Wirtschaft

Chinas Bankenskandal: Der Staat greift durch

Der Bankenskandal in China verursachte große Protestkundgebungen chinesischer Sparer seit April dieses Jahres. Jetzt werden die Rädelsführer verhaftet.
Autor
04.09.2022 08:11
Lesezeit: 2 min

Verhaftungswelle gegen Betrüger rollt: Die chinesische Polizei hat mehr als 200 Verdächtige festgenommen, die mit einem der größten Bankenskandale des Landes in Verbindung stehen.

Bereits im April setzten vier Banken in der zentralchinesischen Provinz Henan die Bargeldabhebungen aus, wer online auf sein Guthaben zugreifen wollte, wurde mit Hinweisen auf Wartungsarbeiten auf der Website vertröstet.

Mit der Einsetzung einer Aufsichtsbehörde wurden die Gelder von rund 400.000 Chinesen dann erstmal eingefroren. Das führte zu Massenprotesten, die zweitweise in Gewalt ausarteten und das Finanzsystem des Landes erschütterte.

Jetzt teilte die Polizei in der Stadt Xuchang mit, dass inzwischen 234 Personen im Zusammenhang mit dem Skandal verhaftet wurden, und dass man bei der Wiederbeschaffung der gestohlenen Gelder Fortschritte erzielte habe.

Finanzmakler spekulierten mit den Geldern der Einleger

In der Erklärung hieß es, dass eine Bande die Kontrolle über eine Reihe lokaler Banken übernommen und Anleger mit Zinssätzen von bis zu 18 Prozent geködert hätte. Finanzmakler spekulierten dann mit den so erschlichenen Geldsummen. Nach Aussagen der Polizei, habe die Bande bereits seit 2011 die Banken kontrolliert.

Aufgrund der Misswirtschaft und der mafiösen Strukturen des ländlichen Bankensektors, wurde dieser von Pekings Bemühungen, die Immobilienblase und die ausufernde Verschuldung einzudämmen, besonders hart getroffen. Zudem hat sich das Vorgehen der chinesischen Banken- und Versicherungsaufsichtsbehörde gegen die Finanzbranche auf die gesamte zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt ausgewirkt.

Eine dritte Amtszeit von Xi Jinping

Jetzt versucht Peking verzweifelt, die soziale Stabilität im Land aufrecht zu erhalten. Nicht zuletzt, weil sich Xi Jinping auf dem Parteitag der regierenden kommunistischen Partei in wenigen Monaten eine dritte Amtszeit sichern will.

Noch am 10. Juli wurde eine Massendemonstration von Einlegern in Henans Provinzhauptstadt Zhengzhou gewaltsam aufgelöst, wobei die Demonstranten von der Polizei in Busse gezwungen und geschlagen wurden, wie Augenzeugen der Agence France-Press, kurz AFP, berichteten. Fotos in sozialen Medien bestätigen diese Version.

Die Banken-Aufsichtsbehörde bietet den Einlegern mittlerweile seit einigen Monaten schrittweise Rückzahlungen an. Anfang dieser Woche versprach die Banken- und Versicherungsaufsichtsbehörde von Henan auch den Bankkunden, die zwischen 400.000 und 500.000 Yuan (das sind zwischen 57.900 und 72.300 US-Dollar) eingezahlt hatten, die Gelder ab der ersten Septemberwoche vollständig zurückzuzahlen. Kunden mit kleineren Beträgen wurden bereits entschädigt.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen US-Börsen: Wall Street schließt dritten Tag in Folge im Minus
31.12.2025

Die wichtigsten US-Aktienindizes beendeten den Handelstag am Dienstag bereits den dritten Tag in Folge mit Verlusten.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft KI im Bewerbungsprozess: Was Unternehmen und Kandidaten beachten sollten
30.12.2025

Künstliche Intelligenz entscheidet längst über Bewerbungen – schneller, objektiver, aber nicht immer transparent. Während manche...

DWN
Politik
Politik USA greifen Hafen in Venezuela an: CIA soll angeblichen Drogenumschlagplatz attackiert haben
30.12.2025

Eine Explosion im Hafen, ein Präsident, der offen von einem Schlag spricht, und viele offene Fragen. Donald Trump bestätigt einen...

DWN
Panorama
Panorama Tresor-Coup in Gelsenkirchen: 3.200 Schließfächer aufgebrochen, Beute von 30 Millionen Euro
30.12.2025

"Wir wollen rein", skandiert eine aufgebrachte Menge vor der Sparkassenfiliale in Gelsenkirchen. Doch die Polizei riegelt ab. Was zum...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Neun von zehn Haushaltshilfen werden schwarz beschäftigt
30.12.2025

Fast vier Millionen Haushalte setzen auf Schwarzarbeit – warum viele die Anmeldung umgehen und wie viel Geld dabei wirklich fließt.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Generation Z: Warum Sinnhaftigkeit zur neuen Währung im Job wird
30.12.2025

Führungskraft? Nein danke. Für die Generation Z zählt im Beruf längst nicht mehr die steile Karriere, sondern Sinn, Freiheit und...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Lebensmittelpreise 2025: Butter billiger, Schokolade teurer
30.12.2025

2025 wurden Verbraucher bei Lebensmitteln kräftig durchgeschüttelt. Butter fiel im Preis deutlich, während Schokolade, Rinderhack und...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Alarm: Deutschland hat die höchsten Unternehmenssteuern der G7
30.12.2025

Deutschland gilt als Hochsteuerland – nun belegen es die Zahlen. Eine große Mehrheit der Unternehmen empfindet Steuern und Abgaben als...