflügeln Börsen und gewinnen neue Dominanz
25.12.2025

Die rasant steigenden Bewertungen der US-Techkonzerne verschieben die Kräfteverhältnisse an den globalen Finanzmärkten. Doch wie...